Ach so!
enthalten ist, desto schärfer schmeckt sie.
Die Capsaicin-Moleküle binden sich an die Rezeptoren derjenigen Nervenzellen, die
auch auf starke Hitze ansprechen. Genau das ist der Grund, warum es so unangenehm
brennt, obwohl das Essen nicht einmal heiß ist. In unserer Mundschleimhaut haben wir
übrigens auch andere Zellen, die bei Kälte reagieren. Die wiederum kann man mit
Menthol aktivieren, daher schmecken Hustenbonbons kühl.
Capsaicin führt in der Folge zu einer stärkeren
Durchblutung der entsprechenden Stelle. Der scharfe Stoff der Chilis findet sich aus
diesem Grund auch in Wärmesalben und Pflastern.
Tiere reagieren ebenfalls auf scharfes Essen. Katzen oder Hunde
rühren gewürztes Fleisch nicht an. Doch es gibt da eine interessante Ausnahme:
Vögel.
Als Kind habe ich beobachtet, wie Raben Chilis klauten und
fraßen, und zu meiner Verblüffung hat es ihnen sogar geschmeckt. Selbst die
schärfsten Chilis machten den Raben absolut nichts aus!
Es gibt eine plausible Erklärung hierfür: Die meisten
Tiere verdauen den Pflanzensamen, und damit wäre er nicht mehr keimfähig – nicht so
die Vögel. Ihr Magen ist anders aufgebaut. Das hilft indirekt bei der Verbreitung
der Samen. Nach der Verdauung ist der Pflanzensamen nicht angegriffen und bleibt
keimfähig. Fazit: Der Samen wird durch den Vogel transportiert und landet unverdaut
im Kot auf der Erde, und so kann sich die Pflanze verbreiten. Wissenschaftler
konnten in der Tat nachweisen, dass der entsprechende Rezeptor der Nervenzellen bei
Vögeln sich von demjenigen anderer Tiere unterscheidet. Vögel vertragen also Kost,
die für uns und für andere Tiere viel zu scharf wäre, weil Vögel vieles nicht
vollständig verdauen.
Garam masala ist bis zu tausendmal schärfer als die
»scharfen« Saucen, die es hierzulande zu kaufen gibt. Bei der Bestimmung des
Schärfegrades greifen einige noch heute auf die sogenannte Scoville-Skala zurück,
benannt nach dem amerikanischen Pharmakologen Wilbur Lincoln Scoville. 1912
entwickelte er einen Test zur Bestimmung der Schärfe von Chilischoten. Der Gehalt
von Capsaicin wurde dabei indirekt über die Verdünnung mit Wasser ermittelt. Hierbei
wurde getestet, ab welcher Verdünnungsmenge an zugegebenem Wasser der
Schärfeeindruck beim Abschmecken verschwindet. Braucht es zum Beispiel für einen
Milliliter aufbereiteter Chilis 100 Liter Wasser, dann beträgt die Schärfe 100000
SHU (Scoville Heat Units – Scoville Hitze-Einheiten). In dieserSkala schaffen es die schärfsten Vertreter des garam masala auf über 500 000 SHU!
Nur zum Vergleich: In deutschen Supermärkten gibt es »scharfe« Saucen, die es
höchstens auf 500 SHU bringen.
Wenn Sie dennoch auf eine Chili beißen und es brennt,
werden Sie eines sehr schnell feststellen: Wasser hilft gar nichts. Milch oder
Joghurt lindern zu einem gewissen Grad den Schmerz. Zucker funktioniert am besten,
denn er neutralisiert die Schärfe. Es ist daher kein Zufall, dass viele Desserts in
Ländern mit scharfer Küche extrem süß sind.
In Kanada hat man garam masala in einem
wissenschaftlichen Experiment 5 sogar
zweckentfremdet: Marder, die ja gerne in Kunststoffeitungen und Schläuche beißen,
wurden erfolgreich davon abgehalten, wenn man die Schläuche mit Capsaicin
einschmierte! Wenn Sie morgen in der Autowerkstatt Chilis für Ihren Motor bestellen,
habe ich nur eine Bitte: Erzählen Sie nicht, von wem Sie den Tipp haben!
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Was macht die Hefe im Hefeteig?
10 Als Kind hatte ich großen Spaß am
Herumexperimentieren. Vor allem die Küche erwies sich dabei als ideales Labor.
Zugegeben, nicht immer stand am Ende ein erfolgreiches Experiment. Oft mixte ich
eher zufällig Substanzen zusammen, erhitzte sie und beobachtete, ob das Ergebnis
meiner Alchemie vielleicht einen neuen Geschmack hervorzauberte oder sogar brennbar
oder explosiv war.
Zu meinen Fehlversuchen zählte unter anderem das
Brotbacken. Ich hatte Mehl, Wasser und Salz zu einem Teig geknetet, doch nach dem
Backen war das Ergebnis enttäuschend: ein fester, brauner und ungenießbarer Klotz.
Ich hatte wohl etwas Entscheidendes vergessen: Hefe. Offensichtlich gibt die Hefe
dem Brot seine luftige Konsistenz, doch was genau bewirkt sie?
Hefen sind kleine einzellige Pilze. Wenn das Umfeld
günstig ist, also wohlig warm und mit ausreichend Nahrung ausgestattet, kann sich
die Hefe durch Zellteilung rasch vermehren.
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