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Ackerbau und Unzucht

Ackerbau und Unzucht

Titel: Ackerbau und Unzucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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den
Kühler und blickte ihr entgegen. Sie beeilte sich nicht, ihrer Wirkung genau
bewußt, sie ließ mir Zeit, ihren Anblick zu genießen. Die Augen hatten das Blau
des Sees im Central Park an einem schönen Sommertag, die sonnengebräunte Haut
glänzte wie Bronze. Ihr Gesicht war hochwangig und apart, und was die Bluse nur
unvollkommen verbarg, erbrachte den Beweis, daß der alte Isoskeles wußte, wovon er sprach.
    »Guten Tag«, sagte sie mit
etwas heiserer Stimme. »Suchen Sie jemand?«
    »Danke, schon gefunden«,
antwortete ich.
    »Sie sind Vertreter, stimmt’s?«
Neckisch zwinkerte sie mit den Augen. »Vor dieser Sorte Männer hat mein Vater
mich gewarnt.«
    »Wenn Sie eine Bauerntochter
sind, will ich gern gelegentlich einen Acker pflügen«, gab ich zurück.
    Ihre Lippen teilten sich zu
einem Lächeln und gaben weiße, ebenmäßige Zähne frei.
    »Pete hat mir von Ihnen
berichtet, da mußte ich Sie doch einfach in Augenschein nehmen. Pete ist
nämlich hier der starke Mann.«
    »Und wer sind Sie?« fragte ich
ungeniert.
    »Ich bin Sylvia West, das
Mädchen für alles, Haushälterin und Gesellschafterin. Ich muß dafür sorgen, daß
Clemmie sich hier draußen nicht so einsam fühlt.«
    »Was hindert Clemmie daran, in
die Stadt zu ziehen, wenn sie sich hier langweilt?«
    »Nichts. Doch wenn junge Männer
Ihren Formats öfter vorbeikämen, wäre es hier natürlich interessanter. Übrigens
dürfen Sie aufhören, sich den Kopf zu verrenken, ich habe Ihr Profil bereits
bewundert und bin überwältigt.«
    »Das rechte ist noch besser als
das linke«, gab ich wahrheitsgemäß zu. »Doch alles in allem sind beide sehr
eindrucksvoll.«
    »Ich liebe bescheidene Männer«,
seufzte sie. »Jetzt weiß ich, daß Sie ein umwerfendes Profil haben und schöne
starke Muskeln. Kann ich vielleicht noch mehr über Sie erfahren, wenn wir schon
mal davon sprechen?«
    »Danny Boyd heiße ich«, stellte
ich mich vor. »Ich wollte gerade nach New York zurückfahren, doch jetzt habe
ich meine Absicht geändert.«
    »Und dafür haben Sie einen
Grund?«
    »Sie sind der Grund. Oder
wüßten Sie einen besseren?«
    Sie mußte lachen. »Da kann ich
schlecht widersprechen. Wie lange wollen Sie bleiben?«
    »Das hängt allein von Ihnen ab.
Ich benötige ja nicht gerade eine Haushälterin, aber gegen eine so sympathische
Gesellschafterin hätte ich nichts einzuwenden.«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte
sie zögernd. »Nur fürchte ich, Pete kann Sie nicht ausstehen.«
    »Seien Sie barmherzig«, flehte
ich. »Mit Pete werde ich schon fertig.«
    »Das glaube ich in der Tat«,
antwortete sie nicht ohne Bewunderung. »Wollen wir Clemmie sagen, daß Sie es
sich anders überlegt haben?«
    »Dazu haben wir noch immer
Zeit. Warum führen Sie mich nicht ein wenig herum? Ich habe noch nie eine Farm
besichtigt. Es muß aufregend sein, mal ein Steak auf Hufen zu sehen.«
    »Wir sind hier nicht in Texas,
aber ich kann Ihnen immerhin Brot auf Halmen zeigen und Schinken auf Eisbein.«
    »Großartig«, rief ich
überschwenglich. »Also zurück zur Natur! Nur eines stört mich: Sie dürften
keine Kleider tragen. Im Hintergrund sollte eine Flöte spielen, und Sie müßten
nackt durch die Wälder tanzen.«
    »Wir haben keine Wälder«, sagte
sie nüchtern. »Was wollen Sie zuerst sehen, die Scheune oder die Schweine?«
    »Mir ist alles recht. Wenn Sie
eine kleine Balgerei im Stroh schätzen, bitte. Ein bißchen Bewegung vor dem
Essen soll sehr gesund sein.«
    »Wenn Ihnen der Sinn nach
Fruchtbarkeitsriten steht, haben Sie die falsche Jahreszeit erwischt. Kommen
Sie im Frühjahr wieder, dann bin ich nicht hier.«
    Unter dergleichen munteren
Plaudereien besichtigten wir ein Getreidefeld, sahen einen Teich mit ein paar
wilden Enten und inspizierten die Scheune mit Heuboden, Traktor und
Ackergeräten. Wir besuchten die Küken und die Kühe, und meine Schuhe wurden
immer schmutziger.
    Schließlich kamen wir an den
etwas abseits gelegenen offenen Schweinepferch. Ich blieb stehen, um mir eine
Zigarette anzuzünden, und betrachtete ein Mutterschwein mit neun kleinen
Ferkelchen. Der Anblick deprimierte mich, und ich konzentrierte mich wieder auf
Sylvia West.
    »Wie lange sind Sie schon so
eine Haushälter-Gouvernanten-Bäuerin?« fragte ich.
    »Seit zwei Monaten. Warum?«
    »Sie sind einfach nicht der Typ
dafür.«
    »Und was machen Sie so weit weg
vom Times Square, Danny Boyd?«
    »Martha hat mich gebeten, ihre
Schwester zu besuchen«, antwortete ich aufrichtig. »Sie

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