Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
der die Frauen unterdrücken sollte, »und am Ende sagte ich ihm, dass er sich zwischen mir und Jesus entscheiden müsse, und da wählte er auf jeden Fall Jesus«.
2. Jens war der Herausgeber irgendeines schwedischen Lifestyle-Magazins. Jeane lernte ihn auf einer Tagung für »Freie Geister, Radikale und die Nächsten Bahnbrecher« kennen. »Ganz schön prätentiös, ich weiß, aber es war eine Woche in Stockholm, alles inklusive.« Also, Jens, der siebenundzwanzig war und eigentlich Besseres hätte zu tun haben sollen, als sich ein elf Jahre jüngeresMädchen zu schnappen, hing fast die ganze Woche mit Jeane ab und sie kauften zusammen leuchtend orangefarbene Strumpfhosen ein, sahen sich moderne Kunst an und aßen Elch-Burger. Am Ende der Woche, als die Konferenz auf ein Kreuzfahrtschiff umzog, um durch Schwedens Inselgruppen zu touren, stahl Jens Jeane sehr freundlich ihre Jungfräulichkeit. »Ich fand das total cool«, schwärmte sie. »Er war Jens und ich war Jeane, und er sah echt super aus. Schwedische Männer sind so was von heiß. Sie sehen alle aus wie Eric aus True Blood und manchmal bin ich tatsächlich so hirnlos. Und, ja, er war viel älter als ich, aber ich überlegte, dass ich sowieso früher oder später Sex haben würde, also konnte ich ihn auch mit jemandem haben, der wahnsinnig gut aussah und wusste, was wir taten.« An diesem Punkt war ich wieder hellwach und sah, wie Jeane traurig den Kopf schüttelte. »Leider habe ich die Inseln nie gesehen. Ich habe Jens’ Kabine kein einziges Mal verlassen.«
3. Ben, Modestudent und Teilzeitfriseur, den Jeane auf einem Kunsthandwerksmarkt aufgelesen hatte, weil er ein Little Monsters -T-Shirt trug. Sie waren zwei Monate zusammen, bis Ben entschied, dass er Jungs doch lieber mochte, und sie sich im Guten trennten. Zumindest sagte Jeane das, aber da er derjenige war, der ihr die eisengrauen Haare eingebrockt hatte, war ich nicht ganz sicher, ob ich ihr glauben sollte.
4. Cedric, Franzose, brachte Jeane alles über Anaïs Nin, guten Kaffee und Ebay France bei, bevor er wieder nach Marseilles zurückging, um seinen Abschluss in Großkotzigkeit für Fortgeschrittene zu machen.
5. Judy, die Roller Derby spielte, und ich, total aufgeregt: Judy? JUDY?
Aus dem Tunnel der Müdigkeit kehrte ich in einen zähneklappernden, staunenden Wachzustand ohne Hoffnung auf Schlaf zurück, denn die Botschaft, dass eine ihrer früheren Bettgeschichten Judy hieß, hatte die gleiche Wirkung auf mich, als hätte man mir eiskaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. »Bist du bisexuell?«, fragte ich, denn das hätte sie ruhig früher schon mal erwähnen können. »Stehst du auf Mädchen? Was war das mit Judy?«
Jeane guckte völlig irritiert, als ob sie keine Ahnung hätte, warum ich mich so aufführte, als hätte sie plötzlich in fremden Zungen gesprochen. »Alter«, sagte sie. »Alter, deine Stimme wird auf einmal so hoch, dass mir die Ohren wehtun.«
»Machst du also genauso mit Mädchen rum wie mit Jungs?«, fragte ich, als hätte mein Stimmbruch nie stattgefunden.
»Na ja, weißt du, es ist eben so: Ich liebe Haribos wirklich sehr, aber manchmal hab ich eben auch mal Lust auf was anderes, und dann denke ich, ›hmmm, vielleicht sollte ich zur Abwechslung mal ein paar Malteser ausprobieren.‹ Dann esse ich die Malteser und sie schmecken gut, also ganz okay, aber sie sind eben nicht der Kracher, und ich kann sie nicht jeden Tag essen, so wie eben Haribos.«, Jeane kam mit einem zufriedenen Lächeln zu diesem Ende, als ob der Vergleich von sexueller Orientierung mit Süßigkeiten nicht perfekter hätte passen können, und auf eine irgendwie eigenartig skurrile Weise war es tatsächlich so.
»Also, dann war da also Judy, aber es stellte sich heraus, dass sie eine hundertprozentige Spielernatur war, und nachdem ich die Beziehung beendet hatte, fing ich an, mich mit Barney zu treffen, und wir machten nichts anderes, als uns zu küssen, und das war’s. Das waren alle Leute, mit denen ich lustigen und manchmal auch nicht so lustigen Sex hatte.«
Mal abgesehen von dem Schweden, der nach pädophilem Widerling klang, war das gar nicht mal eine so schlechte Liste, und mir wurde klar, dass es keinen Grund für mich gab, unsicher zu sein, ob sie vielleicht lieber ältere Männer oder Mädchen mochte. Jeane wäre nicht hier, wenn sie es nicht gewollt hätte, und obwohl der Sex eine aufregende neue Entwicklung war, hieß das ja nicht gleich, dass wir für immer zusammenbleiben mussten.
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