Adelshochzeit 2
geht dich nichts an“, antwortete sein Bruder gereizt. Er füllte sein Weinglas nach und fragte Peter Wenham, welchen Preis er für seine Jagdhütte in Surrey verlangte. Die horrende Summe, die sein Freund ihm nannte, veranlasste ihn zu einem belustigten Lächeln, allerdings hatte Jason auch größere Nachsicht mit Peter als mit dem vermaledeiten Weibsbild, das unten auf ihn wartete.
Er würde Iris empfangen. Aber vorher wollte er sie ein wenig schmoren lassen. Vielleicht würde seine unverhohlene Unhöflichkeit trotz ihrer unglaublichen Eitelkeit zu ihr durchdringen und sie begreifen lassen, dass er sie nicht nur nicht attraktiv fand, sondern dass ihr Verhalten ihn abstieß. Wenn sie auch diesen Wink nicht verstehen sollte, würde er ihr mit brutaler Offenheit ein paar Wahrheiten sagen müssen. Jason war schon der Tatsache, dass sie ihn in Gesellschaft auf Schritt und Tritt verfolgte, gründlich überdrüssig, und ganz bestimmt hatte er nicht die Absicht, sich von ihr auch noch zu Hause bedrängen zu lassen.
Eine Stunde und fünf Minuten später, nachdem sein Bruder und die lärmenden Freunde sich verabschiedet hatten, kam Jason die Treppe seiner prächtigen Stadtresidenz am Grosvenor Square herunter. Insgeheim hoffte er, dass die unwillkommene Besucherin es müde geworden war, auf ihn zu warten, und es vorgezogen hatte zu gehen. Auf der letzten Stufe hielt er inne und beobachtete verblüfft, wie Cedric kopfschüttelnd aus einem der Garderobenräume herauskam.
Jason räusperte sich vernehmlich, und der alte Butler sah auf. Dann hinkte er unbeholfen auf seinen Herrn zu und teilte ihm verdrießlich mit: „Ich fürchte, sie ist fort, Sir. Ich kann Mrs. Kingston nirgends finden.“
„Dachten Sie, sie versteckt sich in der Garderobe?“, fragte Jason belustigt, doch als er bemerkte, dass Cedrics Gesicht eine ungewöhnliche Röte annahm, fuhr er streng fort: „Wo haben Sie sie warten lassen, Cedric?“
Der betagte Dienstbote schürzte aufrührerisch die Lippen. Immerhin hatte er schon für die Hunters gearbeitet, da war dieser Bursche hier nicht einmal geplant gewesen. Und wenn Sir Gordon noch leben würde, hätte die unsägliche Mrs. Kingston nicht einmal den Fuß über die Schwelle setzen, geschweige denn Platz nehmen dürfen. „Unverschämte Person, wie sie mich mit ihren Katzenaugen gemustert hat …“, brummelte er, als reiche diese Auskunft als Erklärung. Indes beobachtete er sichtlich beunruhigt, wie Jasons Miene sich verfinsterte. Der junge Herr hatte ihn schon vorher mit diesem Blick bedacht, der Cedric warnte, es nicht zu weit zu treiben. Immerhin wusste er, dass er seinen Posten nur deshalb noch bekleidete, weil Sir Gordon es so verfügt hatte.
„Katzenaugen?“, wiederholte Jason ausnehmend ruhig.
„Hm?“ Cedric wandte ihm das gute Ohr zu.
„Sie sagten, sie habe Katzenaugen.“ Jasons Stimme nahm an Lautstärke zu, verlor indes jede Spur von Geduld.
Cedric nickte. „Gelb … wie die einer Katze.“ Beleidigt murmelte er weiter vor sich hin. Seiner Meinung nach hatte er die schamlose Person an genau den Ort gebracht, den sie als Warteraum verdiente.
Jason runzelte die Stirn. Er achtete nur wenig auf Iris Kingston und ging ihr aus dem Weg, wann immer es möglich war. Dennoch hatte er manchmal nahe genug bei ihr gestanden, um zu wissen, dass ihre Augen blau waren.
„Was können Sie sonst über ihr Aussehen sagen?“
„Dürr … schwarzes Haar … zimperlich.“ Cedric sprach jedes Wort aus, als handle es sich um eine Sünde.
Jason unterdrückte ein Stöhnen und dachte fieberhaft nach. Welche Dame mochte es nur gewesen sein, die der alte Narr beleidigt hatte? „Und sie nannte sich Mrs. Kingston?“, fragte er nach.
Cedric nickte. „Mrs. Margo Renée Kingston.“
Jason war ratlos. Er kannte keine andere Mrs. Kingston. Mit einer ungeduldigen Handbewegung gab er Cedric zu verstehen, dass er seine Dienste nicht länger brauchte. „Wir werden uns ein anderes Mal darüber unterhalten.“
Während Cedric davonschlurfte, holte Jason seine Uhr hervor. Diana hatte ihn überredet, heute Nachmittag einen Einkaufsbummel mit ihr zu machen, und er war bereits spät dran. Wenn seine Unpünktlichkeit einen ihrer berüchtigten Anfälle schlechter Laune auslösen sollte, würde er sehr versucht sein, stattdessen zu White’s zu gehen, um wohltuend ruhige männliche Gesellschaft zu suchen. Manchmal fragte er sich, ob Dianas unleugbare Vorzüge ihn wirklich ausreichend für ihr kindisches Wesen
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