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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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treffen und ES zu machen. Wir machten ES . Ich finde es ziemlich seltsam, dass man all das, was wir miteinander machten, und die Gefühle, die wir beide dabei hatten, in nur einer Silbe, einem Wort mit zwei Buchstaben zusammenfassen kann: ES .
    Jedenfalls machten wir dieses unglaubliche, überragende, lebensbejahende ES , wann immer wir konnten, was leider nicht so oft war, wie wir es gerne gewollt hätten, weil Michael nie über Nacht bei mir bleiben konnte. Er dachte kurz darüber nach, seinen Eltern von uns zu erzählen, aber bevor ich ihm die dreihundertsiebenundfünfzig Gründe aufzählen konnte, warum das eine echt schlechte Idee war, entschied Michael sich schon selbst dagegen.
    »Ich bin sicher, Mum verplappert sich, wenn Freunde von mir da sind. Wir halten das hier auf einer streng vertraulichen Basis, richtig?«
    Ich nickte. »Genau. Und Leute, die auf unsere Schule gehen, müssen auch nichts von uns wissen.«
    Eine Person, die auf jeden Fall von uns erfahren würde, war mein Dad, ob er nun wollte oder nicht. Aber da er schon jenseits der sechzig war und die meiste Zeit über weit weg lebteund das Internet nur benutzte, um Frauen abzuschleppen, die mindestens zwanzig Jahre jünger waren als er und ein Faible für alternde, daueralkoholisierte Schürzenjäger hatten, spielte das keine Rolle.
    Und leider, auch wenn diese Woche sich zu einer der besten Wochen der letzten Zeit entwickelt hatte, an die ich mich erinnern konnte, hing der drohende Besuch meines Vaters so schwer in der Luft wie der fiese Geruch nach nassem Hund.
    Roy, mein Vater, wollte Freitagnachmittag gegen sechzehn Uhr dreißig zu mir kommen. Wir würden Michael nicht vor sieben im gefürchteten Garfunkels treffen. Der Weg würde eine halbe Stunde dauern; blieben noch zwei volle Stunden, die ich in Gesellschaft eines Mannes verbringen musste, mit dem ich – abgesehen von einem mikroskopisch kleinen Fetzen DNA – absolut gar nichts gemeinsam hatte. Manchmal fragte ich mich sogar, ob wir überhaupt verwandt waren, aber bedauerlicherweise gehörte meine Mutter so gar nicht zu dem Typ Frau, der lieber auswärts spielte (in einem unserer Was-du-über-das-Leben-wissen-musst-Gespräche hatte sie mir gestanden, dass sie Gartenarbeit viel erfüllender fand als Sex), und Roy und ich hatten identisch gekrümmte Mittelfinger an unseren linken Händen, also musste ich mich wohl mit diesem grausamen Schicksal abfinden.
    Um drei Uhr fünfundvierzig blitzte die Wohnung. Also, sie war sauber nach meinen Standards, wenn auch vielleicht nicht nach Roys – er mochte zwar seine Drinks, aber er gehörte nicht zu der Sorte schlampiger Alkis, was mein Leben sehr viel leichter gemacht hätte. Er konnte sich eine halbe Stunde Zeit dafür nehmen, einen Tisch zu decken. Eines Ostersonntags war dabei sogar mal ein Lineal zum Einsatz gekommen.
    Ich hatte den Kühlschrank mit einer Menge nahrhaftem Essen gefüllt, viel Grünes, aber kein Haribo-Grün. Nicht dass ich vorhatte, irgendetwas davon wirklich zu mir zu nehmen.
    Ich hatte auch mich selbst ein bisschen entschärft. Ich war nicht bereit, auf den Pfirsichton meines Haares zu verzichten – für keinen Mann und auch nicht für mein Vatersymbol –, was ich aber abdimmte, war die farbenfrohe Pracht meines Outfits. Normalerweise trug ich, was ich wollte, aber Roy war eben angeblich mein Erzeuger und er bezahlte die Nebenkosten für die Wohnung, Gas- und Stromrechnungen und überwies mir jeden Monat auch noch Geld zum Leben auf mein Haushaltskonto. Als Gegenleistung ging ich zur Schule, machte wie ein braves Mädchen meine Hausaufgaben, und wann immer er in der Stadt aufschlug, versuchte ich ihm das Gefühl zu vermitteln, dass ich in der Lage war, ein erfolgreiches, unabhängiges Leben frei von elterlicher Aufsicht zu führen. Teil dieser Strategie war es, meine Freak-Fahne nicht zu hoch zu hissen, was der Grund dafür war, dass ich an diesem Abend einen Pullover mit einer passenden Strickjacke dazu trug, ein von Silberfäden durchwobenes Twinset, das ich in einem Charity Shop gefunden hatte, dazu einen roten, knielangen Tellerrock und ein Paar Schuhe, die ausnahmsweise einmal nicht so aussahen, als wären sie bereits von einer alten Dame eingelaufen worden.
    Trotzdem machte Roy, als ich die Wohnungstür öffnete und er mich sah, ein völlig entgeistertes Gesicht. So als hätte er ein Bild von mir in seinem Kopf, auf dem ich hübscher, freundlicher und einfach viel dezenter aussehe, als ich es nun mal bin. Wie üblich

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