Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit

Titel: Adam 01 - Die letzte Chance der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
Vom Netzwerk:
sich genau eingeprägt. Kanada, Norwegen, Deutschland, China, Boston, Glasgow, Berlin, Moskau, Neu-Delhi …
    Seit Jahren hatte man von dort nichts mehr gehört. Er fragte sich, ob es noch Leben an diesen Orten gab. Vielleicht würde irgendwann jemand nachsehen können. Manche Wissenschaftler vertraten die Meinung, das Weltklima würde sich wieder normalisieren. Aber wann?
    Adam blätterte zu den letzten Seiten des Atlas. Dort gab es eine Reihe ganzseitiger Fotos von den Metropolen der Welt. Sie wurden alle im Sonnenschein fotografiert. Heute waren sie unter Eismassen begraben oder von Stürmen verwüstet.
    »Alles, alles wird besser! Und schließlich gut!«, sang die Frau im Radio noch einmal, und der letzte Akkord des Liedes verklang.
    ***
    Am nächsten Morgen musste Adam um halb acht zum Unterricht erscheinen.
    Die praktische Polizeiarbeit wurde während der fünfzehnmonatigen Ausbildungszeit alle drei Wochen von einer Woche Schule unterbrochen.
    Früher, so hatte Adam von Tante Vanessa erfahren, hatte es wesentlich länger als fünfzehn Monate gedauert, um ein Polizist zu werden. Und als Sechzehnjähriger durfte man die Ausbildung noch gar nicht beginnen. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Nichts benötigte das Land mehr als Leute, die versuchten, die Ordnung aufrechtzuerhalten.
    Die Schule war in einem alten Gebäude aus rotbraunen Ziegel­steinen untergebracht. An den verrosteten Ziffern über dem Eingangsportal ließ sich erkennen, dass die Schule vor über hundert Jahren erbaut worden war: 1922.
    Adam schwitzte. Obwohl es noch früher Morgen war, fühlte sich die Luft feucht und stickig an. Dampfig nannten sie solche Tage in Kapstadt. Wenn es besonders schlimm wurde, war es, als würde man sich in einer Sauna bewegen.
    Die Schule stand auf einer Anhöhe in einem nördlichen Außen­bezirk. Von hier oben konnte man weit sehen, es war wie im Ausguck eines Schiffs. Adam entdeckte eine dichte Dunstglocke über der Innenstadt. Nur die Spitzen der höheren Gebäude ragten aus ihrem Silbergrau hervor. Am Rand zerfaserte der Dunst zu einzelnen Nebelfetzen, die an die Fangarme eines Kraken erinnerten. Begierig darauf, auch den Rest der Stadt an sich zu ziehen.
    »Hey, Adam!« Delani hockte auf den Treppenstufen des Eingangs. Adam und sein Freund trafen immer eine Viertelstunde zu früh ein. Es war für sie eine Zeit der Ruhe und des Austauschs. Bevor die anderen Schüler kamen und es kaum noch eine Gelegenheit gab, ungestört ein paar Worte zu wechseln. An manchen Morgen schwiegen Adam und Delani auch nur gemeinsam. Sie begrüßten sich und hingen den eigenen Gedanken nach, um dann, Minuten später, wenn einer von beiden wieder zu sprechen begann, festzustellen, dass sie über dieselben Dinge gegrübelt hatten.
    Doch heute blickte Delani seinem Freund gespannt ent­gegen.
    Adam setzte sich neben ihn. Delani hielt ihm eine zerknitterte Papiertüte hin. Ihr Inhalt bestand aus kandierten Pekannüssen.
    »Von meiner Großmutter«, kommentierte Delani kauend.
    Adam fischte aus Höflichkeit einen der Kerne heraus. Delani liebte alles Süße, und die Pekannüsse seiner Großmutter waren extrem süß und so klebrig, dass sie sich unerbittlich an den Zähnen festsetzten.
    »Was war eigentlich los?«, begann Delani. »Ich war bei deiner Tante. Die sagte, du wärst im Krankenhaus. Da bin ich natürlich sofort hin. Die haben mich aber nicht zu dir gelassen. Von Sergeant Lakota konnte ich auch nichts Konkretes erfahren. Der faselte was von Dienstunfall.« Er beugte sich vor und musterte Adam eindringlich. »Du siehst eigentlich ganz gut aus. So schlimm kann es ja nicht gewesen sein.« Delani stopfte sich drei der großen Kerne auf einmal in den Mund und wartete auf Adams Antwort.
    Adam zögerte. »Es war tatsächlich … ein Dienstunfall. Wir waren in einem unterirdischen Labyrinth in Gugulethu.«
    Delani nickte eifrig. »Davon habe ich gehört. Die soll es mittlerweile in jedem Township geben.«
    Adam erzählte die Ereignisse wahrheitsgemäß bis zu dem Zusammentreffen mit dem … Ding. Er wählte für sich bewusst keine andere Bezeichnung. Ding klang nichtssagend, fast ­bedeutungslos …
    »Du bist über eine Kiste gestolpert, na toll.« Delani hörte sich enttäuscht an. »Das ist alles? Ich hatte schon etwas mehr erwartet.«
    Adam versuchte, dem skeptischen Blick seines Freundes standzuhalten.
    Er war erleichtert, als sich genau in diesem Moment die ersten Mitschüler näherten.
    Shawi Bengu, mit der er im Luftschiff

Weitere Kostenlose Bücher