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Admiral Bolithos Erbe

Admiral Bolithos Erbe

Titel: Admiral Bolithos Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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räusperte sich. »Zunächst einmal mich, Sir. Und ich habe entdeckt, daß die beiden Fähnriche Stirling und Gaisford ein passables Französisch sprechen.«
    »Also, mich trifft der Schlag!« Herrick konnte Browne nur anstarren.
    »Gibt es denn eine Alternative?« fragte Bolitho bedächtig. Browne zuckte die Achseln. »Keine, Sir.«
    Wieder studierte Bolitho die Seekarte dieses Küstenstrichs, obwohl er inzwischen jede Untiefe, jede Bucht und die Entfernungen auswendig kannte.
    Die Sache konnte klappen, weil sie so unvermutet kam. Wenn sie schiefging, wurden Browne und seine Männer gefangengenommen. Hatten sie sich verkleidet, bedeutete das den sicheren Tod für sie. Er dachte wieder an die kleinen Grabhügel unterhalb der Gefängnismauern, an die Kugeleinschläge in der Wand.
    Browne war sein Zögern nicht entgangen, er sagte: »Ich würde es jedenfalls gern versuchen, Sir. Es kann uns weiterhelfen. Im Sinne von Kapitän Neale.«
    Der Wachsoldat vor der Tür unterbrach sie mit dem lauten Ruf: »Midshipman der Wache, Sir!«
    Midshipman Haines trat wie auf Zehenspitzen vor seine Vorgesetzten und meldete fast flüsternd: »Empfehlung des Ersten Offiziers, Sir, und die französische Prise kommt in Nordost in Sicht.«
    Herrick funkelte ihn an. »Und das war alles, Mr. Haines?«
    »N-nein, Sir. Mr. Wolfe läßt Ihnen noch sagen, daß der Kutter drei französische Soldaten an Bord hat.«
    Der ahnungslose Junge hatte die wichtigste Information für den Schluß aufgehoben.
    »Danke, Mr. Haines«, sagte Bolitho. »Kompliment an den Ersten Offizier, und er möchte mich informieren, wenn der Kutter näher kommt.«
    Mit einem mal war alles sonnenklar. Bolitho erinnerte sich an die französischen Soldaten an Bord der anderen Fischkutter, damals an jenem schrecklichen Morgen, als
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gesunken war. Vielleicht stellte die Garnison regelmäßig Soldaten für diese Au fgabe ab, schließlich war es nicht außergewöhnlich, daß sich Fischer und Schmuggler beider Seiten weiter draußen auf See trafen, um Nachrichten oder Schmuggelware auszutauschen. Es konnte nicht im Sinne von Konteradmiral Rémond sein, die Invasionsflotte durch unbedachtes Gerede verraten zu lassen.
    Also drei französische Soldaten. Schon stellte Bolitho sich Browne in einer ihrer Uniformen vor, und als er seinem Adjutanten einen Blick zuwarf, sah er den gleichen Gedanken auf dessen Gesicht.
    »Also gut. Durchsuchen Sie den Kutter und erstatten Sie mir Bericht. Danach…« Sein Blick senkte sich auf die Karte. »Danach werde ich entscheiden.«
    »Sie sind sich der Gefahr bewußt?« fragte Herrick. Browne nickte. »Jawohl, Sir.«
    »Trotzdem wollen Sie es tun?«
    »Jawohl, Sir.«
    Herrick hob verzweifelt die Hände. »Wie ich schon sagte: totaler Wahnsinn.«
    Bolitho blickte von einem zum anderen. Sie waren beide so grundverschieden, aber beide ungeheuer wichtig für ihn. Er erhob sich. »Ich gehe an Deck, Thomas. Muß nachdenken.«
    Herrick begriff sofort. »Ich sorge dafür, daß Sie nicht gestört werden, Sir.«
    Als Bolitho auf dem Achterdeck auf und ab ging, versuchte er, sich an Rémonds Stelle zu versetzen. Er hatte ihn damals nur kurz gesprochen, aber trotzdem half ihm das beträchtlich. Der Feind hatte jetzt ein Gesicht, einen Charakter.
    Bis der kleine Fischkutter an der Leeseite von
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längsseits ging, war die Abenddämmerung hereingebrochen; Browne stieg sofort hinunter, um ihn zu durchsuchen.
    Während sich neugierige Seeleute in den Webeleinen und an der Reling drängten, stand Bolitho hoch oben über ihnen, war aber nicht weniger gespannt. Der Kutter war ein schäbiges Arbeitsboot mit geflickten Segeln und schmutzigem Deck und nicht viel länger als die Barkasse der
Benbow
.
Er wirkte alles andere als heroisch und hätte jedem Bootsmann der Kriegsmarine nur ein verächtliches Schnauben entlockt.
    Auf dem vergammelten Fahrzeug wirkte Browne mit seiner adretten, blau-weißen Uniform als starker Kontrast.
    Das Beiboot kehrte mit einem blutjungen Leutnant zurück, in dem Bolitho den Anführer des Prisenkommandos vermutete. Als er am Fallreep die überhängende Bordwand der
Benbo
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erkletterte und vor der Ehrenwache grüßend an seinen Hut tippte, schätzte Bolitho ihn auf höchstens neunzehn Jahre.
    Wolfe wollte ihn in die Achterkajüte führen, aber Bolitho rief vom Hüttendeck: »Hierher!«
    Der Leutnant mochte jung und vom Pomp des Flaggschiffs eingeschüchtert sein, aber seine Bewegungen waren selbstsicher und schwungvoll, als er nach oben

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