Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
sich wirklich wahnsinnig darüber gefreut. Den Schmollmund muss sie Beni abgeschaut haben.“ James musste ein Lachen unterdrücken. Ihr Gespräch war subvokal und ein Lachen wäre so auffällig gewesen wie ein ungeschmückter Kopf.
Um so leise zu sprechen, mussten sie sich natürlich sehr, sehr nahe sein. Matt hakte seinen Knöchel in James’ Bein ein. James warf ihm einen schwer zu interpretierenden Blick zu. Was hatte das zu bedeuten?
James verhielt sich die ganze Zeit schon ein wenig merkwürdig. Seit er gestern Morgen aufgewacht war, war er distanziert gewesen. Vielleicht war es nur der Stress. Es war wahrscheinlich schwer für James, die kleine Gruppe zu führen. Er war nicht nur für das Wohlbefinden seines Geliebten verantwortlich, sondern auch für das einer Nonne und eines sprechenden Pferdes. Das war bestimmt nicht einfach.
Matt gab gerne zu, dass James der bessere Soldat war und wesentlich besser darin trainiert war, in der Wildnis zu überleben. Es machte ihm nichts aus, ihm die Führung zu überlassen. Matt fühlte sich dabei sicher. (Und er wollte wirklich, wirklich nicht darüber nachdenken, welche Schlussfolgerungen man daraus ziehen konnte.)
Sein neurotisches Unterbewusstsein sagte ihm, dass James das Interesse an ihm verlor, weil er zu anhänglich war. Matt ignorierte die Stimme. Aber er löste seinen Knöchel von James’ Bein.
„Ich glaube, wir können uns zurückziehen. Das da unten sieht alles ziemlich normal aus. Ich glaube nicht, dass irgendjemand auf die Idee gekommen ist, dass wir querfeldein gehen könnten. Sie scheinen sich auf die Highways und Wege zu konzentrieren.“
James klang nicht völlig überzeugt und Matt war sich auch nicht ganz sicher. Aber sie rutschten von der Erhöhung herunter, auf der sie gelegen hatten und krochen, bis sie zum Lager zurückgehen konnten.
Als sie dort ankamen, war Beni halb nackt, kämmte sich ihre langen (und sehr schönen, das konnte sogar Matt erkennen) Haare und summte ein Lied. Matt neigte den Kopf, während er sie weiter betrachtete und öffnete seinen Geist für James. Aus dem Augenwinkel sah er wie James überrascht zusammenzuckte. Wenn Matt heterosexuell wäre, würde dieses Bild unschuldiger Verführung dann funktionieren oder hätte er es, genauso wie jetzt, sofort durchschaut? Und wenn er es durchschaut hätte, würde er dann trotzdem darauf eingehen? Wahrscheinlich. So waren Männer eben.
Er versuchte sich vorzustellen, dass es James war, der ihn auf diese Art verführen wollte, aber das war einfach zu lächerlich. Er fing an laut zu lachen. James ebenfalls.
„Du hast mir das Bild geschickt“, sagte James lachend. Matt hatte den Blick auf ihn gerichtet, also sah er die Bürste nicht auf sie zukommen, aber er sah wie sie James am Kopf traf.
James hörte sofort auf zu lachen und drehte sich zu Beni um. Auf seinem Gesicht lag der typische unbewegte Ausdruck, aber Matt sah das Feuer in seinen Augen.
„Das wird jetzt ziemlich unschön“, flüsterte er zu sich selbst.
Aber das wurde es gar nicht. James hob einfach nur ruhig die Bürste auf und ging auf Beni zu. Sie wirkte panisch, kaute auf ihren Fingernägeln herum und ließ James nicht aus den Augen, während er auf sie zukam. Er blieb stehen, sah kurz auf sie herunter und hielt ihr dann die Bürste hin. Zögernd griff Beni danach.
Aber als sie sie nehmen wollte, ließ er nicht los. „Was hast du eigentlich für ein Problem?“, fragte James.
Ihre Augen wurden feucht und ihre Lippen zitterten. Dann verzog sie das Gesicht zur der wahrscheinlich unattraktivsten Grimasse, die er je bei einer Frau gesehen hatte und heulte: „Keiner von euch will mich vögeln!“ Für eine Nonne hatte sie sich ziemlich schnell eine ziemlich ordinäre Wortwahl angewöhnt.
James ließ die Bürste los, stützte die Hände in die Hüften und starrte Beni an, während sie weinte. Matt glaubte, dass es sich um echte Tränen handelte. Rotz lief ihr rotes Gesicht herunter, das ziemlich verkniffen aussah. Auf keinen Fall war das das zurückhaltende Weinen, das sie wahrscheinlich vor einem Spiegel geübt hatte. Denn so etwas kannte er ziemlich genau.
Als sie sich etwas beruhigt hatte, sagte James mit seiner „ich versuche, geduldig zu sein“ Stimme: „Wir sind schwul, Beni. Wir vögeln Kerle. Kerle mit einem Penis und Körperbehaarung.“
„Ich habe Körperbehaarung“, heulte sie.
„Aber du hast keinen Penis, also kommen wir nicht ins Geschäft, Schätzchen.“ James klang jetzt amüsiert.
Beni
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