Admiral Bolithos Erbe
lief: der Gestus des Siegers.
Grüßend meldete er: »Leutnant Peter Searle, Sir, von der Brigg
Rapid
.«
»Sie haben den Fischkutter gekapert, Mr. Searle?«
Der Leutnant wandte sich um und blickte auf das schäbige Arbeitsboot hinab. Zum erstenmal schien er es mit unbeteiligten Augen zu sehen.
Er berichtete: »Der Kutter ankerte etwas abseits von den anderen, Sir. Ich ließ zwei gute Schwimmer außenbords gehen und die Ankerleine durchschneiden, damit der Kutter mit dem Wind auf mein Boot zutrieb. In dieser Nacht hatten wir Sturm, und mein Boot nahm eine Menge Wasser über.« Er grinste in der Erinnerung, und damit verschwand die Anspannung aus seinem Gesicht.
»Ich wußte, wir mußten diesen verdammten Fischkutter erobern – oder uns schwimmend auf die Suche nach
Rapi
d
machen.«
»Gab es einen Kampf?«
»Der Kutter hatte vier Soldaten an Bord, was ich vorher nicht wußte, Sir. Sie erschossen den armen Miller und schlugen Thompson bewußtlos, ehe wir die Oberhand gewannen. Das Ganze war schnell vorbei.«
»Ich bin stolz auf Sie.« Seltsam, er dachte an den toten Miller wie an einen alten Bekannten. »Und niemand hat Alarm geschlagen?«
»Nein, Sir, da bin ich mir ganz sicher.« Searle fügte noch hinzu: »Ich ließ die Leichen in der Dunkelheit über Bord gleiten, auch Miller. Vorher ließ ich sie mit Ballast beschweren, was so zur Hand war, damit sie schnell untergingen. Sie werden bestimmt nirgendwo angetrieben, um ihr Schicksal zu verraten.«
»Ich danke Ihnen, Mr. Searle.«
Aber der Leutnant sprach zögernd weiter. »Wie ich hörte, planen Sie, den Kutter gegen den Feind einzusetzen, Sir. Wenn dem so ist, möchte ich mich dafür freiwillig melden.«
»Wer hat Ihnen das erzählt?«
Unter Bolithos scharfem Blick errötete der junge Mann. »Ich – das habe ich vergessen, Sir.«
Bolitho mußte lächeln. »Macht nichts, ich kann es mir denken. Ich ernenne Sie mit Freuden zum Anführer der Kutterbesatzung. Offensichtlich sind Sie ein einfallsreicher junger Mann. Mit Ihnen und dem schon unheimlichen Talent meines Flaggleutnants, immer recht zu behalten, sollte die Aktion ein voller Erfolg werden.«
Beide wandten sich um, weil Herrick an Deck erschien. Bolitho informierte ihn: »Es geht heute abend los. Sagen Sie Major Clinton, daß ich vier seiner besten Scharfschützen mit der Prisenmannschaft losschicken will. Und einen guten Steuermannsmaat werden sie auch brauchen. Sorgen Sie dafür, daß uns Mr. Grubb den besten Mann gibt, den er hat, und nicht den, der sich am ehesten entbehren läßt.«
Herrick zog ein Gesicht, als wolle er protestieren, überlegte es sich aber anders.
Bolitho wandte sich wieder an den Leutnant. »Ich werde Ihnen noch Ihre Befehle geben, möchte Sie aber schon jetzt darauf aufmerksam machen, daß Ihre Sache hoffnungslos ist, wenn Sie in Gefangenschaft geraten.«
»Das weiß ich, Sir.« Er grinste vergnügt. »Auch alle meine Leute sind Freiwillige.«
Wieder blickte Bolitho zum Fischkutter hinab. Jetzt wurde ihm manches klar. Er hatte sich Vorwürfe gemacht, weil er Menschenleben aufs Spiel setzte, aber dieser junge Teufel war ihm ehrlich dankbar dafür. Dankbar für die Chance, sich auszuzeichnen – eine der seltenen guten Gelegenheiten, auf die der junge Offizier sehnsüchtig wartete. War er in seiner Jugend nicht genauso gewesen? Er ordnete an: »Bringen Sie die Gefangenen an Bord und schicken Sie noch mehr unserer Leute hinüber, die Mr. Browne bei der Durchsuchung helfen können.« Mit einem Blick zum Himmel, der sich schon verdunkelte, und zu den Mastspitzen, die das letzte Tageslicht einfingen, fügte er noch hinzu: »Herrgott, Thomas, das Warten auf einen Eröffnungszug des Feindes hängt mir zum Halse heraus. Es wird Zeit, daß wir sie aus ihrem Bau schDeauncnhefnie!«l ihm Allday auf, der auf dem Backbord-Seitendeck stand. Seltsam gespannt und wie erstarrt blickte er auf das Fischerboot hinab. Wenigstens blieb Allday die Teilnahme an diesem tollkü hnen, riskanten Unternehmen erspart, dachte Bolitho.
Er wartete an Deck, bis die kleine Schar ihrer Gefangenen herbeigeschafft war, an der Spitze die drei französischen Soldaten. Hinter ihnen kam einer von Clintons Seesoldaten und trug mit angewidertem Gesicht eine blutige französische Uniform über dem Arm. Ihr vorheriger Besitzer hatte keine Verwendung mehr für sie.
Erst als es schon ganz dunkel war und die Schiffe für die Nacht Segel refften, kehrte Browne auf die
Benbo
w
zurück.
»Dieses Boot stinkt wie eine
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