Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
ihn heran, bevor James sich umdrehte und lächelte.
„Hast du gefühlt, dass ich komme?“
James’ Gesicht verdunkelte sich kurz. „Nein, du hast mich ziemlich erfolgreich ausgeschlossen. Ich konnte dich hören. Dieses falsche Bein lässt sich einfach nicht ganz vertuschen. Ich habe ein Schleifgeräusch gehört.“
„Verdammt, dann wird wohl nichts aus meiner Karriere als Agent für verdeckte Operationen.“ Eigentlich wollte er nicht einmal mehr die Karriere als SOUF Soldat, aber es zog ihn trotzdem runter. James drückte kurz seinen Nacken und ließ dann die Hand fallen.
„Du arbeitest doch als Agent für verdeckte Operationen, Baby. Wie sonst würdest du deinen Job bezeichnen?“
Erstaunlich, dass so ein einfacher Satz alles so viel besser machen konnte. Matt starrte James’ Profil an. Er konnte es sich erlauben; James war schließlich der Beobachtungsposten. Matt konnte einfach nur James beobachten.
James’ ganzes Leben war ein einziges Chaos. Er hatte ein mutiertes Alien-Gehirn, war gezwungen worden, aus der SOUF auszutreten, er würde gezwungen werden, in die QESA einzutreten und Wissenschaftler des Militärs würden Tests an ihm durchführen, als ob er eine Laborratte wäre, so oft sie konnten. Mehr als alles andere wollte Matt bei James bleiben und mit ihm für die QESA arbeiten. Er wollte mit ihm leben. Er wollte, dass James ihn liebte, aber nicht, dass er gezwungenermaßen bei Matt blieb, weil er dankbar war oder weil die Umstände es erforderten.
Matt seufzte.
„Was ist los, Baby?“, fragte James abwesend.
„Nichts. Nur, du weißt schon ... ich grüble.“ James warf ihm einen durchdringenden Blick zu. Dann ließ er seine Augen wieder die Umgebung absuchen. Matt überprüfte seinen mentalen Schirm. Perfekt. Und es musste so bleiben, bis James ihm ein deutliches Zeichen gab, dass er das gleiche wollte wie Matt. Matt wollte James nicht auch noch seine Gefühle aufladen. Der Mann brauchte Ruhe zum Nachdenken.
Matt hörte ein Geräusch. „Ist das ein Kaninchenkauz? Die gibt es hier?“
„So ziemlich überall in den USA. Immer noch. In Mexiko ist es für sie zu heiß geworden. Ich höre das schon seit einer Weile.“ James’ Augen waren auf ein kleines Boot mit drei Fischern, in der Nähe des zu Oregon gehörenden Ufers des Stausees fokussiert.
Matt zog die Augenbrauen zusammen. „Du hast das schon öfter gehört? Genau diesen Ruf?“
James drehte sich zu ihm, um ihn anzusehen. „Ja, hat das etwas zu bedeuten?“
„Vielleicht.“ Matt legte die Hände und den Mund und antwortete mit einem anderen Kaninchenkauzruf. Innerhalb von Sekunden wurde der Ruf erwidert. Matt rückte aufgeregt ein Stück nach vorn.
Die Fischer packten plötzlich zusammen. Die Dämmerung setzte gerade erst ein, also schien es etwas früh zu sein, aufzuhören, aber ...
James saß aufmerksam da und wartete darauf, dass Matt ihm erklärte, was los war. „Das ist mein Familienruf. Wir alle haben einen, einen Vogel oder etwas in der Art. Die Grampas haben uns die fast sofort nach der Geburt beigebracht. Hast du ein Fernrohr dabei?“ Dumme Frage. Natürlich war James vorbereitet.
Matt nahm das Fernrohr, das James ihm reichte. „Drück den Knopf auf der Oberseite, um etwas zu sehen, was weiter weg ist.“
Matt warf ihm einen trockenen Blick zu. „Die Technik ist nicht komplett neu für mich, weißt du.“
„Entschuldige.“ James grinste verlegen.
Als Matt das Fernrohr auf das Boot eingestellt hatte, konnte er sehen, dass die drei Fischer Leinen einholten und Köder einpackten. Sie angelten auf die alte Art, zu der die Grampas sie früher immer gezwungen hatten. Einer der Männer auf dem Boot drehte sich nach rechts. „Das ist Jude“, beschwerte Matt sich.
Auf James’ verständnislosen Blick hin erklärte er: „Mein Cousin, Jude. Oh, aber das ist gut, ich sehe Sabine. Kann nicht erkennen, wer der dritte ist. Ich hoffe er ist heterosexuell“, fügte Matt murmelnd hinzu.
„Sie warten also auf uns”, murmelte James nachdenklich. „Sie wollten dich wissen lassen, dass sie da sind, wollen sich dir vielleicht sogar zeigen.“
Plötzlich fiel einer der Männer aus dem Boot ins Wasser. Matt schnaubte, das Fernrohr immer noch am Auge. „Jude ist reingefallen, der tollpatschige Idiot. Obwohl das eigentlich nicht seine Art ist.“ Er ließ das Fernrohr sinken und sah James an. „Glaubst du, das ist ein Ablenkungsmanöver?“
„Damit niemand den Kerl bemerkt, der da aus dem Wasser kriecht, meinst du?“
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