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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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allerdings eine Fantastilliarde bedeutsamer, und morgen war Weihnachten, und allein zu sein und einsam zu sein, würde sich noch viel schlimmer anfühlen, und ich hatte wahrscheinlich auch schon viel zu lange gewartet, um mir ein Taxi zu bestellen, das mich zu Tabitha hätte bringen können.
    Ich merkte, dass ich weinte, obwohl ich grundsätzlich – eiserne Regel – niemals weinte. Ich fand es völlig unnötig. Es brachte nichts. Es war sinnlos und führte nur dazu, dass ich mich noch schlechter fühlte.
    Ich fühlte mich so traurig, einsam und hilflos, dass ich nach meinem Telefon griff, um die einzige Person anzurufen, an die ich mich bemühte, nicht mehr zu denken, denn wenn ich an sie dachte, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Wir hassten uns jetzt und wir hatten wochenlang nicht miteinander gesprochen, aber ich wusste, ich wusste einfach, dass, wenn ich ihn bitten würde vorbeizukommen, damit ich nicht mehr so allein war und um meine beschissene Duschkabinentür zu reparieren, er da wäre.
    Für mich.

34
    »Was ist los?«, fragte ich, nicht unfreundlich, aber auch nicht, als ob alles ganz cool zwischen uns wäre und sie mich einfach anrufen könnte, wann immer sie sich ein bisschen niedergeschlagen fühlte.
    »Es tut mir leid«, stotterte sie. »Du warst die letzte Person, die ich anrufen wollte, aber ich habe es bei allen anderen versucht, und du bist als Einziger übrig geblieben. Als Einziger!«
    Okay, man musste schon aus Granit sein, um nichts dabei zu empfinden, wenn jemand, mit dem man einige seiner besten und einige seiner schlimmsten Zeiten verbracht hatte, sich die Augen ausweinte und man nicht wusste, warum.
    »Was ist denn passiert? Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?«
    »Nein. Nichts ist in Ordnung, und ich weiß nicht, was ich machen soll.« Sie beendete den Satz mühsam mit einem unterdrückten Schluchzen, dann musste sie so stark weinen, dass sie nicht mehr sprechen konnte.
    »Willst du, dass ich vorbeikomme?«, fragte ich, aber ich sprach ins Leere, denn sie hatte schon aufgelegt, und ohne darüber nachzudenken – denn wenn ich innegehalten und darüber nachgedacht hätte, wäre ich geblieben, wo ich war, und hätte mir einen Kaffee bestellt – stand ich auf. »Ich muss gehen. Alufolien-Notfall«, sagte ich und kramte mein Portemonnaie heraus. »Sollen wir zwanzig sagen, für meinen Anteil plus Trinkgeld?«
    »Ach, geh doch noch nicht«, sagten alle. Und »Kauf doch die blöde Alufolie in dem gelben Laden, der nie zumacht«, aber so einfach war es nicht. Das war es nie mit ihr.
    Es fühlte sich sehr seltsam an, wieder Jeanes Straße hinunterzugehen, dann in ihrem Hauseingang zu stehen, bei ihr zu klingeln und in ihre Sprechanlage zu rufen, »Jeane? Ich bin’s«. Sie antwortete nicht, drückte mir aber auf und erwartete mich im dunklen Hausflur; Licht fiel allein aus der offenen Tür ihrer Wohnung, als ich aus dem Lift trat.
    Ich hatte ganz vergessen, wie klein sie war. Sie trug eine lange lilafarbene Schlafanzughose, die mit schleichenden schwarzen Cartoon-Kätzchen gemustert war, und einen überdimensionalen fusseligen Pullover. Ihr Haar war weiß, was überhaupt nicht zu ihrem Gesicht passte, denn das war rot und geschwollen, als hätte sie seit Stunden geweint. Ich hasse es, wenn Mädchen weinen. Das ist so unfair.
    »Ich hatte nicht erwartet, dass du vorbeikommst«, sagte sie mit erstickter Stimme, als ob kein Atem mehr durch ihre Luftröhre käme. »Das musstest du nicht.«
    »Na ja, aber du klangst so, als wäre etwas Schlimmes passiert, und außerdem solltest du nicht einfach so die Haustür aufdrücken. Ich hätte auch ein mörderischer, vergewaltigender Mörder sein können!«
    Jeane schniefte. »Ist mörderisch und Mörder nicht die gleiche Sache? Also, man kann doch nicht ein unmörderischer Mörder sein, oder?«
    »Doch, ich denke schon, zum Beispiel, wenn man gar nicht vorhat, einen Mord zu begehen, wenn es um ein Verbrechen aus Leidenschaft geht, oder so was«, sinnierte ich, und Jeane nickte so müde, als könne sie sich nicht länger damit befassen, alle genauen Einzelheiten auszudiskutieren, und das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass etwas mit ihr ganz und gar nicht stimmte. Das Ausdiskutieren von Einzelheiten war eigentlich Jeanes zweite Haut. Es gehörte zu ihr wie das Einatmen von Sauerstoff. Außerdem sah sie schrecklich aus. Nicht die Art von schrecklich, die mit ihrem Defizit in der Schönheitsabteilung zu tun hatte oder mit dem Färben ihrer

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