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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ist.«
    Geistesabwesend hatte er sich mit dem Brief an die Lippen getippt und hob ihn jetzt an die Nase. Das war ihr Parfüm. Sie mußte ihn absichtlich parfümiert haben.
    Browne, der hastig alles niedergeschrieben hatte, fragte: »Darf ich mich nach Ihren Absichten erkundigen, Sir?«
    Bolitho grinste ihn an. »Tja, wenn sie nicht zu uns herauskommen wollen, müssen wir eben zu ihnen hinein!«
    Browne erhob sich. »Ich lasse das Signal für
Phalarop
e
absetzen, Sir.«
    Es würde ein großes Risiko bedeuten, einen dieser vielen Fischkutter abzufangen, die
Ganymed
e
beobachtet hatte. Aber wenigstens ließ sich das mit einer Handvoll Leute bewerkstelligen. Wenn sie entschlossen vorgingen und gut geführt wurden, mochten sie ihm den Schlüssel zu Konteradmiral Rémonds Hintertür verschaffen.
    Browne war bald wieder zurück, auf seinem Rock glänzten Wassertropfen.
    »Der Wind frischt weiter auf, Sir«, sagte er.
    »Gut.« Bolitho rieb sich die Hände. Im Geist sah er, wie sein Signal von Schiff zu Schiff weitergegeben wurde, ebenso schnell und zuverlässig wie über die Semaphorentürme des Feindes. Der junge Kommandant der
Rapid
,
Jeremy Lapish, war gerade erst vom Leutnant zum Kapitän befördert worden. Er galt als kühn und tüchtig. Bolitho dachte auch an seinen Neffen, von dessen Schiff das Signal weitergegeben wurde; Adam mochte sich schon als Anführer des Überfalls sehen, mochte vom Hauen und Stechen des Nahkampfs träumen.
    Browne setzte sich und blickte auf die mit dem rosa Band der Admiralität zusammengehaltenen Depeschen nieder.
    »Noch vor kurzem«, sagte er ernst, »waren wir Gefangene, und ich muß oft daran denken, daß wir Neale unseren Zusammenhalt verdanken. Sein Zustand machte uns solche Sorgen, daß wir gar nicht dazu kamen, um unsere eigene Sicherheit zu fürchten. Ich denke noch oft an ihn.«
    Bolitho nickte. »Ich auch. Hoffentlich können wir bald etwas tun, auf das er stolz wäre.«
    Der Wind wurde stärker und sprang um, die Farbe der See wechselte von Blau zu Grau, und die ferne Küste verschwand in der Abenddämmerung; das Geschwader bezog Station für die Nacht.
    Tief unten im Orlopdeck der
Benbo
w
saßen Allday und Tuck, der Bootsführer des Kommandanten, zwischen den ächzenden Planken gemütlich beisammen und teilten sich eine Flasche Rum. Sein starkes Aroma und das schwankende Licht der pendelnden Laternen vernebelten ihre Köpfe, trotzdem fühlten sich beide zufrieden.
    »Glaubst du, daß dein Admiral kämpfen wird?« fragte Tuck scheinbar zusammenhanglos.
    »Natürlich wird er das, Frank.«
    Tuck verzog das Gesicht. »Wenn ich ‘ne Frau hätte wie er, würd’ ich um die Franzosen lieber einen großen Bogen machen.« Bewundernd sah er Allday an. »Und du wohnst bei ihnen im Haus, wenn du an Land bist?«
    Alldays Kopf pendelte mit den Schiffsbewegungen hin und her. Er sah wieder die grauen Steinmauern vor sich, die grünen Hecken von Falmouth. Und das Mädchen aus dem George Inn, das ihm ein- oder zweimal zu Gefallen gewesen war. Aber dann wurde ihr Bild von Polly verdrängt, Mrs. Laidlaws neuer Zofe; die war nun mal ein besonders niedlicher Käfer, daran gab’s keinen Zweifel.
    Er antwortete: »Das stimmt, Frank. Ich gehöre zur Familie.« Aber Tuck war schon eingeschlafen.
    Allday lehnte sich an einen großen Spant und fragte sich, warum er sich so verändert hatte. Früher hatte er immer ein Eigenleben geführt, getrennt von dem, das Bolitho ihm in Falmouth anbot.
    Dann dachte er an das bevorstehende Gefecht. Tuck hatte ja keine Ahnung, wenn er glaubte, Bolitho würde vor den Franzosen kneifen. Jetzt schon gar nicht, nachdem sie von ihnen so viel zu erdulden gehabt hatten.
    Nein, sie würden kämpfen; aber Allday war beunruhigt, daß er sich deshalb solche Sorgen machte.
    Tuck stöhnte im Schlaf und murmelte: »Wassis los?«
    »Halt’s Maul, du Idiot.« Allday kam taumelnd auf die Füße.
    »Komm, ich helf dir, deine Hängematte aufriggen.«
    In etwa acht Meilen Entfernung war ebenfalls unter einer pendelnden Laterne von Kampf die Rede: Kapitän Lapish, Kommandant der
Rapid
,
erklärte seinem Ersten Offizier, der ebenso jung war wie er selbst, was er vorhatte.
    Die Brigg rollte stark im rauhen Seegang, der vom Ebbstrom noch aufgebaut wurde, aber weder Lapish noch sein Leutnant bemerkten es. Lapish sagte gerade: »Ihnen ist jetzt klar, Peter, was das Signal vom Flaggschiff bedeutet, und Sie wissen auch, wonach Sie Ausschau zu halten haben. Ich setze das Boot so dicht unter

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