Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
auf, der einem auf die Knochen schlug. Bald würde die Regensaison beginnen.
Regierungen wie die RIA diskutierten noch darüber, ob die Menschen für die Erderwärmung verantwortlich waren. Aber niemand stellte mehr infrage, dass es sie gab. Von den Rocky Mountains bis zum Mississippi gab es kaum noch Regen. Was einmal Amerikas Brotkorb gewesen war, hatte sich in eine sich schnell ausbreitende Wüste verwandelt. Mit einer sich schnell ausbreitenden Verzweiflung unter der Bevölkerung.
Idaho hatte Glück gehabt. In Idaho, Ost-Oregon und Ost-Washington gab es fast doppelt soviel Niederschlag wie noch vor hundert Jahren. Die Bevölkerung von Idaho war aus anderen Gründen unglaublich arm. Zum Beispiel wegen beschissener Handelsabkommen.
„Du bist ein Arschloch.“ Matt hatte sich so lange mit seiner Antwort Zeit gelassen, dass James schon angenommen hatte, dass er immer noch nicht mit ihm sprach. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du das kannst, verdammt noch mal?“
James zuckte unbehaglich mit den Schultern. Matt starrte ihn kurz an, schaute dann aber wieder nach vorne und ging weiter, während er auf James Erklärung wartete.
„Ich habe selbst erst gestern herausgefunden; bis heute Morgen war ich mir nicht ganz sicher, ob ich es wiederholen kann.“
„Nette Fähigkeit“, grummelte Matt. „Bleib damit ja von meinem Kopf weg!“
„Okay.“ Was sollte er sonst sagen? Jetzt, da Matt sein Chip-Problem gelöst hatte, hätte er es auch ohne ihn aus der Roten Zone geschafft, aber das wollte er gar nicht. Auch wenn Matt sich wie ein beleidigtes Kind verhielt.
James war wirklich am Arsch. Er empfand etwas für Matt, hatte ihn immer begehrt und die letzten sieben Jahre hatten daran nichts geändert.
„Hör zu, ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen sollte, aber aus irgendeinem Grund tue ich es. Was total merkwürdig ist“, letzteres murmelte Matt nur zu sich selbst. „Aber wenn du das noch mal machst, dann bist du auf dich allein gestellt. Kannst du das wenigstens kontrollieren?“ Matt blieb noch einmal stehen, um James in die Augen zu schauen.
„Ich glaube schon, ja. Solange mein Schwanz nicht die Kontrolle übernimmt.“ Er lächelte vorsichtig.
Matt verdrehte die Augen. „Scheiße.“ Noch mehr Gemurmel folgte, als er weiterging. „Weißt du, ich sollte das eigentlich gar nicht machen. Ich hätte Grampa sagen sollen, dass er den Job jemand anderem geben soll. Interessenskonflikt. Ich bin ein QESA Agent im verdammten Idaho, auf der wahrscheinlich gefährlichsten Extraktion aller Zeiten –“
Das musste doch eine Übertreibung sein, oder?
„– und dann auch noch mit einem Riesenarschloch, das in der Highschool ein engstirniger Idiot war und mich Schwuchtel genannt hat, um dann in einem Gefangenenlager der Roten einen auf mutig zu machen und sich zu outen! Gottverdammt, das ist einfach nur bescheuert.“
„Ich habe mich schon vorher geoutet.“ James hörte den beleidigten Unterton in seiner Stimme. Er konnte auch ein beleidigtes Kind sein. Das war nur fair.
„Ha!“ Matt lachte verächtlich. „Klar! Und was war der Auslöser? Vielleicht die fehlenden Muschis im Gefangenenlager?“
„Fick dich.“ Ein wirklich beleidigtes Kind.
Matt murmelte weiter vor sich hin, aber jetzt etwas leiser. James ließ sich ein wenig zurückfallen. Das würde eine verdammt lange Wanderung werden.
M ATT war so verärgert, dass er beinahe sein Bein überanstrengt hätte. Vielleicht hatte er das sogar. Als er der neuen, ausgehöhlten Prothese zugestimmt hatte, war er davon ausgegangen, dass sie im Vergleich zu seiner ersten Prothese nur eine Verbesserung sein konnte. Sie war verdammt schwer gewesen und er hatte an der Stelle, wo sie seinen Oberschenkel berührte, immer Schmerzen gehabt. Manchmal weil sich das Wetter änderte, manchmal wenn er zu viel damit herumgelaufen war und manchmal ohne ersichtlichen Grund.
Es war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass die Genies, die das ausgehöhlte Bein angefertigt hatten, die ergonomischen Anforderungen nicht bis ins letzte Detail ausgearbeitet haben könnten. Jetzt hatte er zwar ein neues, leichteres Bein, aber wo es auf seinem Oberschenkel aufsaß, schmerzte es immer noch. Und es schmerzte auch dann, wenn er zu lange ging. Aber immerhin machte es den Transport von illegaler Technik in die Rote Zone wesentlich einfacher. Und die künstlichen Nerven in der Derma-Ummantelung, gaben ihm fast das Gefühl, wieder echte Haut zu haben. Als sie den Stadtrand von Emmett
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