Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
Weihnachten, aber sie konnte nicht kommen, weil sie schwanger ist und heiraten wird,und die Mutter ihres Freundes wird sterben, also musste sie in Chicago bleiben.« Jeanes Gesicht war leuchtend rot. Es leuchtete fast schon in Knallpink. Jemand musste eine neue Schattierung von Rot erfinden, um die Farbe zu beschreiben, die ihr Gesicht hatte. Sie nahm einen tiefen, zitternden Atemzug. »Ich wusste sonst niemanden, den ich hätte anrufen können. Alle haben eine Familie und gehören irgendwohin und haben etwas zu erledigen, nur ich nicht. Ich habe niemanden. Ich bin ganz allein und es ist Heiligabend, und ich kann mich noch nicht mal unter die Scheiß-Dusche stellen, obwohl ich acht Stunden durchgearbeitet habe, weil die Scheiß-Duschkabinentür kaputt ist, und keinen Menschen kümmert das! Ich bin niemandem wichtig!«
»Oh, Jeane, mir bist du wichtig«, sagte ich, und zwar wirklich nicht nur, weil es das Einzige war, was man unter diesen Bedingungen sagen konnte. In diesem Moment, als sie zitterte und weinte und hoffnungsloser klang, als ich jemals jemanden erlebt hatte, kümmerte es mich. Wie hätte mich das auch kaltlassen können?
»Nein, das stimmt nicht«, sagte sie und weinte noch mehr.
Ich hasste es, sie so zu sehen. Jeane war tough und stark, und sie mogelte sich bis nach New York durch und überzeugte die Leute davon, sie für TV-Shows und Buchverträge anzuheuern. Sie ließ sich doch nicht von einer kaputten Duschkabinentür entmutigen. Sie konnte doch viel mehr.
Jeane schien nicht mehr fähig nachzudenken. Als ich versuchte, sie mit stürmischen Ermutigungsäußerungen aufzubauen oder als ich zu ihr ging, um sie zu umarmen, zog sie sich von mir zurück, und ich wusste nicht mehr, was ich noch tun konnte, damit sie sich besser fühlte, oder wie ich die Tür wieder zurück inihre Schiene bekommen könnte – also tat ich das Einzige, was mir noch einfiel.
Ich rief zu Hause an.
Als mein Vater kam, weinte Jeane immer noch, doch jetzt lag sie wie ein Häufchen Elend auf dem Boden des Badezimmers.
Ich hatte Mum am Telefon erklärt, dass Jeane eine Art Nervenzusammenbruch hatte, obwohl Mum der Meinung war, dass das als Grund nicht wirklich ausreichte, um meinen Hausarrest für den Abend aufzuheben. Ich argumentierte, dass ich nicht zu viel getrunken hatte und sie nichts darüber gesagt hätten, dass es gegen meine Bewährungsauflagen verstoßen würde, wenn ich Jeane besuchte.
Glücklicherweise gab es irgendein Problem mit den Muffins und sie reichte den Hörer an Dad weiter, und jetzt war er hier in Jeanes Badezimmer und hockte mit einem feuchten Waschlappen vor ihr.
»Du wirst dich viel besser fühlen, wenn du dein Gesicht abgewischt hast«, sagte er in dem gleichen Ton, in dem er auch Alice tröstete, wenn sie vom Fahrrad gefallen war, oder Melly, wenn sie über ihren Rechtschreibübungen einen hysterischen Anfall bekam. Es funktionierte auch bei Jeane. Eine kleine Hand löste sich aus dem Jeane-förmigen Ball und nahm den Waschlappen, und die Schluchzer verwandelten sich in einen Schluckauf. Schließlich setzte sie sich auf und strich sich das Haar aus den Augen.
Sie hätte das steinernste, eisernste Herz erweicht. Sogar Mum hätte sofort aufgehört, sie »dieses Mädchen« zu nennen und hätte ihr eine Tasse Tee gemacht, aber Dad zog nur seine Jacke aus, hängte sie über den Handtuchhalter und rollte die Ärmel hoch.»Okay, Michael, der Kampf mit dieser Duschkabinentür kann beginnen.«
Wir brauchten fast eine Stunde, uns und Jeane (die unsere Chancen von Anfang an skeptisch beurteilt hatte) einzugestehen, dass die Tür sich nicht in ihre ordnungsgemäße Position zurückverfrachten ließ.
»Sie scheint irgendwie zu groß zu sein, um in ihre Schienenführung zurückzugleiten«, sagte Dad mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht. »Das tut mir wirklich leid.«
»Das ist schon okay«, sagte Jeane stumpf. »Trotzdem vielen Dank für den Versuch.«
Es entstand ein Moment ratloser Stille, denn mehr konnten wir hier nicht ausrichten; wir hatten alles getan, oder auch nicht getan, aber es gab keinen Grund mehr, noch länger zu bleiben.
»Wirst du klarkommen, Jeane?«, fragte ich.
Ich hatte erwartet, dass sie mir auf der Stelle versichern würde, dass sie »natürlich schon klar komme, kein Problem, alles in Ordnung, mach dir um mich keine Sorgen«, aber sie schluckte nur sehr schwer.
»Also, solange die Duschkabinentür kaputt ist, kannst du hier nicht bleiben«, sagte Dad entschieden, als ob die
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