Adams Pech, die Welt zu retten
Akkuindustrie abhing. Benutzte man keine Akkus, musste man den Strom in ein bewegliches Objekt über Leitungen führen, wie es beispielsweise bei Straßenbahnen, Elektrozügen und Metros der Fall war. Auch viele Schiffe fuhren mit Strom, zum Beispiel die Atomeisbrecher, aber die eigentliche Energiequelle reiste mit, der Kernre-aktor also, oder in einigen Fällen der Dieselmotor, der über einen Generator …
»Akkus werden also nicht eingesetzt«, unterbrach Eeva ihn. »Warum denn nicht, da sie einmal erfunden worden sind?«
Der Bursche erklärte, dass an den Akkus seit hundertfünfzig Jahren gefeilt werde, aber eine endgültige Lösung sei nicht gefunden worden. Selbst die neuesten Akkus hatten zu viel Gewicht, außerdem gebe es noch andere Probleme: Sie seien teuer, schwer und kaum zu recyceln. Diese schlechten Eigenschaften verhinderten ihren umfangreichen Einsatz, beispielsweise gerade in Autos.
»Warum werden in Elektroautos keine Batterien verwendet, so wie in Spielzeugautos?«
»Das wäre absolut möglich, Batterien sind leichter als Akkus, aber sie sind einfach zu teuer, weil sie Wegwerf-produkte sind. Für Taschenlampen und Spielzeug kann man sie nehmen, denn da ist der Stromverbrauch sehr gering und die Notwendigkeit für eine Energiequelle mit wenig Gewicht entsprechend groß.«
Der Student rechnete eigens aus, wie viel es kosten würde, mit einem batteriebetriebenen Auto zu fahren. Im Vergleich zu Benzin wäre es sehr viel teurer.
Eeva lenkte das Gespräch wieder auf ihr eigentliches Thema.
»Nehmen wir mal an, jemand erfindet einen leichten Akku, in den man den Strom blitzschnell einspeisen und aus dem man ihn ebenso einfach wieder entnehmen kann. Sagen wir mal, dieser Akku hätte die Größe einer gewöhnlichen Schokoladentafel. Glaubst du, dass die Leute dann anstatt mit Benzin mit Strom fahren wür-den?«
»Ganz gewiss, aber das ist gar nicht möglich.«
»Wieso ist es nicht möglich?«
»Nun, weil ein solcher Akku nicht erfunden worden ist. In London zum Beispiel hat sich eine Gruppe von Spitzenforschern zusammengetan, hundertsiebzig an der Zahl, sie sind seit fünfzehn Jahren damit beschäf-tigt, einen neuen, leichten Akku zu entwickeln, aber Ergebnisse sind noch nicht herausgekommen. In Deutschland sitzen hundert Leute daran, ich glaube in Düsseldorf, und auch in den USA arbeiten die Wissenschaftler zu Hunderten an der Entwicklung eines neuen, leichten Akkus.«
»Willst du damit sagen, dass man einen solchen Akku einfach nicht entwickeln kann, dass es unmöglich ist, ihn zu erfinden?«
»Natürlich gibt es immer wieder Fortschritte, aber der endgültige Durchbruch wurde bisher nicht erzielt. Der-jenige, dem es gelingt, den neuen Akku zu erfinden, wird der reichste Mann der Welt werden, und er bekommt den Nobelpreis für Chemie.«
Eeva Kontupohja bedankte sich für die Informationen und wünschte dem jungen Mann den nötigen Eifer, sein Studium zu beenden. Darauf trank sie einen zweiten Humpen, diesmal Bier, und wankte schließlich in ihr staubiges Schlafzimmer. Der Nachtschlaf wollte sich nicht recht einstellen, und so zählte Eeva in Gedanken den weltweiten Marktanteil von Elektroautos. Am Mor-gen duschte sie, schminkte sich eine halbe Stunde lang, trank ein Glas abgestandenen Saft und machte sich dann auf den Weg zu ihrem Arbeitsplatz. Dieser befand sich auf dem Boulevard nahe des Parks der Alten Kir-che. An der Tür im vierten Stock hing ein Messingschild mit der Inschrift:
Ass. Kontupohja, Recht und Ordnung
Die Kanzlei war elegant eingerichtet und außerordentlich gepflegt, ganz anders als die heruntergekommene Wohnung der Assessorin. Es gab zwei Büroräume und ein Archiv mit einer Ecke zum Kaffeekochen. Eeva selbst residierte im größeren Zimmer, das mit einem breiten Eichenschreibtisch, einem hellgrauen Ledersessel und einer Sitzgruppe aus dem gleichen Material ausgestattet war. Das Sekretariat war ein wenig kleiner, darin gab es einen PC, einen Kopierer, einen Drucker und alles ande-re Notwendige. Um die Reinigung der Kanzlei und die sonstige Ordnung kümmerte sich Sekretärin Leena Rimpinen, 32. Sie arbeitete bereits seit sieben Jahren bei Eeva und war in der Lage, deren Fälle selbständig zu bearbeiten, wenn die Chefin auf Achse war. Ursprüng-lich hatte die Anwaltskanzlei Santasara und Kontupohja AG geheißen, aber die Teilhaberin hatte Eevas wilden Lebensstil sattbekommen und ihre eigene Kanzlei ge-gründet, wo sie hauptsächlich Feministinnen vertrat, die ihre
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