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Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Titel: Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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Neuss, Kabarettist
    «Warum haben die Naturschützer mit den Nazis gemeinsame Sache gemacht? Weil die Ideen der Naturschützer in mehrfacher Beziehung anschlussfähig waren an das Ideologienkonglomerat der Nazis.» Jürgen Trittin, Politiker

7. Sie leiden an Vogelgrippe
    Gute Menschen leiden an Seuchen, an Geflügelpest, Lassa, Ebola oder Sars, auch am Comeback der Pocken, am liebsten aber an Killerviren und Killerkeimen. An allem, was dicke Schlagzeilen macht. Sie leiden natürlich nicht real daran. Aber virtuell, das ist viel schlimmer.
    Sie leiden im Voraus, wenn die Seuche noch ganz weit weg ist und deshalb bedrohlich groß wirkt. Denn wenn die Pockenangst umgeht, wenn ein «sprunghafter Anstieg beim Dengue-Fieber» bejubelt wird oder wenn feierlich das «Donaudelta unter Quarantäne gestellt» werden soll, dann tritt ein berühmtes Wunder in Erscheinung: das Tur-Tur-Phänomen.
    Herr Tur Tur heißt der Scheinriese in Michael Endes Roman Jim Knopf . Je weiter der Scheinriese entfernt ist, desto größer und bedrohlicher wirkt er. Betrachtet man ihn ganz real und von nahem, ist er enttäuschend klein. Genauso ist das bei unseren liebgewordenen Seuchen. Sie zeigen sich als schattenhafte Monster am Horizont.
    Und dort bleiben sie auch. In Hongkong wird jemand ins Krankenhaus geschafft, in Europa werden «drastische Schutzmaßnahmen» vorbereitet und «Eilverordnungen zu weitergehenden Maßnahmen» beschlossen. Sie sind nicht nötig, aber jeder Gutmensch findet es gruselig spannend, darüber zu lesen. Nicht der Virus verbreitet sich rasch und grenzübergreifend, sondern das Gerücht.
    Die fernen Seuchen kommen selten real in Europa an. Aber sie werden übertragen von Fernsehsendern und Zeitungen, die Quote machen müssen. Das kann nur mit Titeln gelingen, die gute Menschen gern lesen: weltweite Bedrohung, mysteriöses Virus, extrem gefährlich, neuer Erregerstamm, ungenügende Impfstoffvorräte, Masterplan gegen Killerkeime, alarmierende Verdachtsfälle, Panik auf der Isolierstation.
    «Die Seuche gefährdet auf dramatische Weise das fragile Netzwerk der globalen Wirtschaft», erfuhren glückliche Gutmenschen anlässlich asiatischer Sars-Fälle im Spiegel . Die Seuche rächt sich an der globalen Wirtschaft! «Existenzbedrohend könnte es für Börsen und Banken werden: Sollten Händler erkranken, müssten die Handelssäle sofort geschlossen werden. Auch ohne solche Verbote kommen überall auf der Welt die Geschäfte zum Erliegen, weil die Angst vor dem mysteriösen Lungenvirus grassiert.»
    Na, vielleicht klappt’s beim nächsten Mal. Damals, im Frühjahr 2003, wurde ein britischer Seuchenforscher besonders gern zitiert, der eine halbe Million Tote in Europa prognostizierte. Am Ende waren es achthundert Tote, aber nicht in Europa, sondern in Asien. Es gibt so viele Enttäuschungen für Gutmenschen!
    Die nächste Hoffnung erweckte die Vogelgrippe: Sie sollte den Verantwortlichen – im Zweifelsfall den Amerikanern – zeigen, dass es so nicht mehr weitergeht.
    «Vogelgrippe gefährlicher als Sars!», hieß der Slogan. Auch daraus wurde nichts. Umweltverbände forderten, «die Vogelgrippe muss wie BSE Anlass sein, eine artgerechte und diversifizierte Landwirtschaft zu fördern». Klingt gut, aber die Vogelgrippe gab es schon in den goldenen alten Zeiten artgerechter Landwirtschaft, vermutlich sogar, bevor es Menschen gab. Keine Bauernlobby hat Schuld daran, kein krakenhafter Konzern hat seine Finger drin. Schade eigentlich.
    Und was BSE betrifft: Der Hinweis ist wertvoll. Denn auch aus BSE ist skandalös wenig geworden. Werden es die Pocken schaffen, die guten Menschen in ihrem Leiden und ihren Schuldzuweisungen zu bestätigen? Vermutlich nicht. Aber es schadet ja nichts, schon mal Alarm zu schlagen. Im russischen «Vektor-Institut» sind 120 Pockenviren-Stämme vorrätig, isoliert natürlich, in den «Centers for Disease Control» in Atlanta sogar 461.
    Könnte das nächste Virus nicht vielleicht aus einem Labor stammen? Vom CIA? Könnte ein Terrorist einen antibiotikaresistenten Stamm in die Finger kriegen? Einer, der dann als Kamikaze-Urlauber in westliche Länder reist? So wie der legendäre einheimische Liebhaber, der einer Touristin zur Abreise ein Geschenk überreicht, das sie erst zu Hause öffnen soll. Tut sie auch. Es enthält den Zettel: Welcome to the Aids-Club. Super!
    Gleichwertig ist die Sage, im späten Mittelalter hätten die Tataren das Blutplasma von Pockenopfern mitgeführt, gut verpackt, um es

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