Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
machen und irgendwie versuchen, ihr das Bettlerleben zu erleichtern. Er könnte wenigstens Kim Il Sungs Geschenkvase mit Sekt füllen.
    Am zweiten Tag wurde Aatami verhört. Später kam eine Anwältin zu ihm, die ihm die Polizisten besorgt hatten. Die Assessorin war eine imposante Erscheinung, sie war an die vierzig, groß und rothaarig.
    »Ich heiße Eeva Kontupohja. Die Ermittlungen gegen Sie werden sicher bald eingestellt. Wie es scheint, war die Anzeige eine böswillige Verleumdung.«
    Die Anwältin fragte, ob Aatami Feinde hatte. Er dach-te nach. Eigentlich nicht. Nun, möglicherweise trug ihm der neue Mann seiner Exfrau etwas nach, sie hatten einen kleinen Streit gehabt. Aatami betrachtete seine Handknöchel, die noch die Spuren des Faustschlags trugen.
    Trotzdem musste er noch einen weiteren Tag und eine Nacht in der Zelle ausharren. Die Inschriften an der Wand bekamen Zuwachs: Aatami ritzte eine chemische Formel in den Stein, eine Art Zusammenfassung seiner Akkuerfindung. Als er damit fertig war, erschrak er: Möglicherweise würde sich eines Tages ein krimineller Chemie-Ingenieur in die Zelle verirren, und dieser könn-te die Formel entschlüsseln und auf die Spur der Akkuerfindung kommen. In diesen harten Zeiten saßen in den finnischen Polizeigefängnissen weit mehr Ingenieure und Bankdirektoren als Zigeuner ein, und das keineswegs wegen ihrer Abstammung. Aatami brauchte drei Stunden, um die Formel wieder abzukratzen. Er musste die Arbeit mehrmals unterbrechen, als durch die Le-bensklappe Essen hereingereicht und das schmutzige Geschirr entgegengenommen wurde.
    Gegen Abend des dritten Tages wurde er endlich entlassen. Die Beamten bedauerten, dass sie einen un-schuldigen Mann so lange hinter Schloss und Riegel hatten halten müssen. Aber so war die Arbeit der Geset-zeshüter nun mal. Nie konnten sie sicher sein, wer der Verbrecher war. Stets mussten sie erst sämtliche Um-stände gründlich prüfen, ehe sie eine mögliche Schuld oder Unschuld beweisen konnten.
    Assessorin Kontupohja erbot sich, Aatami im Taxi ins Stadtzentrum mitzunehmen. Sie schlug vor, gemeinsam ein paar Bier zu Ehren der glücklich beendeten Haft zu trinken. Aatami war das natürlich recht, nur hatte er leider kein Geld.
    »Ich übernehme das«, versprach die Assessorin groß-zügig. »Sie haben ohnehin noch nicht mein Honorar bezahlt, ein paar Mark mehr spielen da keine Rolle.«
    Aatami versprach, die Auslagen der Anwältin umgehend zu erstatten, sowie er von der Versicherung für die verbrannte Werkstatt und das Auto entschädigt worden wäre. Das würde allerdings dauern.
     

Sieben
     
    Aatami und Eeva schlürften Bier. Sie saßen im Keller des Restaurants Klaus Kurki, in einer dunklen Höhle, in der es mehrere Nischen und zusätzlich ein paar kleine Tische im Bereich der Bar gab. Das Ambiente war wie in Hunderten anderer finnischer Kellergaststätten und Pubs auch: die Möbel, nullachtfünfzehn, im englischen Stil gehalten, waren lieblos in eine finnische Erdhöhle geklatscht worden, nach dem Motto: Da habt ihr Wald-schrate einen herrlichen Hort des Glücks. Auf gewisse Weise war das Lokal tatsächlich ganz gemütlich, und besonders die Lage war perfekt.
    Assessorin Kontupohja äußerte ihr Bedauern, dass ihr Mandant drei Tage und Nächte in einer Arrestzelle hatte zubringen müssen.
    Aatami fand, dass es keinen Grund zum Bedauern gab. Eigentlich hätte er sogar Zeit gehabt, einen ganzen Monat in Haft zu verbringen, denn es hatte sich genug angesammelt, über das er nachdenken musste.
    Eeva erkundigte sich, wo er jetzt, da seine Werkhalle abgebrannt war, zu wohnen beabsichtigte. Ihres Wissens besaß ihr Mandant keine Wohnung, sondern er hatte im Hinterzimmer seiner Werkstatt gehaust.
    Diesen Umstand galt es in der Tat zu bedenken. Aatami besaß eigentlich nicht die Art von Freunden, ja nicht einmal Verwandte, bei denen er so auf die Schnelle unterkommen konnte. Genau genommen war er ein sehr einsamer Mann. Wer von seinen Bekannten würde ihn für einige Zeit aufnehmen? Aatami entschuldigte sich und sagte, er wolle einen Freund anrufen.
    Aatami kannte einen hilfsbereiten Taxifahrer, Seppo Sorjonen, der nicht nur Auto fuhr, sondern sich auch mit Poesie und Medizin befasste. Im zwanglosen Ge-spräch bei einem Glas Bier pflegte er sich Doktoriat der Medizin zu nennen. Leider war Seppo Sorjonen nicht zu erreichen, sondern befand sich dem Vernehmen nach auf Reisen. So sind sie, die Taxifahrer und Doktoriaten, murmelte Aatami

Weitere Kostenlose Bücher