Achat von Dor (Kampf um Dor) (German Edition)
benennen kann. Die Belohnung ist attraktiv. Nicht für einen Mann, der gerade Geld geheiratet hat, aber für mich. Wie die Dinge nun mal liegen, sind die beiden Gruppen teilweise identisch, so dass ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann. Man wird sich um mich reißen! Interviews, Beiträge… ja, ich denke, es könnte Zeit sein, meine Memoiren niederzulegen. Die Leute werden sich dafür interessieren, wie ich geduldig und unermüdlich einer Gruppe gefährlicher Waffenbrüder auf der Spur blieb, obwohl ich Häme einzustecken hatte. Obwohl man mich paranoid nannte. Obwohl ich oft gar nicht wusste, wie ich Geld zusammenkratzen sollte, um den Flexoretten zu folgen. Ich habe sie studiert. Ich kenne die Rituale und Gepflogenheiten besser, als irgendeiner von ihnen. Ich kann jeden Stil nach dem ersten Schlagabtausch bestimmen, jede Waffe identifizieren, kenne jedes Mitglied, bis hinunter zu den Waffenpagen. – Sehen Sie mich nicht so an, Invador! Pagen sind durchaus noch gebräuchlich, wie Ihnen Ihre Gattin bestätigen könnte.“
„Sie gehen mir auf die Nerven“, sagte Sadsh und leerte sein Glas.
Accor schien nicht im Geringsten beleidigt.
„Vielleicht“, sagte er. Er schnippte mit den Fingern. „Aber ich halte den Schlüssel in der Hand, der darüber entscheiden wird, wer am Ende wegen Mitgliedschaft ins Gefängnis geht und wer nicht. Ich biete es Ihnen immer noch an: Kooperieren Sie mit mir, und Ihre Namen werden in meinem Abschlussbericht nicht auftauchen!“
Stawosc lehnte sich zu Accor hinüber.
„Unter uns gesagt, guter Mann: Sie bieten es uns an, weil die anderen Sie in die Wüste geschickt haben, stimmt's?“
„Hochmut kommt eben vor dem Fall“, sagte Accor, der einen besorgniserregend gutgelaunten Eindruck machte und schon den nächsten Rotwein bestellte. „Flexoretten sind von Haus aus arrogante Burschen. Das ist mir immer wieder aufgefallen. Ihr Onkel machte da keine Ausnahme, Invador. Demokrat hin oder her – er gab sich nicht mit jedem ab. Ein Lord Kippun stand bei ihm allemal höher im Ansehen als ein alter Kampfgenosse. Für die Waffengemeinschaft ließ er alte Weggefährten auch mal fallen. Die waren dann sauer. Kann man doch verstehen! Überhaupt schien er in seinen letzten Jahren merkwürdig demokratie-müde. Er zog sich aus seinen Ämtern zurück, begab sich auf eine Pilgerreise und vergaß es, Männer zu protegieren, mit denen er einst die Stufen zum Parlament von Del besetzt hatte. Die, mit denen er Arrest abgesessen hatte, weil er den Kriegsdienst verweigerte und denen er ein paar Stufen die Leiter hätte hinaufhelfen können, wenn er nur gewollt hätte.“
„Ihnen, zum Beispiel?“, erkundigte sich Stawosc.
„Unter anderem“, sagte Accor. Er starrte zornig in seinen funkelnd roten Wein. „Dabei war es nicht die Karriere, bei der er mir unter die Arme greifen sollte. Aber Schwamm drüber! Damals war ich mir nicht darüber im Klaren, was Flexoretten für ein konservativer Haufen waren. Sie meinten, Sie wären etwas Besseres. Sie meinten, die Waffengemeinschaft stünde noch über Staat und Gesellschaft. Und sie brachten einen Zweig hervor, der bereit war, sich offen zur Macht zu bekennen. Gefährlich! Das durfte man nicht zulassen! Geheimbünde möchten geheim bleiben. Und so musste dieser neue Zweig abgeschnitten werden. Egal, wie man politisch dachte, egal, wer persönlicher Freund oder Feind war – jetzt zählte nur noch die Geheimhaltung. Das habe ich heute erst wirklich kapiert. Lord Kippun und Minas Sadsherell nahmen die Achate von zwei Seiten her in die Zange. Lord Kippun tötete zwei Achate im Duell. Minas Sadsherell war unterdessen zum Schein Mitglied geworden, führte sogar die geschwärzte Waffe und richtete Duelle aus, bei denen er gegen Lord Kippun antrat. Er ging neun von zehn Schritten mit, brachte immer mehr Einfluss und Ansehen auf seine Seite – und wumm! Mit Schritt zehn vermasselte er seinem alten Freund das Spiel, verteilte Geld und Versprechen, lockte Anhänger zu sich herüber und isolierte den Mann, der sich zum Herrn über Dor aufschwingen wollte. Ohne Unterstützung fiel er in sich zusammen und hat sich nie mehr erholt. Ihm blieben nur wenige Freunde und selbst die zweifelten an ihm, als tatsächlich nach 12 Jahren der zweite Sadsherell auftauchte, um Dor denen zu geben, die würdig waren.“
„Fängt das schon wieder an!“, sagte Sadsh. „Wer soll denn dieser alte Freund sein? Wenn Sie der große Fachmann sind, der alle kennt, dann legen
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