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Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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zusammengestoßen war, führte eine Gruppe junger Frauen an. Normalerweise übersah sie Adam. Bestenfalls hatte sie einen verächtlichen Seitenblick für ihn übrig. Adam wusste nicht, was der Grund für ihre Missachtung war. Vielleicht störte sie seine Hautfarbe.
    Heute widmete sie Adam im Vorbeigehen jedoch mindestens zwei Sekunden ihrer Aufmerksamkeit. Zwei ihrer Begleiterinnen winkten ihm sogar zu. Nia, eine groß gewachsene Asiatin mit einem schwarzen Haarzopf, verlangsamte ihre Schritte und öffnete den Mund, als wollte sie Adam eine Frage stellen.
    Shawi wandte sich zu Nia um und rief in einem scharfen Befehlston: »Kommst du?!«
    Nia beeilte sich, ihre Gruppe einzuholen.
    »Habe ich das geträumt?«, staunte Adam. »Shawi und ihre Truppe haben mich nicht ignoriert.«
    Delani faltete die leere Tüte für den weiteren Gebrauch sorgfältig zusammen und verstaute sie in seinem Rucksack. Jeden Gegenstand, und sei es auch nur eine Papiertüte, versuchte man so lange wie nur eben möglich zu benutzen. »Ich habe allen davon erzählt, wie ich dich im Krankenhaus besuchen wollte.«
    »Und? Was ist daran so besonders?«
    »Vor deiner Tür stand ein Polizist und ließ niemanden ins Zimmer. Mit Gewehr! Ich dachte schon, du hättest etwas ganz Schlimmes ausgefressen.« Delani reckte sich und stand auf. »Kannst du dir das erklären? Ein schwer bewaffneter Wächter? Nur für Adam van Dyke?«
    »Keine Ahnung.« Adam schüttelte den Kopf. »Lass uns reingehen. Der Unterricht fängt gleich an.«
    ***
    Die Klasse bestand aus dreiundzwanzig Polizeischülern und neun Schülerinnen. Adam und Delani saßen gemeinsam an einem Pult in der vorletzten Reihe. In den ersten beiden Stunden stand Rechtskunde auf dem Lehrplan.
    Dr. van Heerden, ein alter Mann mit einem schlohweißen Haarkranz, der seinen ansonsten kahlen Schädel wie Zuckerwatte umrahmte, versuchte vergeblich, eine Diskussion über die menschenwürdige Behandlung von potenziellen Straf­tätern während ihrer Vernehmung in Gang zu bringen.
    Lediglich Yera, ein Muskelprotz aus der ersten Reihe, der, wie Adam vermutete, seine Freizeit ausschließlich mit dem Stemmen von Gewichten verbrachte, machte ungefragt den Mund auf.
    »Wenn ich mal ein Verhör leite, wird es nur ein paar Minuten dauern.« Yera reckte seine mächtige Faust in die Höhe.
    Der Lehrer stand unter dem Porträt des Präsidenten, der sich schon seit vielen Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt hatte. Auf dem Foto sah er noch älter und ausgezehrter als van Heerden aus, fand Adam.
    Dr. van Heerden stützte beide Arme auf Yeras Pult und wies den Schüler mit ein paar kurzen Worten zurecht.
    Obwohl Adam nur Yeras rasierten Stiernacken sehen konnte, war er sich sicher, dass der darauf wie immer mit einem hämischen Grinsen reagierte. Yera suchte gern Streit. Nicht gerade die beste Voraussetzung, um ausgerechnet Polizist zu werden.
    Adams Blick wanderte zu dem zweiten Porträt an der Wand. Es zeigte Innenministerin Masuku. Eine schlanke, asketische Frau. Ihre langen grauen Haare hatte sie zu einer traditionellen Frisur aus winzigen Zöpfen geflochten. Ein mildes Lächeln lag auf ihren Lippen. Es sah so aus, als würde sie Adams Blick erwidern.
    Nach der ersten Stunde packte Dr. van Heerden zur Über­raschung der Klasse seine Unterlagen zusammen.
    »Es gibt eine Änderung im Stundenplan«, verkündete er. »Ab heute werdet ihr in einem neuen …« Er zögerte und legte die Stirn in Falten. Dann räusperte er sich und fuhr fort: »Also, ihr bekommt ein zusätzliches Fach.« Er nahm die Brille ab, ließ sie in einer der zahllosen Taschen seiner Weste verschwinden und hatte es mit einem Mal sehr eilig, den Klassenraum zu verlassen.
    Auf der Türschwelle stieß er mit einem kahlköpfigen Schwarzen zusammen. Oder besser, er prallte vom Kugelbauch des Mannes ab.
    Adam stupste seinen Freund Delani an. Beinahe hätte er erzählt, dass ihn der Mann im Krankenhaus aufgesucht hatte. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass er darüber kein Wort verlieren durfte.
    Auch heute trug Quinton einen Umhang von enormen Ausmaßen. Allerdings war er dieses Mal nicht violett, sondern dunkelblau.
    Die Schüler verfolgten tuschelnd Quintons Weg bis zum Pult. Yera kicherte.
    Quinton ließ sich schnaufend auf den Stuhl fallen und sah mit einem Grinsen in die Runde. Er musterte jeden Einzelnen. In seinem Mienenspiel gab es kein Anzeichen dafür, dass er Adam erkannte.
    »Ich bin Quinton«, sagte mit seiner tiefen Stimme.

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