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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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seinem Adamsapfel.
    Damit wir uns also hatten küssen können, musste ich mich auf die Zehenspitzen gestellt und Michael Lee musste sich heruntergebeugt haben, was den Schluss nahelegte, dass es sich um einen von beiden Seiten gewünschten Kuss gehandelt haben musste. Es musste zwei willige Parteien gegeben haben, und das war eine Theorie, die ich erst mal verarbeiten musste. Wirklich verarbeiten. Denn auch wenn ich mich noch so sehr auf meinen Zehenspitzen gestreckt hätte, wäre es unmöglich gewesen, Michael Lees Mund zu erreichen, wenn er nicht gleichzeitig auch seinen Kopf zu mir heruntergebeugt hätte, ungefähr genau so, wie er es jetzt gerade tat.
    Ich glaube, dieses Mal küsste er mich, denn das Einzige, was ich mit meinem Mund machte, war, ihn zu öffnen, um ihm zu sagen, er solle mir verdammt noch mal nicht so nahe kommen. Es war auch nicht so, dass seine Lippen meine nur streiften. Eswar ein richtiger Kuss, fest, aber nachgiebig, und statt dass ich deswegen ausrastete, ließ ich mich einfach küssen, dachte sogar daran, ihn zurückzuküssen, bis ich das Geräusch von Stimmen hörte, ein lautes Türenschlagen und die Glocke für den Nachmittagsunterricht schellte.
    Nur eine Nanosekunde bevor der Flur von Zwölftklässlern bevölkert wurde, sprangen wir auseinander. Ich schubste die zweite Krücke zu Michael, der sie sich schnell griff und dann dort stand, den Mund nur auf- und zumachte und sich auch sonst benahm wie ein hirnloser Idiot.
    »Also gut, nun hast du ja die Krücken«, sagte ich scharf, denn einer musste die Kontrolle über die Situation übernehmen. »Jetzt gibt es absolut keinen Grund mehr, noch irgendwie weiteren Kontakt miteinander zu haben.«
    »Ja, ja. Keinen Grund, absolut nicht«, echote er und rieb sich das Kinn. Seine Fingerspitzen streiften ganz leicht seine Unterlippe, und ich ertappte mich dabei, wie ich seinen Mund anstarrte, als wäre er die Quelle allen Wohlbefindens und aller Freude.
    Auch er starrte mich an, als wäre ich irgendeine neue Lebensform, die er noch niemals zuvor gesehen hatte.
    »Ich gehe … jetzt«, sagte ich, und Michael öffnete und schloss seinen Mund noch ein paar Mal, und als völlig klar war, dass keine Töne und Wörter mehr herauskommen würden, machte ich mich auf den Weg.

12
    Der erste Kuss war nur ein Zufall gewesen.
    Der zweite Kuss sollte offensichtlich prüfen, ob der erste Kuss wirklich nur ein Zufall gewesen war.
    Aber für alle dann folgenden Küsse gab es keine Entschuldigungen mehr.
    Der dritte Kuss passierte, als Jeane Donnerstagnachmittag zufällig genau in dem Moment an meinem Auto vorbeiging, in dem ich etwas früher nach Hause fahren wollte, so wie ich es jede Woche mache, weil ich da eine Freistunde habe. Ich war sicher, dass sie eigentlich beim Unterricht sein sollte, aber da lief sie mit grimmig entschlossener Miene über den Personalparkplatz direkt auf mich zu, und ich legte meine Tasche auf die Abdeckhaube meines Wagens, sodass ich, als sie bei mir angekommen war, die Hände frei hatte, um sie nah genug an mich heranziehen und küssen zu können.
    Der vierte Kuss ereignete sich auf der kleinen Wendeltreppe, die vom zweiten Stock der Oberstufe zu den Kunsträumen unter dem Dach führte. Jeane pflegte sich dort in den Pausen auszubreiten, wenn das Wetter zu schlecht war, um sich an den Fahrradschuppen herumzudrücken. Ich weiß gar nicht mehr, woher ich das wusste, ich wusste es einfach. Niemand sonst hing dort herum, obwohl es gemütlich und ruhig war – vielleicht lag es daran, dass die ganze Schule wusste, dass es einer von Jeanes Stammplätzen war und sie jeden, der dumm genug gewesen wäre, sich dort sehen zu lassen, mit nur einem Blick getötet hätte.
    Als sie mich am Fuß der Treppe stehen sah, blickte sie von ihrem Laptop auf, legte ihn dann einige Stufen über sich ab und wartete mit in den Schoß gelegten Händen dort auf mich. Ich saß auf der Stufe unter ihr, sodass wir fast die gleiche Höhe hatten, und auch wenn es ein bisschen unbequem war und wir uns den Hals verrenken mussten, küssten wir uns zehn Minuten lang ohne eine einzige Unterbrechung.
    Jeane war das neunte Mädchen, das ich küsste, aber ihre Küsse waren in nichts mit den Küssen der anderen acht Mädchen zu vergleichen. Sie schmeckte süß und salzig, und sie küsste, als ob ihr Leben davon abhinge. Sie küsste mich, als müsse ich in den Krieg ziehen oder als wäre es das Ende unserer verdammten Welt. Es gab keine langsame Annäherung, kein Knabbern oder

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