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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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begeisterte wie grauenhafte Fotografin gewesen. Die Hälfte ihrer Schnappschüsse war verwackelt, beim Rest fehlten häufig die Köpfe der Leute. Nur Fotos von Kuchen oder Blumen­sträußen gelangen ihr perfekt.
    Zwei Wochen nach dieser letzten Aufnahme vom Weihnachtsfest kamen Adams Eltern bei einem Autounfall auf einer Küstenstraße ums Leben.
    Von da an hatte sich Vanessa, die drei Jahre ältere Schwester seiner Mutter, um ihn gekümmert.
    Sie war Adams ganze Familie. Die Großeltern waren bereits vor seiner Geburt gestorben. Tante Vanessa hatte aus Gründen, über die sie beharrlich schwieg, niemals geheiratet.
    Jetzt stürmte sie ins Krankenzimmer, drückte Adam an ihre schmale Brust und strich ihm übers Haar.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. Er spürte ihren warmen Atem an seinem Ohr. »Sie wollten mich nicht zu dir lassen. Obwohl es nur ein kleiner Unfall gewesen sein soll.«
    Tante Vanessa sah ihn an und hielt sein Gesicht mit beiden Händen fest. »Sag schon!«
    Adam räusperte sich. »Ich … ich bin gestolpert. Bei einem Einsatz in Gugulethu.«
    Er spürte, dass er ein wenig errötete. Nie zuvor hatte er seine Tante angelogen. Aber sie schien es nicht zu bemerken, schüttelte nur verständnislos den Kopf und wiederholte, was er schon so oft von ihr gehört hatte: »Du hättest niemals zur Polizei gehen dürfen. Du musst nicht so sein wie dein Vater.«
    ***
    Sie bewohnten die obere Etage eines kleinen Zweifamilien­hauses. Von seinem Zimmer aus sah Adam die mächtigen Beton­pfeiler einer Brücke, die den Black River überquerte.
    Er konnte sich noch daran erinnern, wie auf ihr früher die Blechlawinen der Autos und Lastwagen träge dahinkrochen. Stoßstange an Stoßstange. Der Gestank der Abgase war damals so intensiv gewesen, dass man im ganzen Haus die Fenster geschlossen halten musste.
    Jetzt fuhren dort nur noch vereinzelte Militärtransporter oder die Fahrzeuge der wenigen Wichtigen und Wohlhabenden. Benzin und Diesel waren streng rationiert und fast ausschließlich der Regierung und dem Militär vorbehalten. Seit Jahren waren die Verbindungen zu den Erdöl fördernden Staaten unterbrochen – wie zu eigentlich allen Ländern. Lediglich die Nachbarn Simbabwe und Namibia wurden von den Luftschiffen angeflogen.
    Eine Ausnahme bildete Brasilien. Das Land hatte die Auswirkungen des Vulkanausbruchs nahezu ohne größere Schäden überstanden. Die dortige Militärregierung beherrschte mittlerweile nach ihren eigenen Angaben fast ganz Südamerika. Ihre U-Boote waren schon mehrmals im Hafen von Kapstadt eingelaufen.
    U-Boote galten als einzige sichere Möglichkeit, die Meere zu durchqueren. Wie in den höheren Luftschichten der Atmosphäre tobten auf dem Wasser verheerende Stürme. Gigantische Wellen tauchten aus dem Nichts auf und verschlangen in der Vergangenheit selbst die größten Schiffe.
    Längst trauten sich die südafrikanischen Fischfangflotten nicht mehr aufs offene Meer, sondern hielten sich in Küstennähe. Angeblich gab es sogar monströse Kreaturen, die Boote in die Tiefe rissen, wenn sie zu weit hinausfuhren.
    Adam hatte davon gehört, aber es war schwer, diese Dinge auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Doch nun war ihm selbst etwas sehr Seltsames widerfahren. Je länger er über die unheimliche Begegnung in der Unterwelt von Gugulethu nachdachte, desto mehr war er davon überzeugt, dass es sich um kein bisher bekanntes Lebewesen handeln konnte.
    Und er durfte mit niemandem darüber sprechen.
    Adam versuchte sich abzulenken und schaltete das Radio ein.
    Radioempfang war noch längst nicht wieder für alle Südafrikaner möglich. Wie das Telefon funktionierte das Radio ausschließlich über isolierte Kabel. Nur in den großen Städten wie Kapstadt oder Johannesburg machte deren Verlegung langsam Fortschritte.
    Musik drang aus dem kleinen Lautsprecher. Das Lied war eine Mischung aus afrikanischen Rhythmen und Reggae. Eine Frauenstimme sang von der Zukunft.
    »Alles, alles wird besser! Und schließlich gut!«, lautete der endlose Refrain.
    Adam legte sich aufs Bett und starrte zur Decke. Dort hing das Modell eines Zeppelins mit der südafrikanischen Flagge am Bug. Es drehte sich langsam im Kreis.
    Er nahm sein Lieblingsbuch aus dem Regal. Ein großer Atlas. Er stammte aus dem Jahr 2007 und hatte einst seinem Vater gehört. Adam konnte von diesen detaillierten Karten nie genug kriegen. Er folgte mit dem Finger den Flüssen und Küsten­linien. Die Namen der Länder und Städte hatte er

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