Adams Pech, die Welt zu retten
gewesen, eine Teilhaberschaft in der proble-matischen Akkufabrik zu erwirken. Leider hatte auch die Operation Bruneis nicht die gewünschten Resultate gebracht.
Die Reise hatte im August stattgefunden, nachdem vorab entsprechende Schreiben ausgetauscht worden waren. Brunei hatte das finnische Außenministerium informiert, dass man sich speziell für die elektrochemische Industrie interessiere und Beziehungen mit Vertre-tern der Branche knüpfen wolle. Die Delegation war über Frankreich gereist und hatte in Paris mehrere Interviews gegeben, in denen sie die Bedeutung der Handelsbeziehungen zwischen Brunei und Finnland betont hatte. Im Lande selbst hatten sich dann die finnischen Journalisten in geradezu unverschämter Weise so eng an die Fersen der exotischen Abordnung geheftet, dass der arme Fürst nicht die geringste Chance gehabt hatte, Adam Rumattula kennen zu lernen. Der Fürst war nach einem straff organisierten Protokoll kreuz und quer durch Finnland kutschiert worden, man hatte ihm unzählige Industriebetriebe und Vertreter des Exports vorgestellt. Abends und nachts hatten Gastgeber und Gäste in glühend heißen Saunas gehockt. Die Delegation hatte den Staatspräsidenten, den Ministerpräsidenten und den außenhandelspolitischen Aus-schuss der Regierung getroffen. Als der Fürst gebeten hatte, mit Rumattula sprechen zu dürfen, hatte man ihm erklärt, dass der Mann kein ernst zu nehmender Industrieller, sondern nur ein Dorftrottel sei, und dass es nicht lohne, mit ihm seine Zeit zu vergeuden. Die finnische Geheimpolizei hatte dafür gesorgt, dass die Delegation nicht die Möglichkeit gehabt hatte, Kontakt zu jenem Schlaukopf aufzunehmen, und sei es auch nur inoffiziell.
So hatte zwangsläufig das eigentliche Ziel nicht erreicht und die ursprüngliche Aufgabe nicht erledigt werden können, dennoch hatte der Fürst seine Reise genossen. Er hatte den Kampf um die europäische Meis-terschaft im American Football verfolgen können, und er war der finnischen Schönheitskönigin vorgestellt wor-den. Daraus war eine intime Beziehung erwachsen, die mit einer Blitzhochzeit geendet hatte. Die Finnen waren von der Wahl des Fürsten geschmeichelt gewesen, hat-ten allerdings betont, dass ihre Schönheitsköniginnen bereits früher entsprechende Erfolge gehabt hatten. Mit Wehmut hatten sie sich an die Hochzeit des philippini-schen Geschäftsmannes Gil Hilario mit der Finnin Armi Kuusela erinnert, ein Ereignis, das vor Jahrzehnten stattgefunden hatte. Die finnischen Schönheiten waren im Ausland gefragte Exportprodukte, eine Art physische Spitzentechnik, deren Produktion und Export der finnische Staat nicht offiziell förderte, die von den breiten Volksmassen aber sehr geschätzt wurde.
Nun warf jemand den Gedanken auf, gegen Rumattula die Fatwa auszusprechen, das offizielle Todesurteil der Islamisten. Als sich die Teilnehmer gründlicher mit der Idee beschäftigten, erschien ihnen auch dies nicht praktikabel. Der mit der Fatwa belegte Erfinder würde umgehend untertauchen und an der Entwicklung seines zerstörerischen Akkus weiterarbeiten, man würde ihm nie und nimmer den Garaus machen können. Schließ-lich war auch der Schriftsteller Salman Rushdie vom Tode verschont geblieben, die Fatwa, die gegen ihn ergangen war, hatte ihm zumindest vorläufig das Leben gerettet und außerdem bewirkt, dass sich die ruchlosen Verse des Schreiberlings in Millionenauflagen auf der ganzen Welt verbreitet hatten. Was nützte es schon, dass der Mann wegen der Fatwa unter Einsamkeit und Todesangst litt, das war nur ein Nebeneffekt und ein persönliches Schicksal. Die Hauptsache, der politische Sieg, war nicht erreicht worden, und das würde sicher auch im vorliegenden Falle passieren. Außerdem ließen sich im Falle Rumattula schwerlich Begründungen für eine Fatwa finden. Die Erfindung eines neuen Akkus war zwar an sich teuflisch und einer Fatwa würdig, aber es dürfte schwer werden, auch die Menschen von die-sem Gedanken zu überzeugen.
Die Fatwa hatte die unangenehme Eigenschaft, dass sie nicht dem westlichen Rechtsprinzip entsprach. Sie ließ sich auf die islamischen Länder anwenden, aber sonst nirgends. In den falschgläubigen Ländern waren die Leute so kleinlich, nach ihren eigenen Gesetzen zu verfahren, und ein aus religiösen Gründen willkürlich verhängtes Todesurteil stieß auf Ablehnung.
Wenn gegen Adam Rumattula eine Fatwa erginge, so hätte das auch zur Folge, dass sein teuflischer Akku womöglich nie in den Besitz
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