Adams Pech, die Welt zu retten
solche Fragen seien ihr nicht ganz fremd.
Die beiden vereinbarten, dass sich Eeva Kontupohja vorläufig weiter um Aatamis Angelegenheiten kümmerte, seine Interessen gegenüber der Versicherung bei dem Brandschaden vertrat und ihm auch sonst zur Seite stand. Da Aatami noch keine feste Adresse hatte, wür-den sich Anwältin und Mandant in zwei Tagen wieder in derselben Gaststätte treffen, um dieselbe Zeit.
Nach der Mahlzeit tranken sie noch Kaffee und ein Glas Kognak. Dann stellte Aatami fest, dass es bald sieben Uhr war. Er brach rasch auf, bedankte sich für das Essen und die Getränke und eilte in sein Nacht-quartier beim Gerichtsvollzieher.
Viele arme Bürger, die eine Pfändung am eigenen Lei-be erfahren haben, sind der festen Überzeugung, dass Gerichtsvollzieher reich wie Krösusse sind, dass sie die Möglichkeit haben, Teile des gepfändeten Geldes für sich selbst abzuzweigen, und dass sie auch sonst eine hundsgemeine Bande sind. Vielleicht traf das tatsäch-lich auf einige zu, aber zumindest Stadtvogt Heikki Juutilainen war nicht einmal wohlhabend, geschweige denn reich. Er wohnte in einer staubigen Straße in Töölö, die kleine Zweizimmerwohnung war zum Hof hin gelegen. Die Räume waren sauber und ordentlich, ob-wohl der Inhaber Junggeselle war. Juutilainen hatte für Aatami die Couch im Wohnzimmer als Schlafplatz hergerichtet. Er fragte, ob sein Gast zu Abend essen wolle, aber Aatami dankte und sagte, er habe gerade eine reichhaltige Mahlzeit genossen.
Ehe sich der Gerichtsvollzieher zur Ruhe legte, kam er noch einmal zu Aatami und teilte ihm unter größtem Bedauern mit, dass er nun das Insolvenzverfahren gegen seinen Gast eröffnen müsse, da dessen Arbeitsplatz, die Akku-AG, niedergebrannt sei. Die Versicherungssumme für Werkhalle und Auto werde kaum ausreichen, der Firma wieder auf die Beine zu helfen.
»Ich bedaure wirklich außerordentlich, aber das Insolvenzverfahren ist nicht mehr abzuwenden. Gute Nacht, hoffentlich schlafen Sie gut.«
»Gute Nacht, das wird schon alles irgendwie werden«, meinte Aatami zuversichtlich und verbarg seine Versuchsakkus unter dem Kopfkissen.
Acht
Eeva Kontupohja wohnte in einer großen unordentlichen Wohnung in der Iso Roobertinkatu. Darin gab es mindestens sechs oder sieben Zimmer, und überall war seit Ewigkeiten nicht geputzt worden. Eeva war kein häusli-cher Typ. Sie stieß die Werbebroschüren und Zeitungen, die sich unter dem Briefschlitz im Flur angesammelt hatten, mit dem Fuß beiseite und bahnte sich ihren Weg in die Küche, wo sie den großen Kühlschrank öffnete. Dort war zwar kein Essen zu finden, wohl aber ein paar Flaschen Weißwein und im Gemüsefach Bier. Eeva füllte einen gewaltigen Bierkrug mit Weißwein und ging ins Wohnzimmer, das früher ein Saal gewesen war. Von diesem ehemaligen Charakter kündete nur mehr die Größe des Raumes. Die Möbel waren abgenutzt und wirkten irgendwie deplatziert. Der ehemals schimmernde Kristallkronleuchter war mit einer Staubschicht bedeckt, und eine beträchtliche Anzahl der Gehänge war im Laufe der Zeit abgefallen. Nur ein einziges gelbliches Lampenauge beleuchtete den traurigen Zustand des Ganzen. Eeva ließ sich auf das schmuddelige Ledersofa fallen und nahm einen kräftigen Schluck Weißwein. Mit leiser Stimme verfluchte sie ihren Hang zum Alkohol.
Eeva dachte ein wenig wehmütig, dass sie gern einen männlichen Gast zu sich eingeladen hätte, und sei es den obdachlos gewordenen Aatami Rymättylä, aber wem konnte sie schon diesen Stall zumuten? Mochte der Mandant lieber im Park übernachten, denn selbst dort war es sauberer.
Komischer Kerl, dieser Aatami Rymättylä. Wenn seine Reden von dem neuen Akku auch nur im Entferntesten stimmten, dann war es nicht gut, ihn einfach sich selbst zu überlassen. Nach ein paar tüchtigen Schlucken aus ihrem Humpen stand Eeva Kontupohja auf und griff nach dem Telefonbuch. Sie suchte sich die Nummer des Instituts für Elektrotechnik der Technischen Hochschule heraus, doch dann fiel ihr ein, dass es fast neun Uhr abends war.
Sie rief dennoch an und ließ sich weiterverbinden, bis sie einen Studenten der Elektrotechnik, der seine Diplomarbeit schrieb, an der Strippe hatte. Eeva fragte den Burschen nach Akkus aus. Sie erklärte, dass sie mit einem Fall betraut worden sei, für den sie Grundkenntnisse auf diesem Gebiet benötige. Brav erzählte er, dass die Anwendung der Elektrotechnik auf bewegliche Maschinen und Geräte gerade von den Erfolgen der
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