Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
noch einmal und sein Gesichtsausdruck wechselte von unbewegt zu verwirrt. „Matt?“
Z EHN Minuten später gingen sie, jeder mit einer am Kaffeebeutel in der Hand, nebeneinander die Straße entlang. James hatte die ausdruckslose Maske aufgesetzt, die er so gut beherrschte.
„Was tust du hier? Verdammt, du musst aus der Roten Zone raus, Matt!“
„Ich gehe auch“, sagte Matt mit ebenso leiser Stimme wie James. „Sobald du bereit bist.“
Einen halben Häuserblock lang sagte James nichts, starrte nur geradeaus. „Du willst mich retten?“, flüsterte er ungläubig.
Matt dachte, dass sein Grinsen wahrscheinlich ziemlich dem von Andry von heute Morgen ähnelte. „Ja“, sagte er fröhlich.
„Ich brauche deine Hilfe nicht.“ James Stimme klang abweisend.
„Warum bist du dann noch hier? Du bist schon vor drei Wochen aus dem Lager entlassen worden.“
„Woher weißt du das?“
„Tut mir leid, aber diese Informationen sind geheim.“ Matt erlaubte sich einen Spaß mit ihm.
James schnaubte. „Ich habe Sicherheitsfreigaben, von denen du noch nie gehört hast.“
Matt wurde ernst. „Ja, ich glaube meine Akte über dich war unvollständig. Du bist kein regulärer SOUF-Agent und auch kein Ranger, oder?“
„Du hast eine Akte über mich? Wer zur Hölle bist du?“
„Zeigst du mir deins, dann zeig ich dir meins.“
„Okay. Ich gehöre zur Psi-Force.“ Matt wäre fast gestolpert. Die Psi-Force war eine der geheimsten und legendärsten Abteilungen für Spezialeinsätze, gegründet aus ein paar übriggebliebenen Blauen Rangern der Einheit für die Psychologische Kriegsführung, nachdem Fort Bragg und Camp Lejeune in den Fünfzigern rot geworden waren. Als das Militär der Blauen Staaten 2057 neu strukturiert worden war, hatte man die Marines und alle Spezialeinheiten unter einem neuen Namen vereint – Special Operations Unified Force. Die Psi-Force war eine der wenigen Einheiten, die sowohl dem Kommando der SOUF als auch dem Kommando der Spezialeinheiten der Army unterstand. Die Soldaten der Psi-Force konnten für Einsätze in jede andere Militäreinheit eingegliedert werden.
„Du bist dran“, drängte James ihn.
Matt blieb stehen und drehte sich zu James. Er wollte es dem Scheißkerl direkt ins Gesicht sagen. „Ich bin ein Extraktionsagent für die QESA.“
James schnaubte noch einmal und starrte ihn kurz an. „Die schicken ein privates Unternehmen, um mich zu retten“, murmelte er zu sich selbst.
Matt grinste wieder. Sie drehten sich um und gingen weiter.
„Hast du einen lizenzierten Recoder?“, fragte James mit gedämpfter Stimme.
„Ja.“ Matts Grinsen wurde etwas breiter. Schließlich ließen sie nicht jeden mit einem Recoder herumlaufen. Wenigstens dafür brauchte James ihn, wenn schon für nichts Anderes.
„Ich schätze, dann ist es in Ordnung. Gott sei Dank.“
Kapitel 3
W EIL James so engmaschig überwacht wurde, brachte Matt ihn in ein provisorisches Schutzhaus. Es war ein Gemeinschaftsraum in der Feuerwache von Boise. Matt wartete, bis die Sekretärin den Raum abgesucht hatte; dann gingen sie hinein.
„Wollt ihr einen Kaffee? Braucht ihr irgendwelche Hardware?“, fragte sie auf dem Weg nach draußen. Ein winziges Nicken beantwortete Matts unausgesprochene Frage. Im Flur befanden sich Abhörgeräte.
„Ja, ein Tablet; meins funktioniert nicht richtig. Ich formatiere es auch, wenn wir fertig sind.“
„Kein Problem.“ Sie lächelte freundlich und ging.
James hob eine Augenbraue, als er in den Raum trat und die Tür schloss. „Sie hat alles abgesucht“, erklärte Matt. „Hier können wir reden.“
„Du vertraust ihr?“ Es klang eher neugierig als misstrauisch.
„Ja.“ Matt kannte sie ziemlich gut.
James zog sich einen Stuhl heran und ließ sich hineinfallen. Er legte seine Ellbogen auf den Tisch, stützte seinen Kopf in die Hände und stöhnte. Lange Zeit blieb er so sitzen. Die Sekretärin brachte ihm das Tablet und ging dann wieder. Matt setzte sich nicht direkt gegenüber von James hin. Das Tablet enthielt Informationen der blauen Zelle von Boise. Er lud die verschlüsselten Informationen vom Tablet auf sein HookUp herunter und schickte es über einen roten Satelliten an die QESA, nachdem er die Daten zuvor erneut verschlüsselt hatte. Dann sah er noch einmal zu James.
Dieser hatte die Hände so fest in die Haare gekrallt, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
„James“, sagte Matt sanft. Er konnte den Kerl zwar nicht ausstehen, aber diese Reaktion
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