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Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Titel: Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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abzuwehren – mit einem verkniffenen Mund, einem bösen Stirnrunzeln und einem verächtlichen Blick.
    Das schützte das Mädchen. Andere nahmen sich ein Beispiel daran, und so haben sich Missgunst, Furcht und Unzufriedenheit verbreitet, zu unser aller Besten. Bestimmt kannst du auch etwas dazu beitragen! Danke!

So nerven Unschulds-Gutmenschen
    D ie meisten Gutmenschen fühlen sich irgendwie schuldig. Vermutlich zu Recht. Denn sie sind schon vielen anderen auf die Nerven gegangen. Nun versuchen sie, ihr obskures Schuldgefühl zu bewältigen.
    Das macht die Sache natürlich nicht besser, im Gegenteil. Gutmenschen, die sich der Bewältigung widmen, sind eine ganz besonders schwere Belastung für ihre Umwelt. Sie bewältigen ihr Schuldgefühl niemals für sich allein. Sondern sie beziehen ihre Familie und ihre Freunde mit ein, und falls davon keine mehr aufzutreiben sind, gehen sie mit ihren Entschuldungsversuchen an die Öffentlichkeit.
    Sie setzen sich dann für das friedliche Miteinander ein, für die Überwindung von Klassen- und Rassenschranken, für das Transzendieren des Feindbilddenkens, gegen den Überwachungsstaat, für mehr Gemeinschaftssinn, gegen Diskriminierung, für den interreligiösen Dialog, gegen das Wegsehen, für das Mitgefühl, gegen vorschnelles Urteilen, für die internationale Völkerfamilie, für die Begegnung der Kulturen und für sonst allerlei, was niemand hören mag.
    Wer allerdings die Ohren verschließt, macht sich zu einem Schuldigen und outet sich als Ewiggestriger. Kein größeres Glück kann einem Gutmenschen widerfahren. Angesichts eines endlich gefundenen Schuldigen wechselt er selbst automatisch auf die Seite der Unschuldigen.
    Als in einer Berliner Gemäldegalerie die Flick-Collection gezeigt wurde, attackierte eine Frau Mitte dreißig ein paar ausgestellte Kunstwerke. Sie sprang heftig auf einem palettenähnlichen Kunstobjekt herum, und zwar so lange, bis es zerbrach. Anschließend widmete sie sich einem Kunstwerk aus Blech, bis es genügend Beulen hatte. Dann endlich rief sie aus: «Flick, jetzt vergebe ich dir!»
    Da griffen auch die Wärter ein, die bis dahin nicht ganz sicher gewesen waren, ob sie so eine Gutmenschen-Aktion einfach abbrechen durften. Immerhin war auch ihnen bekannt, dass der Großvater des Ausstellers Rüstungsunternehmer in der Nazizeit gewesen war. Aber nun war das ja verziehen! Wir wissen nicht, ob auch der Enkel, der Bilderspender Friedrich Christian Flick, dankbar war. Vermutlich nicht. Denn er hatte zu seiner Entschuldigung bereits eine «Flick-Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit» gegründet, sogar mit Sitz im Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrum. Doch diesen Beweis der Unschuld kannte die Aktionistin offenbar nicht.
    Ja, es ist manchmal schwierig für Gutmenschen, ihre Unschuld noch zu beweisen. So vieles ist schon entdeckt, angeklagt und aufgearbeitet worden. Und es gibt eigentlich nicht genügend neues Böses, um all die guten Menschen satt zu machen.
    Zum Glück gibt es eine wundertätige Formel, die auf Gedächtnisveranstaltungen und in Trauerreden auftaucht: Solange wir uns an ihn erinnern, so lange bleibt er in unserem Herzen lebendig! Gilt dieses trostreiche Wort für alle, an die wir uns erinnern? Ja, sicher. Ebenfalls für alle, an die wir ständig erinnert werden? Höchstwahrscheinlich! Also zum Beispiel auch für den bekannten Reichskanzler A. Hitler?
    Aber ganz bestimmt! Natürlich bleibt er in unseren Herzen lebendig! Ganz offensichtlich ist er die lebendigste aller jemals verblichenen Figuren. Er ist der dunkle Star am öffentlichen Himmel. Und das ist ein Segen. Ein Segen für alle guten Menschen. Es wäre so viel schwieriger, ein guter Mensch zu werden und zu bleiben, wenn es Hitler nicht gäbe!
    Deshalb ist die deutsche Vergangenheit auch keineswegs belastend. Sie ist erleichternd. Weil sie jedem sofort ein gutes Gewissen macht. So schlimm wie die Typen damals, so schlimm kann niemand jemals wieder sein. Übrigens, gibt es eigentlich noch welche davon? Von den alten Original-Bösen, sodass man sie rasch noch vor ein Gericht stellen könnte? Unwahrscheinlich. Und wenn, dann brabbeln sie dement und inkontinent in einem Pflegeheim vor sich hin. Schade eigentlich. Man hätte sich noch rasch positiv von ihnen abheben können.
    Aber es gibt ja noch Hinterlassenschaften. Wohl nicht mehr genug für jeden einzelnen guten Menschen. Aber hier und da gelingt es jemandem, etwas zu entdecken. Eine Schule, die nach einem Forscher benannt ist, der

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