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Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Titel: Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Bittrich
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hier?» An der Stelle greift Ina ein: «Eh, lass das Mädchen los!» – Anschließend Diskussion mit Passanten über den Vorfall.
    17 Uhr. Heute ist kein guter Tag. Nur Alkis sind stehen geblieben und wollten mit uns reden oder vielmehr ein bisschen Kleingeld haben. Auch unsere Straßenumfrage «Was denken Sie über die Parole ‹Das Boot ist voll›?» scheint zu kompliziert zu sein. Die Leute denken, wir wollen ihnen einen Handyvertrag verkaufen. Schlimm, wie weit es mit Deutschland gekommen ist. Sehr schlimm.
    18 Uhr. Irrer Skandal! Franzi entdeckt im Buchladen ein Hörbuch namens «Aufklärung für Kinder» mit einem Beitrag namens «Die Zigeuner»! Von einem Walter Benjamin. Ein Affront! Und das für Kinder! Der Autor ist schon tot, Gott sei Dank! Wir setzen einen offenen Brief an die Zeitung auf mit Kopie an das Europäische Zentrum für Antiziganismusforschung.
    19 Uhr. «3sat Kulturzeit» sehen, immer eine echt kritische Sendung. Unsere neue Aktion nimmt Form an. Max hat im Internet entdeckt, dass es zum Runterladen Schlager von Ewiggestrigen gibt: «Am Abend, da spielt der Zigeuner» (Cindy & Bert), «Du schwarzer Zigeuner» (Vico Torriani), «Zigeunerjunge» (Alexandra). In was für einem Land leben wir eigentlich?
    20 Uhr. Traurige Absage von Inas Freundin, der Kindergärtnerin. Sie hatte unsere Aktion «Rassismus in Kinderbüchern» befürwortet, aber die Eltern der Kinder haben abgelehnt. Ich schäme mich für Deutschland. Wenn mir jetzt einer mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne entgegenkäme, ich würde ihm das Maul stopfen, und zwar mit einem Peace-Zeichen in elf Sprachen.
    21 Uhr. Okay, bin wieder versöhnt. An der Katharinen-Kirche hat Franzi ihre quadratmetergroße Fotowand mit Bildern aus Konzentrationslagern aufgestellt. Ina hat Kerzen auf den Asphalt geklebt und Blumen hingelegt. Max hat dazu wieder sein Pappschild mit der Frage «Warum?» aus dem Keller geholt. Stilles Gedenken. Enorm friedliche Stimmung.
    22 Uhr. Streit in der Gruppe. Liegt wohl am Bier. Max: «Die Sensibilität eingewanderter Minderheiten ist auf jeden Fall höher zu bewerten als die sogenannten Grundwerte!» Ina: «Aber Toleranz und Freiheit sind gute Grundwerte!» Max: «Nicht für die Moslems, und das müssen wir akzeptieren!» Keine Versöhnung. Sie gehen getrennt nach Hause.
    23 Uhr. Franzi erklärt mir: «Er sympathisiert mit dem Islam, damit er paschamäßig mehrere Weiber vögeln kann. Ina ist ihm auf die Schliche gekommen.» Okay, aber sie sollte unsere Aktionen nicht von privaten Empfindlichkeiten überschatten lassen! Später ruft Max an, ob wir zu seinem Mitternachts-Event kommen wollen. Er verbrennt Oriana Fallacis Die Wut und der Stolz . Nee, zu müde.
    24 Uhr. Franzi amüsiert sich auf der Website www.catsthatlooklikehitler.com . Ist mir zu faschomäßig. Interessant sind die Geschäftsideen auf the-pure-evil.blogspot.com: Terroristenvermittlungsgesellschaft – Euthanasie-Dienstleister – Schlägertruppverleih – Graffiti Schmier- und Schänder-Service. Nicht ernst gemeint, aber einfallsreich. Wir brauchen Knete.
    1 Uhr. Höre «Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft» von den Toten Hosen. Campino soll auch gegen den Hass sein. Aber wieso verdient er Geld damit und ich nicht? Ein gutes Gewissen ist das beste Ruhekissen, sagte meine Oma immer. Bei mir funktioniert das nicht. «Du könntest auch mal wieder in mein Bett kommen!», ruft Franzi aus ihrem Zimmer. Ach, nöö.

Die neun quälendsten Hobbys von Unschulds-Gutmenschen

… und die schönsten Gegengifte

1. Sie verbieten Negerküsse
    Nichts freut gute Menschen so sehr, wie wenn jemandem das Wort «Neger» rausrutscht – etwa für einen schwarzen Afrikaner. Dass jemand dermaßen in die Falle tappt, beschert guten Menschen einen langen glücklichen Tag. Erstens beweist der Tollpatsch, dass er unsensibel und auf jeden Fall schlechter ist als sie. Zweitens spricht er ein Wort aus, das auch ihnen immer auf der Zunge liegt, das sie aber nicht zu sagen wagen. Und dieses Aussprechen wirkt enorm erleichternd.
    Das gilt auch für den Fall, dass ein Politiker nicht «Mitbürgerinnen und Mitbürger türkischer Herkunft» sagt, sondern schlicht «Türken». Damit beschenkt er alle Gutmenschen; er stiftet ihnen das ersehnte Überlegenheitsgefühl. Erstens, weil man sich über ihn ereifern kann; zweitens, weil er so befreiend das altgewohnte Wort ausgesprochen hat. Eine Missetat von anderen wirkt immer zugleich aufregend und entspannend.

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