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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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beobachten, wie sie explodierte.
    Ich hatte bloß vergessen, genug Abstand zu halten, und als sie jetzt mit dem Finger in meine Richtung stieß, erwischte mich ungefähr jeder fünfte Stoß an der Brust. Sie konnte eine enorme Kraft in ihren stummeligen kleinen Zeigefinger legen.
    »Na ja, egal, wie auch immer«, sagte ich in dem langsamsten, gedehntesten, gelangweiltesten Tonfall, zu dem ich in der Lage war. »Wo waren sie also, deine ganzen Twitter-Freunde, als dudir den Knöchel verstaucht hast? Sind sie schnell mit Tütchen voller Weintrauben und Ibuprofen vorbeigekommen? Und hängen sie auch mit dir in der Schule ab, oder versteckst du dich etwa doch in deinem kleinen Loch, in dem du dann in Ruhe stricken und dich auch sonst wie ein psychopathischer durchgedrehter einsamer Freak benehmen kannst?«
    »Wie kannst du es wagen? Wie kannst du es wagen ! Weißt du, was? Du hältst dich für den Größten der Schule, aber dies hier sind die besten Tage deines Lebens. Besser als hier wird’s nicht mehr für dich!«, spuckte Jeane. »Du bist nur ein großer dummer Goldfisch, der in seinem verfickten kleinen Aquarium vor sich hin dümpelt; aber das Aquarium wird immer größer und größer, und du wirst immer kleiner und kleiner, bis du nur noch ein winzig kleiner Fisch bist, und während du dich mit deinem jämmerlichen, beschränkten Leben in der totalen Mittelmäßigkeit einrichtest, geht’s bei mir erst richtig los. Es kann ja sein, dass du mich für einen durchgedrehten einsamen Freak hältst, aber zumindest habe ich keine Angst davor, ich selbst zu sein.«
    Ihr Finger fühlte sich wie ein Brandeisen an, als er heftig und schmerzend seine Tätowierung in mein Herz stach, und der einzige Weg, ihn zu stoppen, war, nach Jeanes Handgelenk zu greifen. Ihre Haut fühlte sich zwischen meinen Fingern erschreckend warm an, und ich wartete darauf, dass sie anfangen würde zu schreien, aber sie sah mich nur mit einem verwirrten Ausdruck im Gesicht an, ihre Augen zusammengekniffen, als ob sie nicht sicher wäre, was ich tat oder warum ich es tat.
    Auch ich selbst war mir da nicht ganz sicher. Aber eine Sache musste sie wissen. »Ich habe überhaupt keine Angst davor, ich selbst zu sein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt ja noch nicht mal, wer du bist«, sagte sie mit viel ruhigerer Stimme, als würde sie gar nicht versuchen, mich zu verletzen, so, als wäre das absolut nichts als die Wahrheit. »Du bist immer nur das, was andere von dir erwarten.«
    Vielleicht küsste ich Jeane, um sie endlich zum Schweigen zu bringen. Vielleicht war es aber auch nur der einfachste Weg, um ihr zu zeigen, dass ich nicht der war, für den sie mich hielt, sondern dass es da doch einige verborgene Tiefen in mir gab. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich das furchtbare Gefühl, dass ich sie küsste, weil ich es wollte.
    In einem Moment standen wir, mit dem Fahrrad zwischen uns, auf der Straße, im nächsten küssten wir uns. Die Leute sagen immer: »… und alles, an was ich mich erinnere, ist, dass wir uns plötzlich küssten«, und das hatte für mich nie einen Sinn ergeben. Vor dem Kuss musste doch noch irgendwas passieren. Doch dieses Mal passierte vorher wirklich nichts.
    Ich war es, ich , Michael Lee, der Jeane Smith küsste.

11
    Ich küsste Michael Lee.
    Vier Wörter, von denen ich niemals gedacht hätte, dass ich sie einmal schreiben würde. Vier Wörter, die für mich selbst in meinen wildesten Träumen (sogar noch wilder als die, die ich einmal hatte, als ich einen Buttertoffee-Brownie verputzt hatte, der, wie sich dann herausstellte, mit Marihuana und gehackten Datteln gefüllt war) niemals zusammengepasst hätten.
    Ich weiß noch nicht mal, warum ich ihn küsste. Vielleicht wollte ich ihn schockieren, um ihn aus seinem traurigen, sicheren, kleinen Leben aufzuwecken. Um ihm zu zeigen, dass alles möglich war. Es war bestimmt nicht, weil ich ihn küssen wollte .
    Aber ich küsste ihn und konnte dabei nichts anderes denken als »Mein Gott, warum küsse ich denn Michael Lee?«.
    Und danach dachte ich dann: »Oh. Mein. Gott! Warum küsse ich Michael Lee denn immer noch ?«, und ich wich von ihm zurück, aber ich denke, im Zweifel für den Angeklagten, dass er genau im gleichen Moment zurückwich wie ich.
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, was eigentlich niemals passiert, weil ich immer weiß, was ich sagen soll, und Michael Lee sah in dieser Sekunde aus wie der Kojote aus den Looney-Tunes -Zeichentrickfilmen, kurz nachdem er

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