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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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sie in einen Zustand nahe der Hysterie zu versetzen. Es ging nicht nur darum, Michael Lee zu verlassen. Es ging vor allem darum, die Kontrolle über ihr eigenes Leben zu übernehmen, nicht länger hinter der Bühne zu stehen, sondern endlich der Star ihres eigenen Films zu werden.
    Sobald wir das Schultor passierten, war Scarlett nicht mehr zu halten. »Er müsste jetzt gerade mit Mathe fertig sein. Okay. Ichgehe ihn suchen, und dann sage ich ihm, dass er zwischen mir und meinem Glück steht. Ich bin selbst für mein Leben verantwortlich, richtig?«
    »Oh ja, das bist du so sehr «, sagte ich, und – auch wenn ich das niemals jemandem verraten würde, ganz besonders nicht Barney – wenn sie gereizt und entrüstet war, war Scarlett fast richtig lustig. »Viel Glück!«
    »Ich brauche kein Glück«, rief Scarlett über die Schulter zurück, als sie den Flur heruntereilte. »Ich mache mir mein eigenes Glück.«
    Ich hatte immer noch Zweifel daran, ob Scarlett die Sache durchziehen würde. In dem Moment, in dem sie Michael Lee und seinen Wangenknochen gegenüberstand, würde sie zerbröseln, und sie und Barney würden niemals über das Stadium des Wie-schön-es-hätte-werden-können hinauskommen und er wäre immer noch sauer auf mich.
    Um mich abzulenken, verwickelte ich Mr Latymer in Betriebswirtschaftslehre in eine angeregte Debatte über Banker-Bonuszahlungen und große Unternehmen, die sich aus Geiz aus ihrer Verpflichtung stahlen, ihre Steuern zu bezahlen. Eigentlich sollte das Thema der Stunde die Globalisierung sein, aber ich hatte den Text nicht gelesen, und auf diese Weise konnte ich mir etwas mehr Zeit verschaffen; als besonderes Extra war es immer sehr lustig, wenn er sich aufregte, sein Gesicht knallrot wurde und ihm die Spucke aus dem Mund flog.
    Wir diskutierten hin und her, um welche Summe genau die nationalen Haushaltsschulden gesenkt werden könnten, wenn jeder korrekt seine Steuern bezahlen würde, als mir plötzlich klar wurde, dass der Rest der Klasse gar nicht aufpasste; doch stattdes sonst unter diesen Umständen üblichen desinteressierten Gemurmels konnte ich die Leute hinter mir kichern hören.
    Für einen Moment fragte ich mich, ob Rufus Bowles wohl wieder einen unanständigen Zettel hinten an meine Stuhllehne geklebt hatte, aber es sah überhaupt niemand in meine Richtung. Ich schielte über meine Schulter und sah, wie alle in der Klasse, und ich meine wirklich alle, auf ihre Smartphones sahen und auch keinen Versuch unternahmen, das irgendwie zu verstecken.
    »Okay, Jeane, es reicht jetzt.« Mr Latymer nutzte meine Abgelenktheit aus, um in die Hände zu klatschen. »Ich will für den Rest der Stunde kein weiteres Wort von dir hören.«
    Mein Plan war aufgegangen, so wie meine Pläne das immer tun. Jetzt konnte ich mich auf meinem Stuhl zurücklehnen und Hardeep, der in Betriebswirtschaftslehre immer neben mir saß, weil er sogar noch später zum Unterricht kam als ich, zuzischen: »Was ist los?«
    »Scarlett hat mit Michael Lee Schluss gemacht«, zischte er leise zurück. »Bei den Spinden der Dreizehnten. Sie hat sich wie eine totale Irre aufgeführt und hörte nicht auf, ihn anzuschreien, dass sie wohl ›in irgend so einem Scheißfilm mitspielen‹ will oder so was.«
    »Du solltest solche Wörter nicht verwenden«, sagte ich automatisch, auch wenn ich innerlich triumphierend mit der Faust in die Luft boxte. Manchmal war mir meine Macht selbst unheimlich.
    »Sagt das Mädchen, das sie eine Zurückgebliebene genannt hat«, blaffte Hardeep zurück, und dann blaffte Mr Latymer uns beide auf eine Art und Weise an, die Nachsitzen versprach, wenn wir nicht den Mund hielten.
    Also hielt ich den Mund, und während über die Globalisierung diskutiert wurde, las ich den Text zur Globalisierung, den ich schon am Abend vorher hätte lesen sollen, und fing sogar noch das nächste Kapitel an.
    Alles in allem war es eine sehr erfolgreiche BWL-Stunde gewesen, dachte ich auf meinem Weg zu den Fahrradschuppen. Und Barney bestellte mir in diesem Moment vielleicht schon einen Muffin-Korb als Dank für meine herausragende Arbeit an Scarlett und ihren Selbstwertproblemen.
    Es gab nichts, was den Tag noch besser hätte machen können.
    Dann sah ich Michael Lee, der bei meinem Fahrrad wartete, der auf mich wartete, wenn man das aus seinem angepissten Gesichtsausdruck schließen konnte, und mit einem Schlag war der Tag viel, viel schlechter geworden.

8
    Jeane Smith kam in einem weiteren Augenkrebs verursachenden

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