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Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)

Titel: Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Tenino
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Bungalow ging und an die Tür klopfte. Eine freundliche Frau in den Dreißigern folgte ihm von dort bis hinüber zu James.
    „Hi, James. Ich bin Lauryl“, sagte sie mit einer weichen, tiefen Stimme. Ihre Absichten waren für James eindeutig lesbar: komplette Hingabe an den blauen Widerstand.
    „Das Café gehört meiner Freundin Aly. Sollen wir hineingehen?“
    Matt hob nur eine Augenbraue und neigte den Kopf in Richtung des Cafés. James hob als Antwort ebenfalls eine Augenbraue und folgte Lauryl nach drinnen. Matt dicht dahinter.
    „Du bist sehr still, Matt“, stellte Lauryl fest.
    Er lächelte. „Der hier braucht keinen regelmäßigen Zuspruch.“ Er begann in seinem Rucksack zu wühlen.
    James wurde klar, dass er ziemlich vertrauensselig war. Normalerweise würde er niemandem so einfach folgen. Aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass alles in Ordnung war. Außerdem nahm sein Implantat keine Bedrohung wahr und bis jetzt hatte es noch nie falsch gelegen. Er zuckte die Schultern und lächelte Lauryl leicht verlegen an.
    Matt bückte sich und schob sein rechtes Bein nach vorne. James sah ihn den Saum an der Seite seiner Allwetterkleidung über dem Unterschenkel öffnen. Während er noch versuchte, herauszufinden, was Matt vorhatte, drückte dieser fest auf seinen Unterschenkelmuskeln und das ganze Ding rutschte nach unten. „Heilige Scheiße!“
    Matt grinste zu ihm hoch. „Noch nie gesehen, was?“ Dann fing er an, einige Dinge aus seinem hohlen Bein zu nehmen. Ein hohles, falsches Bein, mit sehr echt wirkender Haut darüber.
    „Verdammt, Matt!“ Es war nicht das falsche Bein, sondern dass Matt eines hatte. „Wie ist das passiert?“
    „Veraltete Landmine in New Mexiko. Vor ungefähr vier Jahren. Jetzt habe ich eine supertolle Geheimagenten-Prothese, auch Technik-Lager genannt.“
    James war sprachlos. Wie alt war Matt damals gewesen? Vielleicht 19? Auf jeden Fall verdammt noch mal zu jung, um ein Bein zu verlieren. Er wusste, dass das vorkam. Er wollte nur nicht, dass es jemandem passierte, den er kannte. So jemandem wie Matt.
    James versuchte, eine passende Antwort zustande zubringen. „Hätte wahrscheinlich schlimmer ausgehen können.“ Er hob unbehaglich die Schultern. „Hätte eine Zerstäubermine sein können.“ Was für ein bescheuerter Kommentar. Am liebsten hätte er sich selbst in den Hintern getreten. Vielleicht konnte er sich ja Matts Bein dafür ausleihen.
    „Das sage ich mir auch jeden Morgen, wenn ich auf dem Boden geschlafen habe.“
    „Ich schätze, das wird dann wohl mein Spruch, solange wir unterwegs sind“, murmelte James. Bescheuert. Bescheuert, bescheuert, bescheuert, bescheuerter.
    „Ah, da ist es ja.“ Matt reichte Lauryl eine winzige, flache Schachtel und einen kleinen Recoder. James hatte Lauryl völlig vergessen. Sie war sowohl geistig als auch körperlich unglaublich still. Sie nickte und wartete, bis Matt sich wieder zusammengebaut hatte.
    „Wann wirst du das nächste Mal überprüft?“ Lauryl wandte sich an James.
    „Mein Gefühl sagt mir, dass ich bis morgen um 0800 sicher bin. Aber wir müssen darüber reden.“
    Matt stand auf und stampfte einmal mit seinem Bein auf, damit seine Hose wieder über seinen Unterschenkel rutschte. „Es gibt immer was zu reden, oder nicht?“
    „Der Termin heute Morgen. Meine Sachbearbeiterin hat gesagt, dass mein Chip nicht mehr funktioniert. Ich soll morgen um 0800 in die Klinik gehen und einen neuen bekommen.“
    Matt pfiff. „Das wäre ein ziemliches Problem.“ Er nahm den Recoder von Lauryl entgegen und las die Daten von James’ Chip. „Scheiße.“
    „Was?“
    „Er sendet. Entweder haben sie dich angelogen und wollen etwas ganz Anderes einbauen oder er funktioniert nur zeitweise nicht.“
    Plötzlich wurde James etwas klar. „Ähm, Lauryl, könntest du draußen auf uns warten?“ Sie nickte nur und ging, ohne Fragen zu stellen.
    James konzentrierte sich einen Moment. Dann sah er Matt an. „Versuch es mal jetzt.“
    Matt kniete sich hin, um ein deutlicheres Signal von den höheren Nanokonzentrationen in James Oberschenkel aufzufangen, obwohl die Nanos ja eigentlich durch seine ganze Blutbahn zirkulieren sollten.
    „Ich glaub, ich spinne“, sagte Matt leise. „Jetzt spielt es total verrückt.“ Er starrte eindringlich den Recoder an. Dann sah er plötzlich zu James auf. „Du bist das, oder? Du störst das Signal.“
    James nickte, unfähig ein Wort zu sagen, als ihm Matts Position bewusst wurde. Er kniete vor ihm,

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