Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
stoßen konnte. »Das ist kein Spitzname, es ist ein echt schlechtes Wortspiel und es geht einem nicht wirklich leicht von der Zunge, oder?«
Barney wollte eigentlich lächeln – seine Lippen dehnten und zogen sich zusammen, als hätte er irgendeinen absonderlichen Gesichtstick. »Warum ist es bloß so unmöglich, dir böse zu sein?« Er zuckte mit den Schultern. »Also gut, wir sind Freunde, aber du bist in der Probezeit und du bloggst nie wieder über mich.«
»Und ich werde nett zu Scarlett sein«, gelobte ich großherzig. »Ich werde keine Bemerkungen mehr über sie machen oder irgendetwas zu ihr sagen, das zu Schluchzern oder gar Tränen führen könnte. Ehrlich, ich möchte, dass ihr beide glücklich seid. Menschen sollten glücklich sein.«
Barney begleitete mich zu den Fahrradschuppen und wartete, während ich Mary abschloss. »Wir sind ja gar nicht zusammen«, sagte er verdrossen und vergrub die Hände in den Taschen seines Parkas. »Sie hat Angst, sich von Michael zu trennen.«
Ich schnaubte. »Man sollte doch eigentlich meinen, dass sie froh sein könnte, diesen überfürsorglichen Vollidioten los zu sein.«
Barney nickte energisch. »Ja, so würdest du vielleicht denken, aber Scar mag keine Konfrontationen. Sie hasst es, die Gefühle von jemandem zu verletzen, und sie hat panische Angst davor, sich den Zorn aller anderen Mädchen der Schule zuzuziehen. Du kannst einen Michael Lee nicht verlassen, ohne mit ernsthaften Konsequenzen zu rechnen.«
Ich wandte mich ab, damit Barney nicht sehen konnte, dass ich meine Augen so stark nach oben verdrehte, dass ich sicher war, dass eine meiner Netzhäute sich gerade abgelöst hatte. Ich versuchte, mitfühlende Geräusche von mir zu geben, aber Barney sah mich skeptisch an, als würde er mir das keine Sekunde lang abkaufen.
»Oh, Jeane, du bist so eine Vollidiotin«, sagte er und dann lächelte er mich das erste Mal seit Tagen richtig an. »Das mag ich wirklich am liebsten an dir.«
Erst mittags ergab sich eine Chance, Scarlett allein zu erwischen. Sie und ihre langweiligen Freundinnen liefen immer zur Haupteinkaufsstraße, um in die Salatbar bei Sainsburys zu gehen, also hängte ich mich an sie und machte nur eine Pause, um mir eine Tüte würzige NicNacs und Haribo zu kaufen, dann folgte ich ihnen zur Schule zurück in der Hoffnung, einen Moment mit Scarlett allein sprechen zu können. Die vier schienen solo nicht funktionieren zu können.
Glücklicherweise hatte Scarlett einen Haarnotfall und eine Freistunde, sodass sie gezwungen war, die Schule ganz allein zu verlassen. Da ich eine Woche lang vom Kunstunterricht ausgeschlossen worden war, nachdem ich Mrs Spiers gesagt hatte, dass ich mir lieber die Augen mit einem Pinsel ausstechen würde, als eine Landschaft, ein Meerespanorama oder sonst irgendwas zu malen, was mit Natur zu tun hatte, nutzte ich die Gunst der Stunde.
Ich ließ sie erst mal ihre Haarpampe kaufen, weil ich wirklich nett bin, um dann aber direkt neben ihr aufzutauchen, als sie die Straße hinuntertrödelte. Als sie zur Seite sah, entdeckte sie mich. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und auf einen Schlag wich alle Farbe aus ihrem Gesicht. Es war der perfekte Zeitpunkt für meine Entschuldigung.
»Also, es tut mir leid, okay? Es tut mir leid, was in Englisch passiert ist, obwohl ich nicht meinte, dass du zurückgeblieben bist. Ich hab von der ganzen Klasse geredet, aber erstens hätte ich das Wort nicht benutzen sollen, und zweitens hätte ich dich wegen unserer Lektüretexte nicht so angreifen dürfen, um dich eigentlich hintenrum wegen der ganzen Sache mit Barney fertigzumachen, okay?«
Es war keine elegante Entschuldigung, aber sie kam von Herzen, und das war ja auch etwas wert. Scarlett schien nicht so zu denken. Sie versuchte, an mir vorbeizutauchen, aber ich machteeinen schnellen Schritt zur Seite, sodass ich ihr direkt gegenüberstand. Ich glaube, ich habe noch nie jemanden gesehen, der so unglaublich panisch aussah. Nicht einmal meine Freundin Pam Slamwich (ganz offensichtlich nicht ihr richtiger Name), als sie realisierte, dass sie das einzige Mitglied ihres Roller-Derby-Teams war, das nicht auf der Strafbank saß, und sie im nächsten Moment von vier gegnerischen Spielern aus der Spur geworfen werden würde.
»Bitte lass mich in Ruhe«, sagte Scarlett in einem gequälten Flüsterton.
»Das kann ich nicht tun, bis du nicht zumindest meine Entschuldigung akzeptiert hast. Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst, aber ich
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