AD ASTRA Buchausgabe 008 Der Schattenstern I
einem kleinen Gebäude aus Fels heraus, dessen Dach fehlte und durch das sie die glitzernde Sternenpracht des Himmels von Terabial sehen konnten. Schon während des Aufsteigens war ihnen kalte Nachtluft entgegengeschlagen, nun spürten sie deutlicher denn je den Wind, der durch die Ruinen wehte.
Eine einzige Öffnung führte aus dem kleinen Gemäuer, und nachdem sie diesen Durchgang passiert hatten, stellten sie fest, dass sie in einer kleinen Ansammlung gleichartiger Felshäuser standen, die – laut Pox, der Restlichtverstärker in seinem Photosystem eingeschaltet hatte – nicht über ein Erdgeschoss hinauswuchsen. Augenscheinlich handelte es sich nicht mehr um die Axares-Ruinen, sondern um irgendein anderes Relikt aus der Zeit, in welcher die T’Bazi hier lebten, allerdings sprach die Tatsache, dass man auch recht tief stehende Sterne noch erblicken konnte, dafür, dass der Krater, in dem sie sich befanden, gleichfalls recht flach war.
„Gibt es einen Anhaltspunkt, in welche Richtung wir uns wenden müssen, um möglichst schnell zu einer Siedlung zu kommen?“ fragte Santa Bosz. „Dort können wir ein Raumschiff bekommen und uns zu der Raumstation der Cahaizo begeben, oder wenigstens unsere Identität verschleiern!“
„Es gibt hier verhältnismäßig wenige Siedlungen!“ gab Pox Auskunft, indem er seine Datenbänke über Terabial nach verwertbaren Informationen durchforstete. „Allerdings liegt ein kleines archäologisches Camp in erreichbarer Nähe!“
„Ist es denn besetzt? Leben dort Menschen?“
„Ich habe keine gegenteiligen Informationen! Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir dort die Möglichkeit erhalten, uns zur nächstgrößeren Siedlung befördern zu lassen!“
„Dann werden wir dorthin aufbrechen! Wohin müssen wir gehen?“
„Der Weg führt uns zu diesen Bergen!“ sagte Pox und deutete auf einige schwarze Silhouetten in der nicht wirklich helleren Dunkelheit der Terabial’schen Nacht.
Sie machten sich augenblicklich auf den Weg, denn Pox befürchtete weiterhin, dass man zunächst ihr Verschwinden, bei darauffolgender Recherche auch ihren Einbruch im Archiv bemerken und sie anschließend verfolgen würde. Mit eiligen Schritten verließen sie den flachen, sehr kleinen Krater, dessen Durchmesser keine 200 Meter betrug, durchquerten anschließend die Wüste. Der Sand knirschte unter ihren Schuhen oder Metallfüßen. Doch trotz ihrer Eile benötigten sie mehr als 2 Stunden, in denen sie ausschließlich schwiegen, ehe sie die ersten Felsausläufer der kleinen Bergrücken erreichten. Der nun auf sie wartende Anstieg erwies sich als beschwerlich, aber nicht als schwierig. Eine weitere Stunde verging, und als sie endlich eine größere Felsterrasse erreichten, dämmerte es am Horizont bereits.
„Hier müsste das archäologische Camp sein!“ sagte Pox. „Es gibt eine Höhle in den Felsen hier!“
Ohne etwas zu antworten, näherte sich Kapitän Bosz jener Seite der Terrasse, an welcher sich die bräunlichen Felsen gen Himmel erhoben, und tatsächlich fand er im heller werdenden Licht der aufgehenden Sonne Bialis eine Öffnung im Gestein, die groß genug war, um mehreren Menschen Einlass zu gewähren. Die beiden Ermittler traten ein und fanden sich unversehens wieder in Dunkelheit gehüllt.
Der widerwärtige Geruch von Verwesung schlug ihnen einem Faustschlag gleich entgegen, und Pox hörte Santa Bosz neben sich würgen.
„Was ist da los?“ stieß der Kapitän durch seine vor Mund und Nase gehaltene Hand hervor.
„Einen Augenblick!“ erwiderte Pox, der mit seinen lichtempfindlichen Photozellen links neben dem Eingang der Höhle einen Generator erspäht hatte; mit einigen schnellen Handgriffen gelang es ihm, ihn zu aktivieren. Seine Überlegungen erwiesen sich als richtig, denn begleitet von einem leisen Sirren erwachte zunächst der Generator zum Leben, anschließend ging das Licht in der Höhle an.
Insgesamt zählten Pox und Santa Bosz in diesem Eingangsbereich des archäologischen Camps neun Leichen, Männer wie Frauen, Humanoide von verschiedenen Welten. Sie alle waren entweder niedergeschossen oder mit brutaler körperlicher Gewalt getötet worden. Im Schädel eines Wesens vom Planeten Eraphin steckte noch eine Art Kolben. Das Ausmaß der Verwesung deutete darauf hin, dass der Tod bereits vor einiger Zeit erfolgt war, sich aber niemand die Mühe gemacht hatte, die Leichen zu beseitigen, geschweige denn zu begraben oder andersartig zu würdigen.
„Was ist passiert?“
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