AC/DC - Maximum Rock N Roll
werde ich es Bonfire nennen!‹ Das Schwerste an Bonfire war, die Aufnahmen aufzutreiben. Wir mussten uns an die Orte erinnern, an denen wir mit Bon gespielt hatten, und dann recherchieren, ob es Aufnahmen davon gab. Ob du’s glaubst oder nicht, viele der Bänder waren verschwunden, oder die Qualität war zu schlecht. Oft gab es nur noch die Kopie einer Kopie einer Kopie. Das Problem hatten wir früher schon. Wir haben mal irgendwo in Australien nach alten Bändern gesucht. Dann stellte sich heraus, dass es in dem Archiv gebrannt hatte. Der Track, der mich am meisten beeindruckt hat, war ›She’s Got Balls‹ aus dem Lifesaver in Sydney. Es war das erste Konzert, bei dem Cliff dabei war, sein erstes Mal auf der Bühne mit uns. Ich dachte ja, wir wären ein bisschen wacklig gewesen – an Cliffs erstem Abend -, aber ganz im Gegenteil. Es geht richtig ab. Und Bon hat natürlich geglänzt.«
Bonfire wurde für die Band ein Akt der Selbstbestätigung. Als sie das Material sichteten, erfüllten die teilweise 20 Jahre alten Songs sie mit großem Stolz. Denn sie stellten ganz nebenbei auch befriedigt fest: Ihre Grundeinstellung und ihr Sound hatten sich nicht im Geringsten verändert. Sie beteten immer noch Chuck Berry an. Das Wichtigste bei jedem Song waren nach wie vor der Swing und der Rhythmus. Und AC/DC waren immer noch die stolzen Fahnenträger des wahren Rock-’n’-Roll-Fundamentalismus.
»Die Zutaten sind stets dieselben«, erklärte Angus Winston Cummings im Hit Parader vom Mai 1998. »Aber wir haben gelernt, unsere Musik besser zu verstehen.«
Am 17. November wurde Bonfire in Europa und Australien veröffentlicht. Die USA folgten am nächsten Tag, in Großbritannien dauerte es bis zum 6. Dezember. Die Veröffentlichung in den Vereinigten Staaten fiel zusammen mit der Auszeichnung für 16 Millionen verkaufte Exemplare von Back In Black in Amerika, was dem Album dort Platz zwei in der Liste der meistverkauften Hardrockalben aller Zeiten bescherte. Währenddessen ging es langsam, aber stetig mit den Arbeiten an einem neuen Album weiter. Im Februar 1998 war der Songwriting-Prozess, der im Sommer 1998 in London begann, abgeschlossen.
Die Songs waren in Australien, in Angus’ Haus in Holland, wo er seit einiger Zeit lebte, und in London mit Malcolm an der Gitarre und Angus am Schlagzeug entstanden. Aber bevor es mit den Aufnahmen losgehen konnte, gab es noch einige Kleinigkeiten zu erledigen: Im Mai 1998 jammten Brian und Cliff bei einer Benefizveranstaltung im Opernhaus von Sarasota, Florida. Im Monat darauf veröffentlichten Neurotica aus Florida ihr Album Seed , das Brian nicht nur produziert hatte – er war auch bei den Backingvocals zu hören. Schon im Jahr zuvor hatte er auf dem Album Cut The Crap von Jackyl den Song »Locked And Loaded« gesungen, bei dem er ebenfalls am Songwriting beteiligt war. Im August 1998 fand die Preisverleihung vom Kerrang! statt, wo Angus und Brian einen ihrer seltenen konzertlosen Auftritte in der Öffentlichkeit einschoben, um eine Ehrung für das Lebenswerk von AC/DC entgegenzunehmen.
Die Arbeit an dem neuen Material zog sich über einige Monate hin. Malcolms alter Freund Herm Kovac bekam während dieser Zeit einen Anruf: »Malcolm rief mich an und fragte, ob ich ihm ein Schlagzeug etwas billiger besorgen könnte. Da kam wohl der Schotte durch. Der Typ ist Multimillionär und fragt mich, ob ich ihm Rabatt bei einem Ludwig-Schlagzeug geben könne! Auf den Trichter ist er durch Simon Kirke (den Drummer von Free und Bad Company, den Malcolm sehr bewundert) gekommen. Der hat ihm gesagt, dass Ludwig-Drums großartig sind. Malcolm ist der Typ, der nichts von Drumcomputern wissen will, wenn er zu Hause ein Demo aufnimmt. Er will das Schlagzeug selbst spielen.«
Die Pläne für die Aufnahmen wurden auf tragische Weise am 17. Mai 1999 vom Tod des Produzenten Bruce Fairbairn durchkreuzt, der im Alter von 49 Jahren starb. Malcolm und Angus hatten Fairbairn für sein Arbeitsethos sehr geschätzt, die Leichtigkeit, mit der er Dinge umsetzen konnte, und seinen Familiensinn. Beide flogen nach Vancouver, um an seiner Beerdigung teilzunehmen.
Aber die Show musste weitergehen: Im Juli mieteten sie sich in Bryan Adams’ Warehouse Studios in Vancouver ein, die sie vom Ambiente her an die Albert Studios in der King Street in Sydney erinnerten. George Young konnte überredet werden, seinen inoffiziellen Ruhestand zu unterbrechen. Da George nicht mehr mit Harry Vanda zusammenarbeitete,
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