Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.
ein.
Wie gelangen wir zu mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Terrorismus?
Was müssen gerade wir als Deutsche mit unserer Verantwortung beachten?
Befürchtest du einen weiteren Abbau der Grundrechte?
Wie kann man die weltweiten Ressourcen gerechter verteilen?
Meinst du, es gibt eine Alternative zur Eskalation der Gewalt?
Hast du nicht den Eindruck, Opfer und Täter werden in unzulässiger Weise vermischt?
Wer ist deiner Einschätzung nach der schwierigste Partner im multikonfessionellen Dialog?
Wie kann man älteren Migranten zum Erwerb zeitgemäßer Kulturtechniken verhelfen?
Wie könnte man das Bewusstsein für die weltweite Problemlage schärfen?
Warst du früher Mitglied der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind?
Tagebuch eines Unschulds-Gutmenschen
Die unschuldigen Gutmenschen sind unter uns. Dass wir es nicht immer merken, liegt sicher daran, dass sie ihren Kampf gegen Hass und Gewalt so häufig im Verborgenen führen. Oft sogar unter der Maske des Hasses und zuweilen mit Gewalt – aber nur, damit man sie nicht durchschaut. Denn gute Menschen müssen immer die Überwachung des Staates fürchten. Deshalb müssen wir das Tagebuch eines vorbildlichen Unschulds-Gutmenschen auch ohne Hinweise auf die Identität des Schreibers abdrucken. Die im Text vorkommenden persönlichen Vornamen wurden geändert.
8 Uhr. Schweißnass hochgeschreckt. Schon wieder von Sauron und Lord Voldemort geträumt. Entsetzlich! Warum suchen diese Schreckgestalten mich im Schlaf heim? Ist das ihre Rache für meinen Kampf für das Gute? Können die Bösen nicht ertragen, dass das Schlechte in meiner Psyche keinen Platz findet? Bin nur froh, dass die Hannibal-Lecter-Träume erst mal vorbei sind.
9 Uhr. Ätzend früh aus dem Haus. Unsere Aktionsgruppe mit Ina, Max und Franzi ist in die Martin-Luther-King-Schule eingeladen. Das hat unser Lehrerfreund Andreas Kracke gedeichselt. Endlich Staatsknete für unsere unermüdliche Aufklärungsarbeit! «Projekttag für interkulturelle Projekte und antirassistische Aktionen».
10 Uhr. Andreas ist krank, erfahren wir vor Ort. Nicht untypisch. Nun sollen wir allein in die Klassen gehen und über Hass und Faschismus aufklären. Leichte Beklommenheit. Ob die Schüler wirklich so interessiert und neugierig sind, wie man uns versprochen hat? Programmgemäß sollen zuerst die siebten Klassen etwas über die Ausbeutung der Dritten Welt erfahren.
11 Uhr. Nachdem die Hälfte der Schüler auf den Schulhof geflohen ist, bricht Ina ihr Referat ab. «Das hat ja keinen Zweck mit euch, ihr Arschlöcher!» Sie rennt heulend raus. Die im Raum verbliebenen Schüler schlafen oder haben Knöpfe in den Ohren. «Hört ihr wenigstens multikulturelle Musik?», forscht Max. «Aus dem Whole-Earth-Katalog?» Keiner hört ihn.
12 Uhr. Na, bitte! Die elften Klassen machen begeistert mit bei unserem kleinen Theaterstück. Franzi gibt die Situation vor: Armutsflüchtling will über die Grenze und wird von Grenzer angehalten. Den Rest sollen die Schüler improvisieren. Leider eskalieren die Dialoge in Geschrei. Als eine Prügelei beginnt, verlassen wir den Klassenraum. Dafür sind wir nicht zuständig.
13 Uhr. Entspannung! «Wir bauen eine Moschee» mit den Fünftklässlern. Das geht endlich mal angstfrei und kulturübergreifend. «Habt ihr auch Lust, ein Mahnmal zu bauen?», will Ina wissen. «Jaa!», jubeln sie einhellig. «Dann fällt Mathe aus!» Na, mal sehen. Erst mal müssen wir die Direktorin überzeugen, dass die Schule dringend ein Mahnmal braucht.
14 Uhr. Die Direktorin hat uns nach Hause geschickt. «Vielen, vielen Dank für Ihr Engagement!» Das Geld wird uns überwiesen. Bar wäre besser gewesen! Müssen jetzt irgendwo essen gehen, wo nicht die Globalisierung den Küchenzettel bestimmt. Döner-Bude. Signalisieren dem Kurden, dass wir ihn für friedfertig halten.
15 Uhr. Fußgängerzone. Wir haben noch jede Menge DIN-A4-Blätter, die wir an der Schule verteilen wollten. Es sind mehrsprachige Kalender mit den Feier- und Festtagen aller an der Schule vertretenen Ethnien. Hat Max aus dem Web abgeschrieben. «Möchten Sie auch einen Kalender gegen den Hass?», fragen wir. Die Leute reagieren verängstigt. Kein Wunder im Überwachungsstaat.
16 Uhr. Wir versuchen es mit unserem Straßentheater: Max rempelt Franzi an, sie lässt ihre Tasche fallen; als sie sie aufheben will, trete ich dazwischen und schreie: «Eh, willst du die Tasche klauen? Dreckige Ausländerin, was willst du überhaupt
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