AC/DC - Maximum Rock N Roll
bei Live At Donington .
»Der Sound der Aufnahme ist sehr rau«, erzählte Malcolm im Februar 1997 Phil Lageat von Hard Rock . »Da gibt es keinen Bullshit drauf, deshalb heißt das Video No Bull !«
Als sich das Jahr dem Ende zuneigte, bezeichnete Kardinal Joseph Ratzinger – heute Papst Benedikt XVI. – während einer Messe Rockmusik als »Instrument des Teufels« und erwähnte dabei ausdrücklich die Beatles, die Eagles, Queen, die Rolling Stones und AC/DC als Brandstifter. Offizielle Sprecher des Vatikan stellten später Black Sabbath, Alice Cooper und AC/DC als schlimmste Beispiele heraus, während Kirchenobere behaupteten, dass die Initialen der Band »nicht für Gleichstrom/Wechselstrom oder gar für Bisexualität stehen, sondern für die satanische Redewendung ›Anti-Christ, Death to Christ‹«.
2001
Hatten Sie je das Gefühl, beobachtet zu werden? Angus im Madison Square Garden, New York.
26. Kapitel
Stiff Upper Lip
Man kann einen Schuljungen aus Glasgow herausholen, aber die Straßen Glasgows kriegt man aus dem Schuljungen nicht raus. Die Show in Phoenix, Arizona, lief wie geschmiert. Zumindest bis jemand mitten im Break von »Bad Boy Boogie« mit einem Drink nach Angus warf. Das ließ sich der Gitarrist nicht gefallen. Er machte den Schuldigen aus, bewegte sich auf den Werfer zu, zeigte auf den Typen und rief ihn zu sich. Dann flog ein weiteres Getränk – dann ging’s los.
Angus hängte seine Gitarre ab, gab sie einem Roadie und schlüpfte unter der Absperrung durch. Als er den Typen in Reichweite hatte, griff er zu, verdrehte ihm ordentlich die Nase und gab ihm noch ein paar unfreundliche Worte mit auf den Weg. Dann wurde der Typ von der Security weggebracht. Mit seiner Gitarre verbeugte sich Angus, und die Show ging weiter, als sei nichts gewesen.
Schon immer hatten AC/DC eine starke Abneigung gegenüber hohlem Geschwätz und windigen Geschäftsmanövern, einigen anderen Dingen gegenüber waren sie jedoch lockerer geworden. Sie gaben sich jetzt toleranter gegenüber Vorschlägen von außen. Das zeigte sich in kleinen Dingen wie der Meldung in Sydneys Tageszeitung Daily Telegraph vom 26. August 1997, dass eine Gedenkbriefmarkenserie zur australischen Rock-’n’-Roll-Geschichte aufgelegt werden sollte. Auf einer Marke sollte Angus mit seiner Schultasche und den Worten »Long way to the top« verewigt werden. Sie machten den Spaß mit. Ein größeres Beispiel für die veränderte Denkweise war die Veröffentlichung des Bonfire -Boxset, das einen Blick zurück in die Geschichte der Band warf, mit seltenen und unveröffentlichten Songs und Liveaufnahmen mit Bon Scott. Die Band hatte nie viel von Greatest-Hits-Alben gehalten. AC/DC hatten zwei Karrieren – eine mit Bon und eine mit Brian. Der ersten hatte das Schicksal ein Ende gesetzt, die zweite hatten sie nur ihrer Entschlossenheit zu verdanken. Beide Karrieren gleichermaßen angemessen zu repräsentieren, schien der Band bis dato so gut wie unmöglich. Jetzt aber war es, als ob die Zeit die Kluft überbrückt hatte.
Als Hommage an Bon war auf Bonfire Material, das der Sänger geprägt hatte, zu hören. Etwa das unveröffentlichte »Dirty Eyes«, aus dem später der Klassiker »Whole Lotta Rosie« entstehen sollte. Dazu kamen die Livepromos aus den Atlantic Studios von 1977, die schon für bis zu 300 Dollar als Bootlegs auf dem Markt kursierten. Auf Vorschlag von Arnaud Durieux hin, dem Coautor dieses Buchs, gab die Band noch eines der Pariser Konzerte von Ende 1979 mit in die Box, die für den Film Let There Be Rock aufgezeichnet wurden. Durieux hatte die Originalaufnahmen ausfindig machen können. Zwar waren die 24-Spur-Aufnahmebänder ein paar Jahre zuvor zerstört worden, aber ein Masterband mit dem Endmix wurde glücklicherweise noch entdeckt.
Als Verneigung vor Brian fand Back In Black , der Meilenstein nach Bons Tod, ebenfalls Berücksichtigung bei Bonfire. Damit verabschiedeten sich AC/DC auch von ihrem lang gehegten Grundsatz, den Fans nichts zweimal zu verkaufen. Schließlich besaßen schon weit mehr als 20 Millionen Käufer weltweit Back In Black .
Der Titel Bonfire ging zurück auf eine Idee von Bon in einer Zeit, als jedes Mitglied einer erfolgreichen Rockband sein Soloalbum aufnahm. Obwohl Bon ursprünglich nichts als Verachtung für die Solo-Idee übrig hatte, änderte er später seine Meinung.
Angus: »Er erzählte Malcolm: ›Wenn ich irgendwann eine große Nummer bin und die wollen, dass ich ein Soloalbum mache,
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