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Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Titel: Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tenino
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erschien ihm doch ziemlich extrem. Zumindest für James. „Ich habe das schon tausendmal gemacht. Wir kommen schon raus.“ Es war wahrscheinlich nicht der richtige Zeitpunkt, um zu erwähnen, dass er meistens mit einem Team gearbeitet hatte und mit nicht so stark überwachten Paketen.
    „Wie alt bist du, Matt?“
    „23. Fast 24.“ Er fühlte sich lächerlich, das „fast“ zu sagen, konnte sich aber nicht davon abhalten.
    James schnaubte wieder. „Wie oft hast du das schon gemacht?“
    „Ich habe 17 Extraktionen durchgeführt, bei denen ich Menschen aus der Roten Zone herausgeholt habe.“ Die Leute fragten immer, also zählte er mit. Wenn man versuchte zu fliehen, verlangte das eine Menge Vertrauen in die Menschen, die einem halfen. Wenn man gefasst wurde, waren die Konsequenzen zu drastisch.
    „Ja, 17. Das ist gut“, sagte James abwesend. „Hör zu, wenn wir hier rauskommen wollen, dann gibt es etwas, was du wissen solltest.“
    „Normalerweise ist das mein Spruch.“
    „Ja, das glaub ich dir sofort. Aber was ich zu sagen habe, ist wichtig. In der Umerziehung haben sie etwas mit meinem Kopf gemacht.“ Danach sagte er so lange nichts, das Matt beinahe dachte, er wäre fertig.
    „Ähm, haben sie ihn rasiert?“ Es sah allerdings nicht so aus, als wäre das erst vor kurzem gewesen. Die Haare waren lang genug, dass sich Locken in James honig-goldenen Haaren gebildet hatten. Locken, die gerade lang genug waren, dass man sie sich um den Finger wickeln konnte.
    „Nein, das waren die Blauen“, sagte James ausdruckslos. Schließlich sah er auf. Seine Augen waren klar, aber seine Gesichtszüge waren angespannt. „Die haben mit dem Scheiß angefangen und ich glaube, das hängt zusammen. Die Umerziehung hat alles durcheinandergebracht. Ich bin nicht immer ... ganz klar im Kopf, schätze ich.“
    Matt berührte sanft James’ Hand. „Solche Momente haben wir alle mal. Nach einer durchzechten Nacht.“
    „Klugscheißer.“ Endlich zeigte James eine Gefühlsregung und hob einen Mundwinkel. „Ich meine, dass mein Kopf ... anders funktioniert.“
    Ziemlich verwirrend. „Wie bitte?“
    „Ach, Scheiße“, murmelte James. Einen Moment lang starrte er die Wand an. „Okay, ich sage dir ein paar Dinge, die du einfach wissen musst. Wahrscheinlich sollte ich dir das trotzdem nicht sagen, aber ich glaube, das ist mir inzwischen egal.“
    „Toll. Ich liebe es, in Verschwörungen verwickelt zu werden.“ Nicht wirklich.
    James warf ihm einen genervten Blick zu und wechselte plötzlich das Thema. „Wie willst du mich rekodieren, ohne dass die KI es bemerkt?“
    „Ich habe einen Dummy, einen falschen Chip. Eigentlich können wir es überall machen, aber vielleicht sollten wir doch zu deinem Haus gehen, damit sie nicht zu früh Verdacht schöpfen. Es sieht merkwürdig aus, wenn du den ganzen Tag in einem Café sitzt. Dass du zwölf Stunden schläfst, werden sie uns eher abnehmen.“
    „Was ist mit den Sendern in meinen Kleidern?“
    Matt blinzelte ihn an. „Die haben Sender in deine Kleider genäht?“ War das Standard?
    „Das rosa Dreieck ist nicht nur eine modische Applikation, weißt du.“ James Mundwinkel hoben sich zu beiden Seiten. Es sah niedlich aus. Nein, nicht niedlich. Es war ... merkwürdig. Einmalig. Scheiße.
    „Scheiße“, echote Matt seinen inneren Monolog. „Dann müssen wir das auch abdecken. Es ist nicht sicher für dich – oder mich – wenn wir in der Öffentlichkeit zu oft zusammen gesehen werden. Wenn sie mich typisieren, sind wir beide am Arsch.“
    „Du hast das Gen wohl auch, oder?“
    Wow. Es sah immer mehr danach aus, dass James schwul war. Wenn er das Schwulengen hatte, war die Wahrscheinlichkeit, dass er homosexuell war, über 80 %. Die Forscher hatten noch keine anderen Gene isolieren können, aber es musste noch eins oder zwei geben, die auch eine Rolle spielten. Trotzdem war das Schwulengen für die Roten Staaten belastend genug, um jemanden in die Umerziehung zu schicken.
    Die anderen 35 Prozent der Homosexuellen, die das Gen nicht hatten, wurden durch den guten alten Fingerzeig gefasst.
    „Haben sie dich damit gekriegt?“
    James nickte. „Einer der Wächter hatte den Eindruck, dass ich zu viel mit einem anderen Kriegsgefangenen herum hänge und hat uns beide zur Typisierung geschickt. Der andere hatte das Gen nicht und durfte in der normalen Gefangenenlager-Hölle bleiben. Nicht genügend Wächter, die gegen ihn ausgesagt haben.“ Wenn jemand das Gen nicht hatte, mussten

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