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Adams Pech, die Welt zu retten

Adams Pech, die Welt zu retten

Titel: Adams Pech, die Welt zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Rechtsansprüche durchboxen wollten. Eeva wiederum nahm lieber Männer als Klienten. An den Kerlen hatte man neben der Arbeit wenigstens noch seinen Spaß.
    »Wie viele Autos werden jährlich hergestellt?«, fragte Eeva ihre Sekretärin. Die machte sich gar nicht erst die Mühe zu raten, sondern rief zunächst beim zentralen Fahrzeugregister und dann in der Bibliothek des Amtes für Statistik an, wo sie die benötigten Informationen mühelos bekam. In den letzten Jahren waren laut Statistik auf der Welt 35 471 172 PKW sowie 13 524 925 LKW und Busse hergestellt worden, das waren insgesamt 48 996 097 Fahrzeuge. »Mit anderen Worten fast fünfzig Millionen Autos, und das jedes Jahr«, die Sekre-tärin staunte selbst über die Zahlen.
    »Lass uns mal zum Spaß ausrechnen, wie viel zu-sammenkäme, wenn man für jede Karre einen Tausender kassieren würde.«
    »Tausend mal fünfzig Millionen, das sind fünfzig Milliarden Mark«, konstatierte die Sekretärin und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Eeva Kontupohja wankte in ihr Zimmer. Fünfzig Milliarden Mark! Das war eine Summe, die ihr den Atem nahm. Wenn man für den ultraleichten Akku also nur einen läppischen Tausender als Lizenzgebühr bekäme, pro Auto, dann käme dieser gewaltige Gewinn aus der weltweiten Autoproduktion heraus. Jedes Jahr! Die Summe war so groß, dass einer halb verarmten, trunk-süchtigen Juristin eigentlich nur der Vergleich mit dem Staatshaushalt einfiel. Eeva Kontupohja eilte ins Archiv, holte die Likörflasche hinter der Hängeregistratur her-vor, nahm erst mal einen tüchtigen Schluck und bald darauf einen zweiten. Dann beschloss sie, vorerst nüch-tern weiterzumachen, jedenfalls bis zum Mittagessen. Als sie wieder an ihrem Schreibtisch saß, stellte sie weitere Überlegungen an: Wenn auf der Welt fünfzig Millionen Autos gebaut wurden, wie viele Mopeds wur-den dann wohl produziert? Der Gedanke an hundert Millionen Mopeds machte sie schwindeln. Endlich wäre Schluss mit dem verfluchten Geknatter, falls Aatami Rymättylä wirklich erfunden hatte, was er behauptete.
     

Neun
     
    Auf der Couch des Gerichtsvollziehers schlief es sich weiß Gott angenehmer als zuvor in der Zelle des Polizeigefängnisses. Aatami Rymättylä räkelte sich wohlig und dachte über sein Schicksal nach. Lange konnte er auch hier nicht bleiben. Er reinigte sich gründlich, denn in letzter Zeit hatte sich viel Schmutz angesammelt, Aatami musste sich lange unter der Dusche schrubben, ehe er seinen geplagten Körper von den Spuren des Brandes und des Aufenthaltes in der Zelle befreit hatte.
    Juutilainen war bereits ausgegangen, um seine Pfändungen vorzunehmen, doch aufmerksam, wie er war, hatte er in der Küche die Zutaten für ein einfaches Frühstück hinterlassen: Toastbrot, Tee, Butter und Marmelade. Auf dem Tisch lagen die Morgenzeitung und ein Zettel vom Gastgeber: »Guten Morgen, Rymättylä, bitte nehmen Sie fürlieb. Juutilainen.«
    Aatami blätterte in der Zeitung. Die Wirtschaftsseiten interessierten ihn nicht besonders, ebenso wenig das schlimme Kriegsgeschehen auf dem Balkan. Deprimie-rende Meldungen, die Zeiten waren finster. Aatami stellte fest, dass auf der Seite mit den Todesanzeigen ein Loch war. Juutilainen hatte eine zweispaltige Anzeige herausgeschnitten. Womöglich war einer seiner Freunde oder Angehörigen verstorben.
    Nach dem Frühstück fand Aatami die ausgeschnittene Todesanzeige auf dem Schreibtisch des Gerichtsvollziehers. Es war eine schlichte Botschaft, die vom plötzli-chen Ableben eines jungen Direktors kündete, der Tote war in aller Stille beigesetzt worden, er hinterließ eine Frau und zwei Kinder. Der Gedenkvers lautete:
     
    Große Liebe, herzliches Geben,
    Sorge um uns, das war dein Leben.

Anneli
     
    Auf der Arbeitsplatte lag eine dicke Sammelmappe, in die weitere Todesanzeigen eingeklebt worden waren. Juutilainen hatte auf den nüchternen Blättern Dutzende von Menschenschicksalen gespeichert, über einen Zeitraum von mehreren Jahren.
    Aatami entdeckte in der Schublade einen Karteikas-ten, die Karten waren streng nach dem Alphabet geordnet. Er konnte es sich nicht verkneifen, die Mappe und die Kartei genauer zu studieren. Die private Sammlung war zu interessant, um sie einfach aus der Hand zu legen.
    Es war eine seltsame Kartei von Toten. Jede Karte war mit einer Chiffre versehen. Der Katalogcode verwies auf eine bestimmte Seite der Sammelmappe, auf der die Todesanzeige der betreffenden Person zu finden war. Die Karteikarte

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