Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
nichts mit Jeane Smith zu tun hatte.
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Ich brauchte lange, bis ich einschlafen konnte, nicht nur, weil in meinem ganzen Körper die Wut noch rumorte, sondern auch, weil ich bis 8 Uhr abends (Ortszeit Tokio) für eine Werbeagentur meinen monatlichen Trend-Spotting-Report vorlegen musste.
Ich musste geschlafen haben, denn ganz plötzlich wurde ich von einem Dreieralarmangriff meines Weckers, meines iPhones und meines Computers geweckt, die alle genau um 7.43 Uhr (Londoner Zeit) anfingen, fröhlich zu piepsen. Ich checke immer, bevor ich mich auch nur aufsetze, meine E-Mails, und in meinem Posteingang kuschelte sich etwas von Bethan.
Habe gerade deinen Blog gelesen, kleine Schwester. Erinnere mich daran, dass ich dich nie verärgern sollte. Bist du okay? Lass uns nach der Schule skypen. Hab dich lieb, Bethan xxx.
Das war einer der besten Wege, um aufzuwachen, nur dass es mich natürlich gleich an alles vom Tag zuvor erinnerte. Ich konnte meinen Blog nicht noch einmal lesen, bevor ich nicht geduscht hatte (Wann produzierte endlich mal jemand einen total wasserdichten Organizer?), aber als ich mir die Zähne putzte, las ich den Blog und dann die Kommentare. Neunzig Prozentgehörten zum »Komm schon, Süße, jag den armseligen Arsch zum Teufel«-Lager. Wie gewohnt, nannten mich die restlichen zehn Prozent einen männerhassenden, lesbischen Feministennazi, dem man es nur mal wieder richtig besorgen müsste, und als ich meinen Blog ein drittes Mal las, fing ich an, mich zu fragen, ob ich vielleicht ein bisschen zu weit gegangen war. Ein bisschen zu übertreiben, war eine Angewohnheit, die ich einfach nicht in den Griff bekam.
Als ich mein Morgenensemble aus klobigen Motorradstiefeln, leuchtend orangefarbener Strumpfhose, karierten knielangen Shorts, langärmeligem grünem T-Shirt und einer sittsamen kurzärmeligen geblümten Bluse fotografierte, dachte ich darüber nach, den Blog zu löschen. Ich dachte die gesamte Zeit, die ich brauchte, um zwei Himbeer-Pop-Tarts in den Toaster zu schmeißen, um mir dann an ihnen die Zunge zu verbrennen, weil ich zu ungeduldig war und nicht warten konnte, bis sie abgekühlt waren, darüber nach.
Ich entschied, dass ich überhaupt nichts löschen würde. Ja, ich hatte Barney eine Tracht Prügel verabreicht, aber er hatte es verdient, und alles, was ich geschrieben und geposted hatte, war genau das, was ich wirklich empfand. Das waren meine Gefühle, und ich hatte das Recht, sie auf jede erdenkliche Art zum Ausdruck zu bringen. Die Leute hatten immer solche Angst davor, die Wahrheit zu sagen, weil die Wahrheit chaotisch, kompliziert und ausgesprochen uncool war, aber ich war eben uncool.
Ich würde also nichts streichen oder löschen, aber ich konnte die Dinge auch anders in Ordnung bringen.
* * *
Es war eindeutig ein Zeichen dafür, wie leid es mir tat, dass ich bis vor Barneys Haustür marschierte und klingelte, obwohl ich wusste, dass seine Mum öffnen würde.
Diese Frau hasst mich. Ohne Quatsch, sie hasst mich wirklich . Sie öffnete die Tür, sah mich an und sagte, »Oh, du bist es«, nur dass es bei ihr klang wie: »Aus welcher Ursuppe bist du denn wieder herausgekrochen und warum kannst du meinen Sohn nicht einfach in Ruhe lassen, du grauenhafte, schlecht angezogene kleine Pennerin?«
»Ich dachte, Barney und ich könnten vielleicht zusammen zur Schule gehen«, sagte ich, während sie mich mit bösen Blicken durchlöcherte. Ich starrte zurück.
»Er ist schon weg«, sagte sie endlich, obwohl das offensichtlich nicht stimmte, denn ich konnte seinen Parka am Treppengeländer hängen sehen.
Nicht einmal ich konnte Barneys Mum von Angesicht zu Angesicht als Lügnerin beschimpfen, aber da kam Barney die Treppe heruntergestolpert und fiel die letzten beiden Stufen fast hinunter, als er mich entdeckte.
»Oh, ich dachte, du wärst schon weg«, sagte seine Mutter und bemühte sich noch nicht einmal, besonders glaubwürdig zu klingen. Irgendwie bewunderte ich sie für ihre unverfrorene Unhöflichkeit. »Jeane ist da.«
»Was willst du denn hier?«, wollte Barney wissen, als er sich wieder berappelt hatte. Er schnappte sich seine Tasche und seinen Parka. »Du hast vielleicht Nerven.«
»Ich weiß«, sagte ich und trat zur Seite, als Barney an seiner Mutter vorbeieilte, die doch wirklich versuchte, ihm einen Abschiedskuss zu geben. »Auf Wiedersehen, Mrs M! War schön, siemal wiederzusehen«, gurrte ich, weil ich wusste, dass sie das rasend machen würde. Dann kletterte ich auf
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