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Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben

Titel: Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarra Manning
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Wir waren beide nur ein Kapitel im Liebesleben des anderen.
    Jeane ließ sich wieder in meine Arme sinken und machte sogar kleine Schnüffelgeräusche, so als hätte sie sich nicht vollkommen auf wenig Schlaf konditioniert. Meine Hand wanderte nach oben und streichelte ihren Nacken, und als ich anfing, den gigantischen Knoten, den ich dort fand, zu massieren, entspannten sich Jeanes Gliedmaßen, und die eine Hälfte ihres Körpers, die ausgebreitet auf meinem lag, schien langsam immer schwerer zu werden.
    »Das tut weh«, murmelte sie. Ich hielt meine Hand still. »Ich habe aber nicht gesagt, dass du aufhören sollst.«
    Ich knetete und massierte und streichelte, bis der Knoten verschwunden war, und Jeane atmete gleichmäßig und tief, und ich dachte schon, sie wäre eingeschlafen.
    Aber sie schlief nicht. Gerade als ich die Nachttischlampe ausknipsen wollte, schmiegte sie sich enger an mich heran und hob ihren Kopf. »Michael, könntest du … Wenn mein Vater am Freitag vorbeikommt und mich zum Abendessen abholt und mir wegen meines Lebensstils Vorwürfe macht … dann wäre es viel leichter …« Ihren Augen war die Anstrengung, diese Sache in Worte zu fassen, richtig anzusehen. Sie ließ sich wieder auf meine Brust sinken. »Ach nein, es spielt keine Rolle. Vergiss es.«
    Für einen Moment kam mir in den Sinn, dass diese ganze Sexsache vielleicht nur ein Trick gewesen war, damit sie mich ihrem Vater vorstellen konnte. Es wäre dann nicht mehr wichtig, dass sie sich nur von Geleefrüchten und schwarzem Kaffee ernährte, jede Hausarbeit in der Schule zu spät abgab und nicht genug schlief, denn irgendetwas musste sie ja richtig machen, wenn sie mit jemandem wie mir ausging. Ich will jetzt nicht angeben oder so, aber auf dem Papier bin ich ziemlich sicher ein total perfekter Freund, wie aus dem Lehrbuch. Ein bester Kumpel wie aus dem Lehrbuch. Ältester Sohn wie aus dem Lehrbuch. Ich bin immer lehrbuchmäßig genau das, was die anderen von mir erwarten.
    Andererseits war gerade Jeane die einzige Person in meinem Leben, die nicht von mir erwartete, in irgendetwas perfekt zu sein. Und sie war immer ehrlich zu mir, brutal ehrlich. Sie hatte viele Fehler, aber linke, hinterhältige Tricks gehörten nicht dazu. Wenn sie etwas von mir wollte, fragte sie mich immer ganz direkt, außer wenn die Sache, die sie wollte, für sie selbst zu schwer in Worte zu fassen war. Ich wusste das, weil ich langsam anfing, sie zu begreifen.
    »Möchtest du gerne, dass ich mitkomme zu dem Treffen mit deinem Vater?«, fragte ich sanft. »Nach dem Motto: Gemeinsam ist man doppelt so stark, und so?«
    Ich dachte schon, sie würde schlafen, bis sie meinen Bizeps küsste, denn dieser Teil von mir lag ihrem Mund am nächsten. »Es wird aber eine echte Qual sein, und wir müssen zu Garfunkels gehen, weil er völlig besessen von der kostenlosen Salatbar ist.«
    »Das ist schon in Ordnung. Ich mag Salat. Und überhaupt, du hast ja auch meine Eltern getroffen. Deinen Vater zu treffen, ist da nur so etwas wie Wiedergutmachung.«
    »Also, du musst nicht … Ich meine, ich erwarte das nicht von dir, weil wir ja nicht richtig miteinander gehen und es jetzt dann mal an der Zeit wäre, meinen Vater kennenzulernen, oder so.«
    »Ja, das weiß ich, aber wenn du möchtest, komme ich mit.«
    Es entstand eine weitere Pause, dann küsste Jeane noch dreimal meinen Bizeps und streichelte meinen Arm mit ihrer Wange. »Ja, das möchte ich gern.«
    Mir war gar nicht bewusst gewesen, wie angespannt ich gewesen war, bis sie mir antwortete. Jetzt entspannte ich mich wieder. »Okay. Cool.«
    »Cool«, sagte sie. »Und kannst du jetzt endlich mal die Klappe halten, damit ich wenigstens noch ein kleines bisschen Schlaf bekomme?«

21
    Erst jetzt, wo wir so komplett die Kontrolle über unser gegenseitiges Begehren aufgegeben hatten, musste ich wirklich zugeben, dass ich GANZ ENORM in Michael Lee verknallt war. Das passierte ungefähr zehn Minuten nachdem er am nächsten Morgen aufgewacht war. Ich war schon seit Stunden auf, eigentlich seit Minuten, wenn wir es genau nehmen wollen, hockte an seinem Schreibtisch und lud die Fotos auf Flickr, die ich am Abend zuvor gemacht hatte, als er sich im Bett aufsetzte, sich streckte und mich anstarrte, als ob er sich nicht ganz sicher war, wie ich ausgerechnet in sein Zimmer gekommen war. Es war interessant, in seinem Gesicht zu verfolgen, wie sich dort die Erinnerungen an die Ereignisse der letzten Nacht nach und nach abzeichneten, und

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