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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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ausgehängte Tür Jeane im Schlaf attackieren könnte. »Mein Parkschein endet in zehn Minuten, also beeil dich und pack eine Tasche zum Übernachten zusammen.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Jeane. Sie klang entsetzt, was um ein Vielfaches besser war als katatonisch. »Ich kann doch nicht einfach so mitkommen, obwohl ich gar nicht eingeladen bin.«
    »Ich lade dich ein«, sagte Dad ruhig. »Komm schon, lass uns gehen.«
    Ich war von dieser Wendung nicht allzu begeistert, aber der Gedanke, Jeane als schluchzendes Häufchen Elend allein auf ihrem Badezimmerfußboden zurückzulassen, war auch nicht gerade eine verlockende Vorstellung. »Es gibt Muffins und Die Muppets-Weihnachtsgeschichte «, gab ich mir Mühe, sie zu überreden. »Du liebst doch Die Muppets .«
    »Ja, das stimmt«, sagte sie und drehte sich langsam herum, um nach ihrer Zahnbürste zu greifen.

35
    »Es tut mir wirklich sehr, sehr leid, dass ich hier so reinplatze«, sagte ich, als Michaels Mutter die Tür aufmachte und draußen mich fand, wie ein Päckchen, das man dort abgelegt hatte, allerdings ohne ein »Sorry, wir haben Sie verpasst«-Kärtchen daran. Michael und sein Vater waren noch zum Weingeschäft gefahren und hatten mich mit einem gut gelaunten »Das ist schon okay, wir haben vorher angerufen« abgesetzt. »Und es tut mir auch sehr leid wegen dieser ganzen New-York-Geschichte.«
    Sie musterte mich mit einem langen, harten Blick. Ich mochte Michaels Vater lieber. Er war so sehr Zen, dass ich mich immer fühlte, als würde ein kleines bisschen von seinem inneren Chi auch auf mich abfärben, aber bei seiner Mutter stellten sich mir alle Nackenhaare auf.
    »Du kommst am besten erst mal herein«, sagte sie, und obwohl es mir normalerweise egal war, was irgendjemand über mein Aussehen dachte, wünschte ich, ich hätte nicht meine Katzenpyjamahose und meinen Anorak aus bedrucktem Leopardenkunstfell und ein Paar Häschenpantoffeln getragen. Es wäre mir außerdem lieber gewesen, wenn ich durch das Weinen ein etwas weniger verschwollenes Gesicht gehabt hätte, denn es fühlte sich an, als hätte mich jemand als Punchingball benutzt.
    Ich zögerte und sie seufzte, »Du lässt die ganze Kälte rein«, und ich hatte keine andere Wahl, als hineinzugehen. Na ja, ich hatte schon eine andere Wahl, aber ich hatte keine große Lust, in meinen Häschenpantoffeln nach Hause zu laufen.
    »Es tut mir wirklich alles furchtbar leid«, sagte ich noch einmal. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es mir wirklich so leid tat, aber ich fühlte mich nicht in der Lage, wieder in meine leere Wohnung zurückzukehren. Ich konnte mich selbst nicht mehr ertragen. Tatsächlich war ich mir in diesem Moment sehr fremd, denn normalerweise weinte ich nicht stundenlang. Das letzte Mal hatte ich am letzten Tag im Rock-’n’-Roll-Camp geweint, als wir alle zusammen spontan bei Born This Way mitsangen, aber da waren es mehr Freudentränen gewesen, die nur so lange hinunterliefen, wie es dauerte, mir schnell die Wangen zu reiben, bevor es irgendjemandem aufgefallen wäre. Ganz sicher hatte ich noch niemals zuvor über Stunden geweint und noch nie wegen eines ärgerlichen, aber nicht wirklich tragischen Missgeschicks im Haushalt.
    Aber ich musste zugeben, dass der Grund dafür, dass ich einen Zusammenbruch hatte, vielleicht gar nicht die Dusche gewesen war. Ich glaube, die Tür zur Duschkabine war nur so etwas wie eine Metapher. Sie stand für alles, was im Moment bei mir nicht in Ordnung war. Klar, es gab viele gute Sachen, aber eben auch viele schlimme, und das saß tief und es tat so weh, dass es immer noch besser war, an Heiligabend in meinem Pyjama in Michaels Flur zu stehen und sich an eine Tasche mit Übernachtungssachen zu klammern, während seine Mutter mich ansah, als hätte ich eine Spur von Hundescheiße auf ihren Teppichen hinterlassen, als allein zu Hause zu sein.
    »So, wir vergessen jetzt einfach, was vor ein paar Wochen passiert ist«, sagte sie. »Das ist Vergangenheit. Jetzt gibt es erst mal ein heißes Bad und eine Tasse Tee.«
    Ich nickte und folgte Mrs Lee in die Küche, wo sie das Wasser aufsetzte. Ich bereitete mich innerlich auf ein zwanzigminütiges Teetrinken, eine gekünstelte Unterhaltung und ein bisschen Angestarrtwerden vor, aber da wurde die Wohnzimmertür aufgestoßen und zwei kleine Köpfe spähten neugierig dahinter hervor.
    Mit einem »Oh! Du bist’s!« waren sie beide, Michaels kleine Schwestern in passenden Feengewändern, plötzlich in der Küche

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