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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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Apartmenthauses schien das Meer nahezu unbewegt und breitete sich jenseits der verwaisten Fahrspuren der Schnellstraße wie ein dunkler Spiegel aus.
    Ein paar Hundert Meter weiter links konnte er das U-Boot der Brasilianer im Hafen sehen. Ein gigantisches Ungetüm, dessen schwarze Metallhülle alle Helligkeit in der unmittel­baren Umgebung aufzusaugen schien.
    Vor ein paar Minuten war Henri vom Anblick eines von Norden kommenden Hubschraubers aus seiner Lethargie gerissen worden. Seit Jahren hatte er keinen Hubschrauber mehr ge­sehen. Und wie um zu bestätigen, dass die Zeit dieser Flug­geräte abgelaufen sei, stotterte der Motor, und das Ding begann abzustürzen.
    Henri beugte sich weit über das Geländer des Balkons. Unter ihm kämpften zwei verwilderte Hunde miteinander.
    »Pass auf, dass du nicht fällst«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Henri erschrak so heftig, dass er das Gleichgewicht verlor und in die Tiefe gestürzt wäre, wenn ihn nicht jemand mit ­einem kräftigen Ruck zurückgehalten hätte.
    Schnaufend wandte er sich um.
    Ein fremder Mann stand hinter ihm. »Du kannst mich ­sehen?«, fragte der Mann.
    Henri nickte verwirrt. »Wer sind Sie? Wie sind Sie hier reingekommen?«
    »Durch die Tür natürlich«, erwiderte der Fremde ruhig. »Wie denn sonst?«
    »Was wollen Sie?« Henri Dannerup blickte sich suchend nach irgendeinem Gegenstand um, mit dem er sich verteidigen konnte. Der Fremde war in einen hellgrauen langen Mantel gehüllt, dessen Saum bis zu den Schuhen reichte. Dazu passte der gleichfarbige Hut, den er sich tief in die Stirn gezogen hatte. Das bleiche Gesicht war völlig ausdruckslos. Selbst die Augen schienen erstarrt. Die Hände verbarg er in eng anliegenden Handschuhen. Grau wie der Rest der Kleidung.
    Henri Dannerup sah genauer hin. Der Fremde trug eine Maske. Eng anliegend wie eine zweite Haut war sie über das Gesicht gespannt. Ließ nur Platz für Augen und Mund. Danne­rup konnte keine Nasenlöcher entdecken.
    »Was wollen Sie?«, fragte Henri noch einmal und fügte hinzu, weil er davon überzeugt war, einem Einbrecher gegenüberzustehen: »Ich bin kein reicher Mann. Bei mir gibt es nicht viel zu holen.«
    Der Fremde deutete ein Lächeln an. »Ich werde dir nichts nehmen. Im Gegenteil. Ich bin hier, um dir etwas zu geben.«
    »Was?«
    »Du bist einsam, mein Freund. Deine Mitmenschen meiden dich. Dabei sehnst du dich doch so sehr nach Nähe. Nach einer Frau.«
    »Ja«, hauchte Henri, und mit einem Mal wurde er von so einem intensiven Gefühl der Traurigkeit übermannt, dass er nur mit Mühe die Tränen zurückhalten konnte. Er konnte es sich nicht erklären, aber gleichzeitig war er dankbar für die Anwesenheit des Fremden. Es war, als hätte der Mann in dem grauen Anzug ganz tief in sein Innerstes blicken können. Dahin, wo der Schmerz saß und ihn langsam verzehrte.
    »Komm mit«, sagte der Mann. »Ich möchte dir etwas zeigen. Es wird dir gefallen.«
    Henri folgte ihm durch das kleine Wohnzimmer in den Flur. Der Mann stellte sich vor den Spiegel, den Henri benutzte, um den Sitz seiner Kleidung zu kontrollieren, bevor er zur Arbeit ging. Er hasste diesen Spiegel, weil er ihm immer wieder die Unansehnlichkeit seines Äußeren zeigte. Eigentlich, das wusste Henri, hasste er sich selbst. Schon oft hatte er versucht abzunehmen, aber jedes Mal nach kurzer Zeit die Diäten frustriert abgebrochen.
    »Sieh in den Spiegel«, forderte der Fremde.
    Henri Dannerup gehorchte und sah sein Ebenbild. Schnell wandte er den Blick ab.
    »Schließ die Augen«, verlangte der Mann jetzt. Henri tat wie geheißen, obwohl ihm eine innere Stimme riet, dies nicht zu tun. Er konnte dieser eigenartigen Gestalt, die in seine Wohnung eingedrungen war, doch nicht so einfach vertrauen. Aber die Stimme des Fremden wurde immer leiser.
    Henri Dannerup hörte, wie der Mann ein paar Schritte machte und dann stehen blieb.
    »Öffne jetzt die Augen.«
    Henri sah sich um. »Hallo?«, rief er zaghaft, denn der Fremde war verschwunden. Henri kehrte ins Wohnzimmer zurück, suchte den Balkon ab, aber der Besucher blieb unauffindbar.
    »Hier bin ich!«
    Henri wirbelte herum. Der Mann saß in einem Sessel. Nur wenige Meter von ihm entfernt. Er konnte ihn dort unmöglich übersehen haben.
    »Ich kann entscheiden, wer mich wahrnehmen darf«, erklärte der Fremde und schwang sich aus dem Sessel.
    »Wie … funktioniert das?«, stammelte Henri.
    Mit zwei Schritten stand der Mann unmittelbar vor Henri. Da er mindestens zwei Meter

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