Adelshochzeit 2
keine Sorge! Er sagte, auch er hätte Tarquin seit Längerem nicht gesehen, aber er bot sich freundlicherweise an, Erkundigungen einzuziehen. Wenn er etwas erfährt, wird er es uns wissen lassen.“
Mr. Beaumont nickte langsam. „Mark ist ein guter Junge. Wenn er sagt, er will sich die Ungelegenheit machen, kann man sich darauf verlassen.“ Er fuhr sich mit der Hand durch das ergrauende Haar. „Ich werde mal die Post durchsehen, falls Nachricht von Tarquin dabei ist …“ Schwerfällig ging er zu seinem Arbeitszimmer, während seine Gattin davoneilte, um sich den Vorbereitungen fürs Dinner zu widmen. Über die Schulter rief sie Emily zu: „Beeil dich um Himmels willen beim Umkleiden! Schau nur, wie spät es schon ist!“
Als die Tür sich hinter ihrer Mutter schloss, zog Emily langsam das Briefchen aus der Tasche. Heimlicher Verehrer, ha!, dachte sie spöttisch.
Plötzlich glaubte sie zu wissen, von wem das Schreiben kam.
Von Tarquin, der so die Eltern umgehen wollte. Sie fragte sich nur, warum er sie nicht persönlich abgefangen hatte. Wenn er Angst hatte, sich überhaupt zu zeigen, musste er wirklich ganz schön in der Klemme stecken. Rasch schob sie das Papier wieder in die Tasche und hastete in ihr Zimmer hinauf.
„Zweifellos sind Sie ein hübsches Mädchen, nur nicht mehr in Ihrer ersten Blüte.“
Während der Enkel der exzentrischen alten Dame bei dieser Bemerkung fast im Boden versank, hätte Emily sich beinahe verschluckt Sie konnte kaum den Drang zu kichern unterdrücken, doch fasste sie sich schnell und lächelte Mrs. Augusta Bond freundlich an.
„Emily ist noch keine fünfundzwanzig“, warf Mrs. Beaumont steif ein. „Wohl kaum im Matronenalter.“
Mrs. Bond hob ihr Lorgnon und schaute von Mutter zu Tochter. „Nun, die jüngeren Mädchen, die dieses Jahr debütieren, werden größere Chancen auf einen Ehemann haben“, äußerte sie bedeutungsvoll und übersah den eisigen Blick, der sie von Emilys Mutter traf. Sie legte die Augengläser auf ihrem üppigen Busen ab und widmete sich wieder dem Gericht auf ihrem Teller.
Emily spürte den Blick ihres Verehrers. Vermutlich wollte er ihr wortlos zeigen, wie peinlich berührt er war. Mitfühlend schenkte sie ihm ein Lächeln, das er mit Augenrollen erwiderte.
„Miss Beaumont hat eine exzellente Singstimme“, sagte er nervös, und als dieses Lob bei seiner Großmutter keine Reaktion hervorrief, fügte er hinzu: „Und ich kenne keine junge Dame, die so wunderbar Pianoforte spielt.“
„Das macht sie nicht automatisch zu einer guten Ehefrau“, zischte Mrs. Bond ihm so deutlich zu, dass jeder es verstand. Hastig griff Emily nach ihrem Glas und trank einen großen Schluck. Seltsamerweise neigte sie dazu, diese Meinung mit der alten Dame zu teilen. Stephen Bond war ein guter Mann, aber sie würde ihn nicht heiraten, außer es bliebe ihr wirklich nichts anderes übrig. Er verdiente eine Frau, die ihn liebte. Lachen blitzte in ihrem Blick auf, als sie den verlegenen jungen Mann anschaute, dann sah sie zu ihrer Mutter hinüber, deren Miene wütende Indignation ausdrückte.
Wäre Emily weniger bedrückt gewesen, hätte sie diese komische Abendunterhaltung, die pünktlich um sieben in der untersetzten Gestalt der Mrs. Augusta Bond über die Schwelle geschritten war, bestimmt genossen und hätte vielleicht selbst mitgespielt, um der giftigen Alten ihr Vergnügen zu lassen. Doch wenn sie ihren Vater so schweigsam und trüben Blickes am Tisch sitzen sah, verging ihr der Spaß.
Das Briefchen, das sie auf so merkwürdige Art bekommen hatte, war, anders als vermutet, nicht von ihrem Bruder, doch es ging offensichtlich um ihn, und ihr war immer noch nicht klar, warum diese Botschaft an sie gerichtet war. Normalerweise hielten sich Tarquins Gläubiger, wenn sie ihn selbst nicht fassen konnten, an seinen Vater. Warum hatte man ihr diesen Bittbrief zukommen lassen, der noch dazu in seltsam unklaren Worten gehalten war?
Jemand, der ungenannt blieb, verlangte, dass sie morgen in den Laden eines Pfandleihers in der Whiting Street kommen sollte, wo sie etwas Wichtiges über ihren Bruder hören würde. Es wurde außerdem verlangt, die Sache zur Vermeidung eines Skandals geheim zu halten.
Emily war rasch zu dem Schluss gekommen, dass der Briefschreiber in der Tat ein Gläubiger sein müsse, der hoffte, sie werde an Tarquins Statt zahlen. Außerdem vermutete sie, dass der Verfasser der Herumtreiber mit der Boxernase war, denn die Botschaft war keine
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