Adama: Teil 1 (German Edition)
kühl
sein sollte.“
Adama verstummte und musterte sein Gegenüber.
„Warum willst du mit einem wie mir ins Bett?“
Jean Luc schaute ihm auf die Lippen. „Weil du eine Versuchung wert bist mit deinem
stolzen Blick und deinen Wuschelhaaren.“
„Ich bin nicht schwul.“
Jean Luc seufzte und verdrehte die Augen. „Ach, Adama. Wenn du mir nicht auf den
Arsch gestarrt hättest, dann würde ich dir vielleicht glauben. Weiß Modibo davon?“
Adama spürte, dass er unter seiner dunklen Haut blass wurde, doch schlimmer war,
dass Jean Luc es bemerkte, denn er lächelte maliziös. Adama rückte näher an den
Tisch heran, denn er fürchtete, dass die Beule in seiner Hose nicht unbemerkt blieb.
Doch wenn er an Modibo dachte, verging ihm die Lust. Sein Freund wusste nichts
davon und er durfte es nicht wissen. Modibo würde ihm einen Tritt in den schwulen
Hintern verpassen und ihn auf die Straße setzen.
„Wissen, wissen, du hast ja keine Ahnung, wie das ist.“ Seine Lippen zitterten. Nicht
nur, dass der Bulle seine Freiheit bedrohte, nun setzte er ihn auch noch wegen
Modibo unter Druck. Ausgebeulte Hose oder nicht, er gab sich einen Ruck und stand
auf. Und natürlich passierte das, was er befürchtet hatte.
„Adama, quäl dich nicht. Ich kann Abhilfe schaffen“, sagte Jean Luc mit einem Blick
unter seine Gürtellinie.
„Lass mich in Ruhe!“ Adama drehte sich um. Bevor er fünf Schritte getan hatte,
sprang Jean Luc auf, marschierte neben ihm her. Plötzlich ergriff er ihn am Arm und
zog ihn in eine Einfahrt, die ihnen kühlen Schatten spendete. Adama hörte nah an
seinem Ohr eine flüsternde Stimme, der Atem Jean Lucs fuhr durch seine Haare.
„Wenn du nicht mitspielst, gebe ich den Kollegen einen Tipp. Modibo und du, ihr
beide werdet für immer aus Frankreich verschwinden.“
Sie starrten sich an, der Duft eines dezenten Eau de Toilette stieg ihm in die Nase.
Er hätte die Bartstoppeln zählen können, die Jean Lucs Kinn so verdammt scharf
aussehen ließen. Die Leidenschaft platzte beinahe aus ihm heraus. Er packte mit
einem Mal den Beamten am Kopf und zog ihn zu sich heran. Entweder musste er
diesem erregenden Scheiß-Typen jetzt das Genick brechen oder -. Er gab ihm einen
harten, festen Kuss auf die Lippen, seine Zunge umrundete den fremden Mund.
Dann stieß er ihn ebenso schnell von sich. Jean Lucs Brust hob und senkte sich,
seine Augen glühten in Kobaltblau, er wischte sich den Mund ab.
„Dann tu, was du nicht lassen kannst“, sagte Adama und drehte sich um. Nur fort von
hier, hinaus aus der Einfahrt in die heiße Sonne, die den Asphalt an einigen Stellen
der Straßen schmelzen ließ. Er schaute sich nicht mehr um, sein Blick war starr und
geradeaus gerichtet, als gäbe es nur noch einen schmalen Steg zu seinen Füßen,
die ihn vor dem Untergang in gefährlichen Wassern bewahrte. Der brandende
Verkehr kümmerte ihn nicht, die Passanten verschwammen zu unscharfen Schemen,
das Hallen seiner Schritte, als er die Treppen der Station Abbesses hinunter lief,
hörte er nicht. Er spürte nur die Lust in seinen Lenden hämmern und sehnte sich
nach einer zärtlichen und starken Hand oder gar Lippen, die seine Leidenschaft
erfüllen könnten. Doch eher würde er sterben, als die Hand eines Polizisten an sich
heranzulassen. Er seufzte, als er den Aufzug betrat, der ihn dreißig Meter nach unten
tragen würde in die tiefste Metro-Station der ganzen Stadt. Er hatte es gewusst: wie
er es machte, war es falsch.
Am nächsten Vormittag ließ Modibo, der noch einkaufen wollte, auf sich warten.
Adama hatte bereits fünf Türme und zwei Schneekugeln verkauft und beobachtete
am Stand des Baumschattens, dass schon geraume Zeit vergangen war. Immer
wieder ging sein Blick über die Menschenmassen, doch von seinem Freund war
nichts zu sehen. Eine Stunde ging vorüber, dann die zweite. Eine Kirchenuhr schlug
elf Mal. Modibo hatte nichts von sich hören lassen. Adama packte die Angst und er
erwog, die Flucht zu ergreifen. Wie zur Bestätigung tauchte ein Mann mit dunklen
Haaren und milchkaffeebrauner Haut vor ihm auf. Abdul, der Tunesier, schaute sich
immer wieder um, lauerte wie eine Katze.
„Wo ist Modibo?“ fauchte er und ließ seine Fingerknöchel knacken.
„Ich weiß es nicht. Er hätte längst hier sein sollen. Ich habe ja seine Sachen.“ Er
wies auf den Stoffbeutel.
„Merde! Da stimmt doch was nicht. Es geht das Gerücht, dass man ihn hopps
genommen hat.“
Adama
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