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Achtung Kurven

Achtung Kurven

Titel: Achtung Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Seifenfabrikant für seine Erzeugnisse ein attraktives Modell gesucht hätte, das blonde Gesundheit, Sauberkeit, Frische und Humor ausstrahlt, wäre seine Wahl auf sie gefallen. Sie besaß prachtvolle Zähne und braune, lustige Augen, die zu ihrem aschblonden Haar in reizvollem Kontrast standen.
    »Ich habe nichts gegen hohe Absätze«, sagte er mit einem Blick auf ihre hochhackigen weißen Pumps, die sie zum hellblauen Leinenkleid trug, »aber für die Fahrstunde würde ich Ihnen einen Trotteur empfehlen — und nicht nur für die Fahrstunde, sondern ganz allgemein fürs Autofahren.«
    »Ich hasse flache Absätze, sie machen dicke Beine.«
    Er drehte sich kurz um und warf einen flüchtigen Blick auf ihre Fesseln: »Ich meine, darum brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
    »Danke, Herr Herold, ich verlasse mich gern auf das Urteil eines Fachmanns. Oder gehören Komplimente bei Ihnen zum Kundendienst?«
    »Die Behandlung männlicher Kursteilnehmer ist in das Ermessen des Fahrlehrers gestellt«, sagte er trocken, »Damen gegenüber ist Höflichkeit am Platze. Würden Sie jetzt die Liebenswürdigkeit haben, sich ans Steuer zu setzen?«
    Er sah mit Genugtuung, daß die kleine Spritze Wirkung zeigte. Sie errötete ein wenig. Er hatte nichts gegen einen Flirt mit einer netten Fahrschülerin — aber erst nach beendigtem Kurs. Sie klemmte sich auf den Steuersitz und zog die Beine in den Wagen nach. Der enge Rock ließ ziemlich viel Knie sehen, und sie versuchte vergeblich, sie zu bedecken.
    »Wenn Sie fertig sind, können wir anfangen. Aber ich fürchte fast, Sie schaffen es nicht. Irgend etwas stimmt nicht. Entweder sind die Beine zu lang oder der Rock ist zu kurz...«
    »Sind Sie immer so witzig?« fragte sie böse, und jetzt färbte eine Blutwelle ihr Gesicht dunkel.
    »Ich versuche, ernste Ratschläge heiter verpackt zu verkaufen«, antwortete er ungerührt. »Man soll beim Fahren so bequem wie möglich sitzen. Enge Kleidungsstücke schnüren die Blutzirkulation ab. Das ist eine Erfahrung. Ob Sie sich danach richten wollen, überlasse ich Ihnen.« Er schaltete die Zündung aus und überreichte ihr den Schlüssel. Wahrscheinlich hatte sie schon Dutzende von VW zum Waschen gefahren, aber er wollte trotzdem wissen, ob sie über den Wagen Bescheid wußte. Er ließ sie nacheinander die Kupplung durchtreten, Hand- und Fußbremse betätigen und die vier Vorwärtsgänge und den Rückwärtsgang einlegen.
    »Gut«, sagte er, »weitere Vorreden kann ich mir ersparen. Lassen Sie den Motor an und fahren Sie im ersten Gang bis zur nächsten Kreuzung.«
    Sie drehte den Zündschlüssel herum, der Motor sprang an, sie schob den ersten Gang ein, löste die Handbremse, gab Gas und kuppelte ein. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Aber im gleichen Augenblick trat Herold scharf auf seine Bremse.
    »Was ist los?« fragte sie, »ich habe doch nichts falsch gemacht — oder?«
    »Vom Rollerfahren her müßten Sie eigentlich wissen, welche Todsünde Sie begangen haben.«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen«, stotterte sie.
    »Sie haben sich beim Anfahren durch einen Blick in den Rückspiegel davon zu überzeugen, daß kein Fahrzeug von hinten kommt. Das ist das erste Gebot des Fahrkatechismus. Haben Sie davon noch nie etwas gehört?«
    »Natürlich«, antwortete sie sehr verlegen, »und ich werde es mir merken!«
    »Wie alt oder vielmehr wie jung sind Sie eigentlich?«
    Sie warf ihm einen schrägen Blick zu, als ob sie fragen wolle, ob diese Frage zum Fahrkurs gehöre, aber dann antwortete sie doch ohne Randbemerkungen: »Ich bin vor einem Monat sechsundzwanzig geworden.«
    »Dann wundere ich mich, daß Sie den Führerschein erst jetzt machen. Sie kommen doch sozusagen aus der Branche...«
    »Ach, wissen Sie«, sagte sie, »als ich ihn mit achtzehn machen wollte, war mein Vater dagegen. Wahrscheinlich aus Angst um seinen Wagen. Und dann stand ich im Beruf und fand keine Zeit mehr dazu.«
    Er ließ sie zum zweitenmal anfahren und vor der Straßenkreuzung halten. Es war wirklich eine ruhige Gegend, kaum, daß hier um diese Zeit andere als Fahrschulwagen unterwegs waren.
    »Wie lange sind Sie eigentlich schon Fahrlehrer?«
    »Seat etwas mehr als fünf Jahren...«
    »Was ist das eigentlich für ein Beruf?«
    »Es ist kein Beruf, es ist ein Job. Ein Beruf wäre es, wenn man seine eigene Fahrschule hätte. Aber weshalb fragen Sie?«
    »Weil ich selber daran Interesse hätte. Ich hasse das Büroleben, dieses Sauerwerden hinter der

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