Achtmal kam der Tod Kommissar Morry
Krampfhaft unterdrückten sie jeden Atemzug. Wie gebannt starrten sie auf die Treppe hin. Sie sahen nichts. Keinen Schatten. Keine Gestalt. Auch das Geräusch wiederholte sich nicht.
„Der richtige Gespensterbau“, brummte Duke Calahan halblaut.
„Ich wollte, wir wären schon wieder draußen.“
Er sah eine Tür zur Linken offen stehen. Eine Tür, die außen und innen mit Leder gepolstert war. Anscheinend führte sie in ein Konferenzzimmer oder in einen Studierraum. Zögernd und vorsichtig schritt Duke Calahan über die Schwelle. Auch hier brauchte er kein Licht zu machen. Die Helligkeit vor den Fenstern reichte aus. Auf den ersten Blick sah er, daß sie hier zu spät kamen. Auf dem Boden lagen Papierfetzen und allerlei Schreibzeug in höllischem Durcheinander herum. Alle Schubladen des Schreibtisches waren herausgerissen. Der Wandsafe war aufgeschweißt, und sein Inhalt in alle Winde verstreut. Sämtliche Rollschränke standen offen. Habgierige Hände hatten jedes Fach durchwühlt.
„Verdammt“, knirschte Cloy Foster enttäuscht zwischen den Zähnen. „Was nun? Hier ist nicht mehr viel zu holen.“
Ein Geräusch im Flur riß ihn herum, als hätte der Blitz neben ihm eingeschlagen. Sein Unterkiefer klappte erschreckt herab. Dumm und verständnislos glotzte er zur Tür hin.
„Warte hier“, zischelte Duke Calahan. „Werde mal draußen nachsehen. Vielleicht ist es ein Kollege vom Fach.“
Beklommen schlich er auf die Tür zu. Ihm war nicht recht wohl zumute. Da er keine Waffe bei sich hatte, mußte er sich auf seine Fäuste verlassen. Wie ein Fuchs äugte er in das graue Zwielicht hinein. Dann stand er draußen auf dem Korridor. Er sah einen dunklen Schatten vor sich. Einen Schatten, der unmittelbar vor ihm aufwuchs. Noch ehe Duke Calahan einen klaren Gedanken fassen konnte, erhielt er einen Schlag an den Schädel, daß er stöhnend an die Wand sank.
„He, Cloy“, rief er atemlos. „Komm hierher!“
Cloy Foster hörte entsetzt den Hilfeschrei. Ihm sträubten sich alle Haare auf dem Kopf. Verzweifelt irrten seine Blicke zwischen der Tür und den Fenstern hin und her.
Türmen, war sein erster Gedanke. Laß dich nicht auf einen Kampf ein. Es geht dir sonst wie Tom Hawley. Du wirst genauso draußen liegen wie er. Stumm und starr und regungslos. Und in drei Tagen werden sie dich auf dem Zentralfriedhof verscharren.
Er war schon dabei, ein Fenster zu öffnen, da erreichte ihn ein neuer Hilferuf Duke Calahans. Es wurde ernst. Er mußte sich entscheiden. Noch in dieser Sekunde.
Scheu und widerstrebend ging er auf die Tür zu. Jeder Schritt wurde zur Qual. Bei jedem Herzschlag überlegte er sich, ob er nicht doch lieber umkehren solle. Die Angst vor den tückischen Kapseln machte ihn beinahe verrückt. Eine Sekunde später stand er auf der Türschwelle. Seine Blicke suchten hastig den Boden ab. Dicht neben ihm lag Duke Calahan. Über sein hölzernes Gesicht rann dickes Blut. Ein dumpfes Stöhnen brach über seine Lippen. „Was ist passiert?“, fragte Cloy Foster abgerissen. „He, so rede doch! Was ist los mit dir?“
Duke Calahan deutete ächzend in den dunklen Flur hinein. „Dort“, stammelte er. „Sieh nach! Der Bursche hält sich im Hintergrund versteckt. Er wird uns den Rückzug abschneiden wollen.“
Cloy Foster rührte sich nicht von der Stelle. Er wagte sich einfach nicht in das gefährliche Dunkel hinein. Wie ein Klotz blieb er neben seinem Spießgesellen stehen.
„Los“, sagte er rau. „Reiß dich zusammen. Halt dich an mir fest. Wir machen uns aus dem Staube.“ Es war leichter gesagt, als getan. Duke Calahan hing schwer wie ein Zentnersack an seinem Arm. Er schwankte wie ein Betrunkener. Dabei sah er buchstäblich zum Fürchten aus. Sein Stöhnen wollte nicht verstummen. Es dauerte beinahe fünf Minuten, bis sie das aufgebrochene Fenster erreichten. Cloy Foster spähte unablässig nach allen Seiten. Gehetzt wie ein eingekreistes Tier suchte er jeden Winkel ab. Gefahr, hämmerte es in seinem Innern. Hier herrscht überall tödliche Gefahr. Du kannst dich nicht gegen einen Überfall wehren. Du bist völlig hilflos. Ein einziger Schlag würde dich kampfunfähig machen. Der Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht, bis er Duke Calahan endlich draußen auf der Terrasse hatte. Dann schwankten sie langsam und schwerfällig durch den nächtlichen Garten.
„Verdammt und zuigenäht“, keuchte Cloy Foster atemlos. „Nie wieder in dieses Haus. Hier scheinen tausend Teufel zu
Weitere Kostenlose Bücher