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Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Achtmal kam der Tod Kommissar Morry

Titel: Achtmal kam der Tod Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Tänzerinnen längst kannte, hielt er sich vor dem Eingang nicht lange auf. Er war schon oft hier gewesen. Er kannte Hazel Playford und das Barmädchen Ann Barnet. Er kannte die Kellner und die Garderobefrau. Er war immer ein gern gesehener Gast gewesen. Allein schon deshalb, weil Geld bei ihm keine Rolle zu spielen schien. Auch heute wurde er vom Geschäftsführer persönlich begrüßt und respektvoll an seinen Platz geleitet. Er kam dicht neben der Tanzfläche zu sitzen. Als das Programm anlief, zeigte er interessierte Anteilnahme. Vor allem war es Hazel Playford, der er seine Aufmerksamkeit schenkte. Er freute sich, als sie ihm einen ermunternden Blick zuwarf. Ein kleines Lächeln erhellte ihr Gesicht. Immer wieder schaute sie in seine Richtung. Ich werde ihr etwas bieten müssen, dachte James Keeton gutgelaunt. Sie stellt ziemliche Ansprüche. Ich werde das teuerste Getränk bestellen müssen. Er griff nach der Weinkarte, um sich eine gute Marke auszusuchen. Langsam glitt sein Zeigefinger über die kostbaren Namen. Als er das erste Blatt umwandte, fiel ihm plötzlich eine schmale Visitenkarte in die Hände. „G. E. Morry, Kriminalkommissar“, stand darauf zu lesen. Sonst nichts. Die verschnörkelte Schrift sah recht harmlos und gediegen aus. Aber James Keeton drehte die Karte hin und her, als habe sie ihm der Teufel persönlich zugesteckt. Er geriet völlig aus der Fassung. Sein Gesicht bekam einen Stich ins Grünliche. Um seine Mundwinkel spielte ein gehetzter Zug. Lauernd und nervös tastete er die Nachbartische ab. Er starrte in jedes Gesicht. Seine Blicke bohrten sich in die dunkelsten Winkel. Er winkte dem Kellner. Er zog ihn ganz nahe an sich heran. „War Kommissar Morry heute schon hier?“, fragte er mit brüchiger Stimme.  
    „No, Sir! Bestimmt nicht.“
    „Das verstehe ich nicht“, murmelte James Keeton mit irren Blicken. „Der Mann muß sich auf Zaubertricks verstehen. Möchte nur wissen, wie er ausgerechnet auf mich gekommen ist. Ich habe doch alles getan, um . . .“
    „Wie bitte?“, fragte der Kellner.
    „Ach nichts. Lassen Sie mich zufrieden. Halt, warten Sie! Bringen Sie mir eine Flasche Old Valley.“
    Während sich der Kellner eiligst entfernte, zerkrümelte James Keeton aufgeregt die Karte zwischen seinen zitternden Fingern. Er mußte etwas trinken. Er mußte den Schreck hinunterspülen. Seine Zunge klebte trocken am Gaumen, aber noch ehe der Kellner die Flasche brachte, besann sich James Keeton wieder anders. Er straffte seine zierliche Gestalt, ging mit wippenden Schritten in den Garderobenraum hinaus und trat in die Telefonkabine ein. Vorsichtig schloß er die Tür hinter sich. Lauernd spähte er durch die Glaswände. Erst als niemand mehr in der Nähe war, hob er den Hörer ab und wählte hastig eine Nummer.
    „Hallo“, keuchte er ungeduldig. „Bist du selbst am Apparat? Ja, ich spreche von der Havana Bar aus. Es ist etwas Entsetzliches passiert. Die Cops sind auf meine Spur gestoßen. Wie bitte? Nein, es war nicht Inspektor Winter. Nein, den Mann fürchte ich nicht. Es ist dieser verdammte Kommissar, der mir in die Quere kam. Ja, Kommissar Morry. Wie bitte? Was ich nun machen will? Ich bin noch am Überlegen. Am besten wäre eine rasche Flucht. Obwohl du dir vorerst keine Sorgen zu machen brauchst. Auf dich machen sie ja noch keine Jagd. Ich rufe später wieder an. So long!“
    Er war nur wenig getröstet, als er die Kabine verließ. Hinter jeder Säule glaubte er den gefürchteten Kommissar stehen zu sehen. Seine Handflächen wurden heiß und feucht vor Erregung. Seine Gedanken überstürzten sich. Die überreizten Nerven verlangten gierig nach Betäubung. Er saß kaum an seinem Tisch, da stürzte er hastig ein Glas des edlen Weines hinunter. Mit bebenden Händen schenkte er wieder nach. Auch das zweite Glas war gleich darauf leer.
    „Warum denn so stürmisch, lieber Freund? Sie trinken ja, als hätten Sie seit Jahren nichts mehr bekommen.“
    James Keeton hob rasch den fahrigen Blick. Vor ihm stand Hazel Playford. Sie hatte sich bereits umgezogen. Ein wundervolles Brokatkleid umschmeichelte ihre biegsame Gestalt.
    „Nanu?“, wunderte sich James Keeton. „Sind Sie schon fertig? Müssen Sie denn nicht mehr auftreten?“
    „Nein“, lächelte Hazel Playford zerstreut. „Mein Vertrag läuft heute ab. Ich denke nicht daran, ihn zu verlängern. Ich möchte weg aus London. Es gefällt mir nicht mehr hier.“

„Ich verstehe“, sagte James Keeton gedehnt. Er wollte ein paar

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