Achtzehnprozentiges Grau: Die Flucht (German Edition)
dunkel war und man ihn nur flüchtig anschaute.) Na gut, eine ziemlich maskuline Frau. Aber immerhin verbarg das Hemd teilweise den besagten Hintern.
James wurde klar, dass es eines seiner eigenen Hemden war. Aber verdammt, das machte Matt nur noch heißer.
Matt setzte sich einen Hut auf. Es war die Art Hut, die James auch schon an einer Menge Frauen in Idaho gesehen hatte. Er sah ein wenig schlapp aus und hatte eine breite Krempe, die teilweise das Gesicht verdeckte. Das half dabei, dass Matt sogar dann als Frau durchging, wenn man ihn nicht nur flüchtig ansah. Aber die Dunkelheit war immer noch dringend nötig.
„Scheint der Mond heute Nacht?“, fragte Matt.
„Nur als ganz schmale Sichel. Du siehst sehr glaubwürdig aus.“
Matt grinste ihn an, als Pearl zur Tür ging. James lächelte zurück. „Komm schon, Frau.“
Matt streckte ihm die Zunge heraus und ging vor James durch die Tür hinaus. James folgte ihm und versuchte dabei, einen Blick auf Matts Hintern zu erhaschen.
M ATT war dabei, sich in James zu verlieben. Vielleicht war es sogar schon passiert. Noch nie zuvor hatte er sich so gefühlt. Natürlich hatte er schon mal sehr starke Gefühle für jemanden verspürt und eine Menge Verlangen. Aber nicht so.
Das Beste daran war, dass er sich ziemlich sicher war, dass seine Gefühle erwidert wurden. Er hatte sich auf eine kurze, heiße Affäre eingestellt, die vorbei wäre, sobald James das wollte – wahrscheinlich bald – und dann würde Matt eine Menge Tequila und Eiskaffee trinken (oder auch beides zusammen, solange er noch ein gebrochenes Herz hatte – diesen Tipp hatte er von Sabine), ein paar Kerlen auf dem Luftwaffenstützpunkt in einer Toilettenkabine einen blasen und sich eine Zeitlang selbst bemitleiden.
Und vielleicht mit seinen männlichen Cousins ein paar Sauftouren unternehmen. Nicht, dass sie eine große Hilfe waren, wenn es um Trennungen ging. Für einen Haufen Schwule schleppten sie ziemlich viel Testosteron mit sich herum.
Aber auf das hier war Matt nicht vorbereitet gewesen. Als sie sich in der Dusche geküsst hatten, hatte es sich für Matt angefühlt, als ob sie zu einer Person verschmolzen. So als ob ihre Seelen durch ihre Zungen kommunizierten.
Wow, das war poetisch. Und irgendwie merkwürdig.
Er gab sich Mühe, nicht zu viel darüber nachzudenken. Zum einen war das ziemlich schnulzig, zum anderen war Matt sich nicht sicher, ob James überhaupt klar war, was hier vor sich ging. Selbst wenn er vielleicht ähnlich starke Gefühle für Matt hatte. Und ob ihm das überhaupt recht wäre.
Aber der wichtigste Grund, nicht darüber nachzudenken, war die Tatsache, dass es ihm immer schwerer fiel, etwas vor James zu verbergen. Er konnte förmlich spüren wie die Gehirnströme durch seine Abschirmung drangen – und Matt wollte nicht, dass James mitbekam, was für starke Gefühle er für ihn hatte. Er musste unbedingt an seinen mentalen Mauern arbeiten. Sie fingen an zu bröckeln.
Er nahm sich vor, den Augenblick zu genießen und nicht zu viel zu grübeln. Und er ließ James Wärme und Zufriedenheit spüren, weil er glaubte, dass es ihm durch das Chaos half, zu dem sein Leben geworden war.
Sie verließen das Fertighaus und umgingen die gut beleuchteten Stellen des Klosters. Pearl hielt ihre Geschwindigkeit auf einem ruhigen Spaziergangs-Level (das James nicht besonders gut beherrschte) und steckte ihre Hände in die Ärmel ihres Habits. Nur ein paar Verwandte, die auf einem schönen Abendspaziergang Neuigkeiten austauschen. Es gibt hier nichts zu sehen, Schwester.
Pearl wählte einen Trampelpfad zu einem Tor in der östlichen Mauer, wo ein „Gärtner“ sehr unauffällig herumlungerte. Matt konnte James’ unterdrücktes Schnauben förmlich spüren. Er ließ den Kopf hängen, womit er auch sein Lächeln verbarg und hakte sich bei seinem „Ehemann“ unter.
Pearl grüßte den Mann und nach ihrem kryptischen Wortwechsel zu urteilen, stand er auf ihrer Seite. Möglicherweise war er ein blauer Agent, aber für sehr wahrscheinlich hielt Matt das nicht. Wahrscheinlich einfach nur für Geld angeheuert. Blaue Steuern im Einsatz. Oder wahrscheinlich eher Spendengelder der Nordamerikanischen Katholischen Kirche.
Matts Verdacht bestätigte sich, als Pearl dem Mann etwas zusteckte, kurz bevor er das Tor für sie öffnete und sie hinausließ.
„Er lässt uns gehen, weil er sicher ist, dass ich nichts wirklich Schändliches tun werde. Und natürlich wegen des Geldes. Aber ihr solltet
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