Adieu, Sir Merivel
Portion Laudanum.
Als ich das Haus erreichte, sah ich ein merkwürdiges Gefährt, eine Art mit Segeltuch überspannten Karren, der vor meiner Haustür stand. Ich vermutete sofort, dass es ein hausierender Zigeuner war, und bereitete mich schon auf meinen strengsten und mitleidlosesten Ton vor, mit dem ich ihm erklären würde, er solle seinen Handel mit Trödel und Lumpen gefälligst woanders fortsetzen. Doch da kam Will,der mich endlich nach Hause hatte wanken sehen, in die Auffahrt hinausgetapert, um mir zu melden, ein Herr, »ein Quäker seiner Kleidung nach, aber mit einem Namen, den ich nicht verstehen konnte, ist hier, um Euch zu sehen, Sir Robert«.
»Ach, Will«, sagte ich, »ich bin durch halb Norfolk gelaufen und durch und durch nass, und zuletzt habe ich in der Sonne geschwitzt, und mein armer Bär ist tot. Ich schwöre dir, ich kann heute absolut nichts mehr tun außer mich hinlegen …«
»Das verstehe ich wohl, Sir«, sagte Will und half mir, den durchnässten Rock von den schmerzenden Schultern zu nehmen, »und um Euren Bären tut es mir leid, aber dieser Quäkermensch möchte Euch unbedingt sehen, und ich glaube, Ihr solltet mit ihm reden, denn er sagt, er war ein Freund von Mr. Pearce.«
Diese letzte Bemerkung ließ mich aufhorchen, das wusste Will. Im Nu war mein Interesse erwacht, mit dem Mann zu sprechen. Ich schickte Will zu Cattlebury, er möge für Früchtekuchen und heiße Schokolade sorgen; dann schleppte ich mich zu meinem Nachtstuhl und pisste das Bier der Fröhlichen Binsenschnitter wieder aus, wechselte die Kleider, setzte meine Perücke auf und stieg in den Salon hinunter, wo ich meinen Besucher vermutete.
Doch keine Spur von ihm. Ich rief nach Will, der mir flüsternd erklärte, »wo dieser Mann doch Quäker ist, Sir, dachte ich, die Pracht vom Salon ist für ihn nicht zu ertragen – wie es auch immer mit Mr. Pearce war –, drum habe ich ihn in die Bibliothek gesetzt. Übrigens, Sir Robert, Eure Perücke hängt schief.«
»Das macht nichts!«, fuhr ich Will an. »Lass mich einfach nur zu dem Quäker und sehen, was er will, und dann gehe ich in mein Zimmer. Ich muss in die Schweiz schreiben. Bitte sorge dafür, dass Tinte und Federn und Papier bereitliegen. Mein Mittagsmahl werde ich auf einem Tablett einnehmen.«
»Ja, Sir«, sagte Will. »Und wäre es Euch recht, wenn ich Euch mit einer dringenden Botschaft unterbreche?«
»Wovon redest du, Will? Was für eine Botschaft?«
»Wäre es Euch recht, Sir, wenn ich mit einer angeblich wichtigen Mitteilung in die Bibliothek komme, so dass Ihr dem Quäker entfliehen könnt, der dann leider aufbrechen muss, damit Ihr Euren dringenden Brief schreiben könnt?«
Ich blickte in Wills treues, faltiges Gesicht. »Er ist wie ein kleines Tier«, dachte ich im Stillen, »dessen Muskeln ich mit allen Mitteln vor der Zerstörung durch die Donnerbüchse bewahren muss.«
»Ja, Will«, sagte ich freundlich. »Nun verstehe ich dich. Das ist eine großartige Idee. Komm in zehn Minuten. Sag, ein Bote des Königs sei überraschend erschienen.«
»Das werde ich, Sir Robert. Überraschend.«
Ich betrat die Bibliothek und traf dort auf eine hochgewachsene, ausgemergelte Gestalt, die in das mir so vertraute schwarze Quäkergewand gekleidet war. Der Mann hatte seinen Hut abgelegt (etwas, was Quäker gewöhnlich nicht gerne tun, aus Furcht, es könnte als Zeichen von Respekt vor einem Menschen, und sei es der König, ausgelegt werden), und sein Haupthaar war weiß. Er hatte einen kleinen Bart, ebenfalls weiß, an der Spitze jedoch leicht rostrot gefärbt, als wäre er angesengt.
Er kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu. Seine Augen, sehr lebhaft in dem zerfurchten Gesicht, leuchteten in sichtlicher Ergriffenheit. »Robert«, sagte er.
Und diese Nennung meines Taufnamens enthüllte mir, wer er war. Nur wenige Menschen haben mich in meinem Leben jemals mit »Robert« angesprochen: meine lieben toten Eltern sowie John Pearce und seine Quäker-Freunde in der Whittlesea-Irrenanstalt, wo ich vor Margarets Geburt arbeitete. Und dieser Mann war Ambrose, einer jener Quäker und ein liebenswürdiger Mensch dazu, dem, nachdem ich Katharine verführt hatte und Pearce gestorben war, die schreckliche Aufgabe zufiel, mich fortzuschicken. Und er hatte sie traurig und mit großem Einfühlungsvermögen gemeistert, so dass ich ihm später nie – unter keinem Vorwand und in keinem Augenblick – einen Vorwurf daraus machte; er hatte seine Pflicht getan, und es war gut
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