Adelshochzeit 2
es nicht. Ich wäre übrigens auch nach Westlea House gekommen, aber ich wollte nicht, dass Charlotte hört, was ich mit dir berede.“
„Warum nicht? Sie ist neunzehn, George. Sie ist eine verliebte Frau, kein Kind.“
George nickte mit Nachdruck. „Eben diese ‚verliebte‘ Frau ist unser Problem. Es ist lächerlich für ein Mädchen von ihrer Schönheit, einen Mann heiraten zu wollen, der ihr nichts bieten kann, wenn sie doch so viel haben könnte.“
„Du hast recht, es ist besser, dass Charlotte nicht hört, was du sagst!“ Helen maß ihren Bruder mit einem strengen Blick. „Sie möchte Philips Frau werden.“
„Ich habe über Philip Goode nachgedacht und wie er vielleicht seine Aussichten verbessern könnte.“
„Und?“, drängte Helen hoffnungsvoll.
„Er ist ein Cousin von Sir Jason Hunter, wusstest du das?“
Helen schüttelte den Kopf. „Nein. Aber was hat das mit unserem Problem zu tun, wie du es nanntest?“
„Es ist eine sehr weitläufige Verwandtschaft. Sie sind Vettern vierten oder fünften Grades mütterlicherseits, glaube ich.“
„George, warum sollte uns das interessieren?“
„Jason Hunter ist ein reicher, mächtiger Mann.“
„Ich hoffe, du schlägst nicht vor, dass Philip zu seinem entfernten Cousin geht und ihn um Almosen anbettelt. Er wird sich weigern, etwas Derartiges zu tun. Wenn du jedoch Charlotte ihre Mitgift auszahlst, und sei es eine geringere Summe als die ursprüngliche …“
George unterbrach seine Schwester mit einem ungeduldigen Schnauben. „Jede Summe für eine Mitgift Charlottes kann nur aus dem Verkauf des Hauses kommen.“
Helen nickte langsam. „Wirst du einen Anwalt beauftragen, das schriftlich festzusetzen? Wenn ich gezwungen bin, mein Zuhause zu opfern, möchte ich wenigstens wissen, dass ich damit Charlottes Zukunft sichere.“
„Einen Anwalt?“, rief George voller Zorn. „Ist dir mein Wort nicht gut genug?“
„Nein, in der Tat, das ist es nicht“, erwiderte Helen gelassen. „Wenn man deinen Zusagen trauen könnte, würden wir jetzt nicht dieses Gespräch führen.“
„Es ist Charlottes Pflicht, einen Gatten zu finden, der für sie sorgen kann. Wenn sie sich in die richtige Gesellschaft begäbe, würden die Verehrer sie umschwirren wie Motten das Licht.“
„Du weißt genau, dass sie eine angemessene Garderobe braucht, wenn sie sich in den Kreisen bewegen soll, die du meinst.“
„Ich würde ja für eine passende Ausstattung aufkommen … aber ich schulde bereits jeder verflixten Schneiderin in der Stadt ein Vermögen.“ George presste sekundenlang verbittert die Lippen zusammen. „Und kein einziges von den verdammten Kleidern ist gekauft worden, um mir zu gefallen. Iris versucht, Hunter mit ihrem neuen Putz zu beeindrucken.“
Helen erhob sich von ihrem Sessel und trat zu George, um mitfühlend seine Hand zu drücken. „Du solltest ihrer Habsucht Grenzen setzen. Wir alle leiden ihretwegen.“
Ungehalten machte George sich von ihr los. „Ich brauche weder dein Mitleid noch deinen Rat. Wir müssen einen Weg finden, um meine Schulden zu begleichen, sonst ist der Verkauf von Westlea House die einzige Lösung. Jemand hat sein Interesse angemeldet, also kann ich nicht zu lange mit der Antwort warten.“ George strich sich durchs Haar und fuhr grimmig fort: „Ich bin sehr in Versuchung, Hunter die Schneiderrechnungen von Iris zu überreichen.“
Helen sah ihn entsetzt an, musste dann aber lachen. „Das wäre ich auch, wenn ich glaubte, dass er sie bezahlen würde. Andererseits habe ich gehört, dass sein Interesse an Iris eher gering ist.“
„Nun, dann bist du falsch informiert! Er flirtete neulich bei einer Soiree schamlos mit ihr. Jeder kann sehen, dass sie ein Paar sein müssen.“ George errötete vor Verlegenheit. Ihm war genauso wie allen anderen Gästen an jenem Abend aufgefallen, dass sein ehemaliger Freund Iris kaum wahrgenommen hatte. Und obwohl es vollkommen widersinnig war, fand er es seltsam demütigend, mit ansehen zu müssen, wie Jason Hunter einer Person von äußerst zweifelhaftem Ruf den Vorzug vor seiner Frau gab.
„Vielleicht solltest du ihn deswegen fordern und die Schneiderrechnungen gleich mitnehmen!“, rief Helen ungeduldig.
„Den Gefallen tue ich ihm nicht! Ich bin sicher, dass er mir nur eins auswischen will. Warum sprichst du nicht mal mit dem arroganten Bas…“ George klappte den Mund zu, bevor er das Wort ganz ausgesprochen hatte.
„Ich?“ Helen lachte ungläubig.
George winkte ab,
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