Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
Gedanken, die man sich macht?
Ja? Genau! Genau das.
Nun ja, ich nehme das alles zurück. Jedes Wort bis zum letzten Komma, Semikolon und Ausrufezeichen.
Ich kündige der Dorkiness. Dorkiness und ich haben uns getrennt. Wir haben uns entschieden, uns aufgrund unüberwindbarer Differenzen scheiden zu lassen.
Macht Dorkiness automatisch einen besseren Menschen aus dir? Wenn dich die Hand der Dorkiness berührt, verwandelt das dann dein Leben in Hundewelpen, Regenbögen und sofortige Glückseligkeit? Hält Dorkiness dich nachts warm oder backt dir Kekse oder reibt dir kräftig den Rücken, wenn es dir nicht gut geht? Nein, das tut sie nicht. Ich habe mir selbst, und auch euch, keinen Gefallen damit getan, dass ich behauptet habe, anders zu sein, sei okay. Vielleicht ist es das, vielleicht aber auch nicht, weil du (und damit meine ich mich s elbst) so besessen von der Idee wirst, anders sein zu müssen und auf keinen Fall irgendwohin passen zu dürfen, dass du jeden von dir wegstößt, der versucht, dir zu nahe zu kommen.
Mal ganz ehrlich, wo liegt der Sinn, wenn eine halbe Million Leute deine Tweets lesen und man die Teen-Queen der Blogosphäre ist, und dann kommt Weihnachten, und ich versinke so knietief in Einsamkeit, dass ich mich der Gnade völlig Fremder ergeben musste.
Alles ist gut, die Fremden waren besonders gnädig und gastfreundlich, aber ich war gezwungen, einen sehr langen Blick auf mich selbst zu werfen und auf meinen weiteren Lebensweg. Es war sehr schnell klar, dass meine Endstation »Verrückte alte Dame mit tausend verwilderten Katzen« heißen würde und mein einziger Kontakt zur Menschheit aus der Person bestünde, die mir mein Essen auf Rädern bringen würde.
Ich will nicht, dass meine Zukunft so aussieht, also mache ich den Laden dicht.
Zum Teufel mit der Dorkiness, sage ich! Ich wechsle über auf die dunkle Seite. Nur, dass es sich nicht mehr wie die dunkle Seite anfühlt. Es fühlt sich an, als würde ich mich auf das Licht zubewegen.
Also, ich bin’s, Jeane, und ich melde mich ab.
Over and out.
Ende der Nachricht.
38
Es stellte sich tatsächlich heraus, dass es ganz großartig war, normal zu sein. Das war es wirklich. Es war so unglaublich einfach. Warum hatte mir das vorher keiner gesagt?
Ich fing damit an, dass ich mein Haar braun färbte, sehr zu Mellys und Alices Missfallen, die sogar damit drohten, mich aus ihrem Spezialclub zu schmeißen, dem Melly-und-Alice-Club, in den ich mit großer Zeremonie aufgenommen worden war. Ich packte all meine bunten Polyesterklamotten und grellen Strumpfhosen weg und ging zu Hollister und Abercrombie & Fitch und American Apparel, um coole dehnbare Klamotten in Marineblau, Grau und Schwarz zu kaufen, perfekte Farben, weil sie wirklich zu allem passten.
Ich aß drei ordentliche Mahlzeiten am Tag, einige von ihnen enthielten sogar Gemüse, ging zu zivilen Zeiten ins Bett und stand neun Stunden später wieder auf. Ich löschte sogar all die kreischenden Girl- und Boygroups und die düsteren Filmsoundtracks von meinem iPod und hörte von nun an die Musik aus den Charts. Ich hatte mich außerdem vom Internet abgestöpselt. Kein Bloggen und kein Twittern. Ich lebte im Jetzt, Mann. Es war einfach nur so etwas wie – sein. Und ohne meine ganzen außerplanmäßigen Adorkable -Aktivitäten hatte ich wirklichrichtig viel Freizeit. Tonnenweise! So viel, dass ich kaum wusste, was ich mit mir anfangen sollte.
Ich ging mit Melly und Alice ins Kino. Eigentlich wollten wir in den neuesten Pixar-Film, aber der war ausverkauft, also gingen wir in einen Film über Prinzessinnen. Ich würde sagen, das war eigentlich ziemlich hart, weil es ein richtiger Scheißfilm war, und statt dort zu sitzen und einen schneidenden Blog darüber zu verfassen, wie man kleinen Mädchen antiquierte Vorstellungen von Geschlechterrollen und Sexualität aufzwang und wie dringend man Pink als eine Farbe, die nicht automatisch etwas mit Prinzessinnen oder Feen zu tun hatte, rehabilitieren sollte, bevor sie uns für alle Zeiten verloren ging, konnte ich nur dort sitzen und wirklich angestrengt versuchen, meinen Blutdruck auf einem noch zu kontrollierenden Level zu halten. Aber als der Film dann zu Ende war, fanden sowohl Melly als auch Alice, dass die Hauptprinzessin dumm war und dass sie sich selbst hätte retten sollen, statt nur dämliche Lieder vor sich hin zu singen, bis endlich der Prinz vorbeikam, um sie zu retten; also war im Grunde doch alles in Ordnung.
Ja, normal zu sein,
Weitere Kostenlose Bücher