Adama: Teil 1 (German Edition)
der Kellner
blitzen hier und dort auf. Die Tomaten und Weintrauben, die kleine
Lebensmittelgeschäfte draußen darboten, leuchteten um die Wette. Dass sie mit dem
trockenen Staub der Straße überzogen waren, störte niemanden.
„Adama. Adama.“
Ein Lufthauch, der eine Stimme an sein Ohr brachte. Er blickte sich um und erkannte
hinter dem Paravent einer Brasserie Jean-Luc, der an einem kleinen, runden Tisch
offensichtlich einen Kaffee genoss. Adama tippte sich mit einem fragenden Blick auf
die Brust. Eine blöde Geste, dachte er sofort, denn es gab niemanden, der noch so
hieß.
„Komm doch her, setz dich.“
Sein Herz wummerte in der Brust wie die Trommel eines Schamanen. Dieser Mann
war heiß, verdammt heiß, doch leider nicht nur im positiven Sinn. Dieser Mann hatte
Macht über ihn und über sein Leben - eine Tatsache, mit der er erst einmal
zurechtkommen musste. Modibo war nicht hier, um ihm zu helfen. Adama konnte
ablehnen oder einwilligen. Egal, was er tat - es konnte nur schlimm ausgehen.
„Ich beiße nicht. Also?“
Die blauen Augen glänzten freundlich. Adama trat näher und zog sich vorsichtig
einen Stuhl zurecht. Er hockte sich auf die Kante, fluchtbereit, misstrauisch.
Jean-Luc winkte dem Kellner zu und bestellte einen Kaffee.
„Feierabend?“ Der Polizist lehnte sich zurück.
„Ja, Monsieur.“
Eine Weile schwiegen sie. Der Kellner stellte eine Tasse vor Adama hin. Ob es der
heiße Dampf des Kaffees war, der Adama den Schweiß auf die Stirn trieb, oder die
Angst oder die verdammte Neugier - er wusste es nicht. Jean Luc lächelte, sodass
sich Falten in seinen Dreitagebart gruben. Dieser Kerl war unverschämt sexy.
„Du weißt, wie ich heiße, also hör auf mit dem Monsieur.“
„Was wollen Sie von mir?“ Adama versuchte, sich lässig zu geben. Er rührte in der
Tasse und schaute uninteressiert auf die glänzenden Dächer der Autos, die sich
durch die Straße schoben.
„Das weiß ich noch nicht.“
Diese Stimme, sie brachte ihn ganz durcheinander. Adamas Augenlider flatterten
leicht, er hatte das Gefühl, dass die Schweißperlen auf seiner Stirn nun wirklich zu
fließen begannen.
„Das werden Sie mir dann wohl morgen sagen.“
„Das weiß ich auch noch nicht.“ Jean Luc leerte seine Tasse, wandte sich nun dem
Mineralwasser zu und tat, als gäbe es nichts Interessanteres als die winzigen
Perlen der Kohlensäure.
„Ich weiß auch noch nicht, ob ich morgen da sein werde“, gab Adama zurück, der es
nun leid war, für dumm verkauft zu werden. Doch die geheimnisvolle Art des Mannes
machte ihn auf eine seltsame Art und Weise mehr an, als ihm lieb war. Warum
musste er ausgerechnet auf einen faszinierenden Bullen stoßen?
„Das wirst du schon.“
„Ich wüsste nicht, dass wir uns duzen.“
Jean Luc schaute ihn überrascht an. „Tut man das nicht, wenn man sich - anziehend
findet?“
„Ich wüsste auch nicht, dass ich etwas anderes als Ihr Hemd anziehend finde.“
Jean Lucs Blicke, die seinen Körper hinauf und wieder hinunter bis zu seinem Schritt
wanderten, hinterließen eine heiße Lavaspur. Adama überlegte, sich schnellstens zu
verabschieden, doch er blieb auf der Kante des Stuhles hocken, als würden
Schraubzwingen ihn niederhalten. Das Paar am Nebentisch stand auf, der Mann warf
ein paar Münzen auf die Untertasse. Sie waren ungestört, wenn man vom ständigen
Klappern der Absätze auf dem Pflaster absah.
„Du bist ein hübscher Kerl, Adama. Hat dir das denn noch niemand gesagt?“
Adama lächelte so überheblich, wie er nur eben konnte. „Klar, die Frauen sagen das
öfter.“
„Frauen - sicher.“ Jean Luc ließ sich nicht täuschen. Nicht ein Muskel seines
Gesichtes hatte gezuckt.
„Weißt du, nur ein paar Schritte weiter liegt ein kleines Hotel, dessen Inhaber keine
Fragen stellt. Hast du nicht Lust?“
Adama schaute sich nervös um, als erwartete er hinter der nächsten Ecke eine
Polizeikontrolle. Noch nie hatte ihn jemand so direkt auf eine Nummer angesprochen.
In halb Westafrika wurde geplant, die Todesstrafe für Homosexualität einzuführen;
entsprechend lange sprach man um den heißen Brei herum.
„Die Zimmer sind klimatisiert!“ lockte Jean Luc mit einem Blick, der einem
Verkaufsprofi zur Ehre gereicht hätte. Da begann Adama zu lachen. Seine Hand
klatschte automatisch auf seinen Schenkel. „Klimatisiert!“ Wieder prustete er.
„OK, das war blöd. Ich könnte dich auch wärmen, wenn es dir hier bei uns zu
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